Familie Renz: "Wir reiten nicht auf der Spendenwelle" Ein Zirkus, ein Jahr, zwei Notlagen

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Der Zirkus Renz steckt in Pegnitz fest. Kein Geld, kaum Besucher bei den Vorstellungen, ein kaputtes Fahrzeug, Todesfälle in der Familie (wir berichteten). Vor fast genau einem Jahr eine ähnliche Situation. Damals in Eckersdorf. Ein reiner Zufall? Ja, sagt Inhaberin Dunja Renz.

 
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Sie betont: „Wir reiten nicht auf einer Spendenwelle, das ist nicht unser Thema, wir möchten viel lieber wieder unterwegs sein und Gastspiele geben.“ Wie es weitergeht? Sie weiß es nicht. Sagt: „Wir sind im Moment am Ende.“

Diesmal ist der Kleintransporter kaputt

Auch im Januar 2016 war ein Fahrzeug defekt. Der große Laster, der die Zirkuswagen von einem Standort zum nächsten schippert. Der stand damals in Amberg in einer Werkstatt. Mit Spendenmitteln finanzierte die Familie die Reparatur. Jetzt, ein Jahr später, wieder ein Schaden. Diesmal ist der Kleintransporter betroffen. Eine Multifunktionsgefährt mit Anhänger. Um Futter und Sägespäne für die Tiere zu transportieren. Oder bei Umzügen den kleinen Wohnwagen, in dem die Tochter von Dunja Renz mit ihrem Baby lebt.

Autohaus: Das ist nicht unser Typ

Ob eine Reparatur noch möglich ist, wissen Dunja Renz und ihr Mann Renaldo nicht. Ein Pegnitzer Autohaus sagt, mit diesem Typ kennen sie nicht aus. „Wenn genügend Geld über Spenden kommt, müssen wir halt schauen, was geht und was nicht.“

Vor 13 Jahren schon mal da

Bevor sie kurz vor Weihnachten nach Pegnitz kam, war die Familie Renz in Höchstadt/Aisch, in Herzogenaurach, „in der ganzen Ecke da unten“ unterwegs. Dann der Entschluss, nach Pegnitz zu reisen: „Da waren wir vor 13 Jahren schon mal, mit viel Erfolg, mit vielen Zuschauern.“ Und: „Uns hat es damals hier schon gefallen.“

"Wir sind überwältigt"

Diesmal war der Erfolg nicht so groß, die Resonanz weit weniger ansprechend. Dennoch fühle man sich wohl hier. Ganz unabhängig von dieser Welle der Hilfsbreitschaft, die eine Facebook-Nachricht über Nacht auslöste. Futter, Kleidung, Gemüse, Obst, Eier, Schinken – „wir sind einfach überwältigt von der Art, wie uns hier unter die Arme gegriffen wird“, sagt Dunja Renz.

Nicht dem Staat auf der Tasche liegen

Vor einem Jahr wandten sie sich ans Jobcenter, bezogen für einen befristeten Zeitraum Arbeitslosengeld. Diesmal wollen sie das nicht: „Wir möchten dem Staat nicht auf der Tasche liegen, wir wollen reisen und spielen.“ Angesichts der Spendenflut sei dieser Schritt im Moment nicht geplant.

Zusatzvorstellung

Der Zirkus wartet nicht nur auf Spenden. Er wird auch aktiv, gibt am kommenden Samstag um 15 Uhr trotz der prekären Lage noch eine Zusatzvorstellung. Erwachsende zahlen zwölf Euro, Kinder zehn Euro, ab dem dritten Kind gibt es einen Familienrabatt. Und am Sonntag findet um 14 Uhr eine Veranstaltung statt, für die der Pegnitzer Stefan Hacker Eintrittskarten im großen Stil gekauft hat.

Hilfe tut Not, sagt auch ein Tierschützer

Andreas Brucker, Geschäftsstellenleiter und Präsidiumsmitglied beim Landesverband Deutscher Tierschutz Bayern versteht die Welt nicht mehr: „Ich bin natürlich grundsätzlich gegen Tiere im Zirkus. Ich bin da überhaupt kein Freund davon. Aber wenn die Menschen und die Tiere Hilfe brauchen, dann sollen sie die doch auch bekommen. Ich bekomme einen richtigen Hals, wenn sich dann auch noch sogenannte Tierschützer zu Wort melden, dass man doch selber schuld an der Misere sei. Und dass Tiere eben nichts im Zirkus zu suchen haben und man vor dem Hintergrund des Tierschutzes deswegen auch keine Hilfe leisten müsste. Das ist eine bodenlose Frechheit“, ist Bruckner über Kommentare auf Facebook bezüglich des Zirkus Renz empört.

Er bringt Heu und Futter

Er selber wird jetzt auch Heu und Hundefutter zum Zirkus bringen. Und er fügt hinzu, dass Zirkusleute ein eigenes Volk seien, die ums Überleben kämpfen müssen.

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