Kein Sprengstoff im Rucksack
Zu dem Zeitpunkt hatten Beamte den Amokläufer längst gefunden, in einer Nebenstraße nicht weit entfernt vom Tatort. Sie bargen deshalb lange seine Leiche nicht, weil ein roter Rucksack neben ihr lag und sie befürchteten, dass dort Sprengstoff versteckt sein könnte. „Es war keiner drin“, sagte der Polizeipräsident am Tag danach.
Etwa fünf Kilometer von dem Ort, an dem er sich selbst richtete, lebte Ali David S., mit seinen Eltern und seinem Bruder an einer viel befahrenen Straße in der Maxvorstadt. Die Wohnungen liegen in schön sanierten Häusern, ein Luxus-Auto-Handel ist im Erdgeschoss. Die Nachbarn sahen immer den Vater und den Sohn, beide meist alleine. Eine Freundin haben sie nie gesehen. Aufgefallen ist S. weder der Polizei noch seinen Nachbarn, sie beschreiben ihn als normal. Die Wohnungen gelten den etwas betuchteren Nachbarn als sozialer Brennpunkt. Denn wie üblich bei gehobenen Sanierungen müssen etwa 20 Prozent der Wohnfläche einige Jahre für sozial Schwächere zur Verfügung gestellt werden. Ob Ali David S. überhaupt dazu gehörte, steht nicht fest.
"Ein Einzelgänger"
Der Vater M. (46) ist Kleinunternehmer, fährt Taxi, und er trägt einen anderen Namen. In der Tiefgarage steht neben den Luxuswagen anderer auch eine BMW-Limousine, die helle Taxifarbe mit schwarzer Folie überklebt. „Das fährt er kaum“, sagt ein Mann, der die Garage mitbenutzt. Überhaupt hat er den Amokläufer meist alleine gesehen. „Ein Einzelgänger.“ In seiner Jugend wurde er beklaut, vor vier Jahren verprügelten ihn zwei Jugendliche. Anzeichen von Mobbing könne man nicht sicher darin sehen, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.
Quellen sagen, dass er vor einigen Tagen seinen Abschluss nicht geschafft habe
Ein Augenzeuge des Amoklaufes will gehört haben, dass S. schrie, er sei sieben Jahre lang gemobbt worden und von der Schule geflogen. Andere Quellen sprechen davon, dass er vor einigen Tagen seinen Abschluss nicht geschafft habe. Dass er Zeitungen ausgetragen habe, bestätigen die Nachbarn. In einem Video, das Augenzeugen während des Amoklaufes gedreht haben, ist zu hören, wie er von einem Dach aus „ich bin ein Deutscher“ schreit. Ein anderer Augenzeuge will gehört haben, wie Ali David S. „ich hasse Türken“ geschrien hat.
Die Eltern seien nicht vernehmungsfähig
Wie die Tat genau ablief, versuchen Ermittler mit Mantrail-Hunden festzustellen. Ebenso den letzten Weg des Ali David S., der sich, verfolgt von Polizisten, die Pistole mit der linken Hand an den Kopf drückte und sich selbst tötete. Seine Eltern seien nicht vernehmungsfähig, sagte der Polizeipräsident. Sie haben jetzt einen Sohn, der „schuld an dem Tod vieler ist“.
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