Glasfaserkabel direkt ins Gewerbegebiet

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Verteilerpunkt mit Glasfaserkabel: Vom Netzausbau in Bayern soll künftig auch die Wirtschaft stärker profitieren. In der neuen Gigabit-Initiative ist Kulmbach oberfränkische Pilotkommune. Foto: Daniel Reinhardt/dpa Foto: red

Private Nutzer wollen schnelle Internetanschlüsse. Die Wirtschaft im ländlichen Raum sieht beim Netzausbau aber noch dringenden Nachholbedarf. Der Freistaat startet daher für ausgewählte Pilotkommunen eine neue Gigabit-Initiative. Modellstadt für Oberfranken ist Kulmbach.

 
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Nach Angaben des bayerischen Finanz- und Heimatministeriums benötigen Unternehmen schon jetzt direkte Glasfaseranschlüsse. Und Bandbreiten über 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), damit sie im globalen Wettbewerb Schritt halten können. Daher stößt Minister Markus Söder nach dem Breitbandprogramm nun eine Gigabit-Förderung an. „Bayern setzt auf Glasfaserausbau“, verkündet Söder. „Um das Internet überall noch schneller zu machen, wollen wir mit einer pilothaften Gigabit-Förderung in ausgewählten Gewerbegebieten den Ausbau von Glasfaserleitungen bis in die Gebäude unterstützen.“

Ein Vielfaches der bisherigen Geschwindigkeiten

Erreichbar sein sollen Geschwindigkeiten von 1000 Mbit/s und mehr. In allen Regierungsbezirken wählte der Freistaat Pilotkommunen aus, mit denen die Gespräche bereits laufen, wie ein Ministeriumssprecher auf Kurier-Anfrage bestätigte. Die Pilotprojekte sollen in Ebersberg (Oberbayern), Hutthurm (Niederbayern), Biessenhofen (Schwaben), Neutraubling (Oberpfalz), Kulmbach (Oberfranken), Kleinostheim (Unterfranken) und Kammerstein (Mittelfranken) entwickelt werden. Das Förderprogramm stellt bis zu 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung.

Optimal, um beim schnellen Internet nachzusteuern

„Wir freuen uns natürlich, dass wir zu den ausgewählten Pilotgemeinden gehören“, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm auf Nachfrage. „Grundsätzlich ist die Gigabit-Initiative eine tolle Sache, um in Bereichen, in denen es aktuell vielleicht noch etwas zwickt, was schnelleres Internet angeht, nach zu steuern.“ Die Stadt sei mit dem zuständigen Ministerium in Gespräch und es habe bereits ein Gespräch im Rathaus stattgefunden. Dabei sei es aber zunächst um die Grundlagen gegangen: Wo ist ein weiterer Ausbau sinnvoll? Wie sieht es mit der Umsetzung aus? Welches Gewerbegebiet in der Stadt in den Genuss der Förderung kommt, stehe noch nicht eindeutig fest, da sich der Prozess erst am Anfang befinde. Die Stadt habe bereits an mehreren Förderprogrammen hinsichtlich des Breitbandausbaus teilgenommen, die teilweise noch nicht abgeschlossen seien, so der Oberbürgermeister.

"Es ist höchste Zeit"

Wolfram Brehm, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, findet die Gigabit-Initiative äußerst sinnvoll. „Es ist höchste Zeit“, sagte Brehm. Denn die Wirtschaft im ländlichen Raum habe hier großen Nachholbedarf und brauche eine bessere Infrastruktur. Zwar seien die Mieten und die Lebenshaltungskosten verhältnismäßig günstig. Aber im Vergleich zu Großstädten und Ballungsgebieten gebe es in Oberfranken noch einiges aufzuholen.

Nur mit schnelleren Internetleitungen könne die Region im globalen Wettbewerb bestehen. „Der Dienstleistungssektor und die Industrie brauchen höhere Geschwindigkeiten als 50 Mbit/s“, sagte Brehm. Werbeagenturen, Konstruktionsabteilungen und Onlinehändler könnten zum Beispiel von höheren Übertragungsgeschwindigkeiten profitieren. „Dazu braucht es aber auch Entscheidungsträger in den Kommunen, die das Thema als wichtig erkennen.“ Brehm, selbst Kulmbacher Stadtrat, sagt, die Stadt sei beim Breitbandausbau von Anfang an „vorne mit dabei gewesen“.

Das 30Mbit/s-Problem

Eine EU-Leitlinie aus dem Jahr 2013 ist jedoch dem Glasfasernetzausbau im Weg. Weil die EU grundsätzlich nur eine Förderung von Bandbreiten bis zu 30 MBit/s zulässt. Die EU stuft 30 MBit/s bereits als „schnelles Internet“ ein. Gewerbebetriebe benötigen aber häufig viel höhere Bandbreiten. Bayern will mit seiner Länderinitiative versuchen, die EU-Kommission von der Förderung höherer Bandbreiten zu überzeugen.

Oberfranken besitzt laut Ministerium einen Versorgungsgrad von 74,2 Prozent (Bayern: 81,4 Prozent) bei 30 MBit/s. Mindestens 50 MBit/s haben nur noch 63,1 Prozent (68,7). Alle oberfränkischen 214 Gemeinden sind bereits im Breitbandförderverfahren des Freistaats. 186 Kommunen haben schon einen Förderbescheid erhalten, dabei sind knapp 90 Millionen Euro an finanzieller Unterstützung zugesagt worden. Noch gut 66 Millionen Euro sind für den Bezirk verfügbar.

Wer bereist einen Fördersatz von 90 Prozent habe, behalte diesen als Kommune. Keine Kommune müsse mit einer Kürzung des Höchstbetrags rechnen.

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