Beschäftigte kämpfen weiter
Die Mitarbeiter sind an diesem Freitag, trotz der Schock-Nachricht einen Tag zuvor, in großer Zahl zur Arbeit gekommen. „Der Produktionsausstoß wird heute sicher keinen Rekord brechen“, sagt Walberer. „Heute geht es darum, dass die Kollegen miteinander reden.“ Das sei besser, als sie ein verlängertes Wochenende grübeln zu lassen. „Sie sollen sich nicht allein gelassen fühlen“, sagt der Betriebsrats-Chef. „Auf uns Betriebsräte und Gewerkschafter ruhen jetzt viele Hoffnungen.“ Auch andere wollen dazu beitragen, dass die Beschäftigten nicht in ein Loch fallen. Die Arbeitsagentur wird ein eigenes Büro bei der BAT eröffnen.
Die Versichertengemeinschaft muss Millionen aufbringen
Doch Walberer weiß sehr genau, wer im Bayreuther BAT-Werk arbeitet. Ein Großteil der Belegschaft arbeite schon lange hier, habe „sehr spezifische Aufgaben“, sagt Walberer. Erledige Arbeiten, die es in anderen Unternehmen gar nicht gibt. Anette Kramme, Bayreuther SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, wird deutlicher: „Viele haben zwar eine Ausbildung, aber sie sind durch die lange Zeit bei der BAT dequalifiziert.“ Die Transfergesellschaft werde der Versichertengemeinschaft Millionen kosten - die BAT will Kramme nicht ungeschoren davonkommen lassen. „Ich habe die Erwartung, dass das Unternehmen hinreichend Geld für die Qualifizierung und Bildung seiner Mitarbeiter zur Verfügung stellt.“
Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sagt: Sie hoffe, dass möglichst viele von Kündigungen betroffene BAT-Mitarbeiter in anderen Bereichen Arbeitsplätze finden. Aber: „Industriearbeitsplätze gibt es in Bayreuth eher wenige.“ Verwaltungsmitarbeiter hätten derzeit wohl eine bessere Ausgangsposition. Sorgen macht sie sich auch um die Frauen, die etwa ein Drittel der Belegschaft in der Produktion ausmachen. „Sie sind nicht selten seit 20,30 Jahren hier beschäftigt und können nach der langen Zeit nicht einfach in den Beruf zurück, den sie einmal gelernt haben.“ Umso wichtiger sei es nun, dass die Transfergesellschaft kommt. Wenn man denn etwas Positives sehen wolle: Die über 30 Auszubildenden sollen ihre Lehre abschließen können. Bei der BAT in Bayreuth, in der Hamburger Unternehmenszentrale oder bei anderen Firmen.
Die Verkündung im Wortlaut:
Schnelle Ergebnisse - "sonst kracht's hier"
Zeit ist für Michael Grundl jetzt ein Kriterium. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten drückt aufs Tempo: Bis Ende August sollen die Gespräche mit dem BAT-Management über die Transfergesellschaft und die andere Absicherungsmaßnahmen für die Mitarbeiter abgeschlossen sein. Sonst werde die Gewerkschaft zu Aktionen aufrufen. Grundl: „Um es mal klar zu sagen: Wenn bis Ende August keine Ergebnisse vorliegen, dann kracht’s hier.“
Info: Am Donnerstag hatte die BAT bekannt gegeben, dass sie die Produktion am Standort Bayreuth weitgehend stilllegen wird. Ab Ende 2017 werden schrittweise 950 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren. Das Unternehmen begründet das mit der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Betriebsrat und Gewerkschaft kritisieren die Entscheidung scharf: Das Bayreuther Werk sei hochprofitabel.
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