Wut, Trauer, Schweigen: So reagieren BAT-Mitarbeiter BAT: "Ich habe keine Hoffnung mehr"

Von K. Wojczenko und M.-C. Fischer

Wut, Trauer und vor allem Schweigen. Am Tag nach der Nachricht, dass das Bayreuther BAT-Werk die Produktion schrittweise nach Osteuropa verlagern soll, sind das die Reaktionen der Menschen, die es am meisten betrifft: der Mitarbeiter.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Vor dem Werkstor will nach der Schicht niemand mit der Presse sprechen, schon gar nicht mit einem Filmteam. „Wir wissen keine Details“, „kein Kommentar“, „wir werden es erst am Donnerstag erfahren“, sagen die meisten Mitarbeiter. „Seid mir nicht bös’, aber momentan geht’s nicht“, sagt ein kräftiger Mann. Er klingt traurig.

Das große Schweigen

Auch die lokalen Handelspartner hüllen sich in Schweigen, wollen, können nichts sagen - oder trauen sich nicht. Klar ist: Nicht nur für die Mitarbeiter von BAT wäre die Verlagerung ein harter Schlag. Transportunternehmen und Handwerker aus der Region, die Reinigungsfirma, der Sicherheitsdienst, der Kantinen-Betreiber, sie alle würden einen großen Kunden verlieren.

Welches Auftragsvolumen den Betrieben in der Region künftig fehlen könnte, konnte das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Bayreuth am Donnerstag nicht beziffern.

"Wir haben alle Angst"

Etwas abseits des Firmengeländes, geschützt vor Blicken und Werkskameras, reden ein paar BAT-Mitarbeiter dann doch, wenn auch unter der Voraussetzung, dass ihre Namen nicht in der Zeitung erscheinen.

„Was meinen Sie, wie die Stimmung ist?“, fragt eine Frau, die aus der Frühschicht kommt. „Wir haben alle Angst, die Alten wie die Jungen. Aber ich kann nicht viel sagen, wir müssen bis Donnerstag warten.“ Am Donnerstag wird die Betriebsversammlung stattfinden, sagt ein Mitarbeiter.

Mitarbeiter werden am Donnerstag offiziell informiert

Das sei die einzige Stellungnahme, die er heute von seinem Chef bekommen habe: Am Donnerstag werden die Mitarbeiter informiert, irgendwo auf dem Gelände der BAT.

Der Mann geht davon aus, dass die Betriebsversammlung um 13 Uhr stattfinden wird, dass die Spätschichtler deshalb eine Stunde früher kommen müssen. So sei das üblich bei BAT-Betriebsversammlungen, so sage es der Flurfunk. „Offiziell wissen wir die Uhrzeit noch nicht.“

"Wir erfahren alles aus den Medien, niemand redet mit uns"

Er ist stinksauer: „Das ist eine Sauerei.“ Was ihn so sauer macht: „Dass wir alles erst aus den Medien erfahren und niemand mit uns Mitarbeitern redet.“

Diese Enttäuschung darüber hat auch eine BAT-Mitarbeiterin gegenüber Radio Mainwelle geschildert. Auch sie will anonym bleiben, aus Angst um den Job, um die Abfindung. Aus ihrer Sicht geht ein Schnitt durch die Belegschaft.

Die Mittelalten trifft es am härtesten

Da gebe es die Alten, die sich mit Vorruhestand und Altersteilzeit anfreunden können, sich daher loyal und zurückhaltend verhielten. Die Jungen, die sich sagten: Lieber jetzt als in zehn Jahren, wenn ich schwerer eine andere Arbeit finde. Und die Mittelalten, die sich jetzt schon schwerer tun, die Familie haben.

Der eine Mann, der dann doch mit dem Kurier gesprochen hat, arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei der BAT. Das Haus ist noch nicht abbezahlt, die Kinder studieren noch. Die Arbeit am Dienstag war furchtbar, sagt er. „Keiner hat Bock, da war Wut, Trauer, alles gemischt.“ Mitarbeiter seien in Grüppchen beinander gestanden, unmotiviert. Die Jungen seien völlig verängstigt.

Keine Gewissheit, keine Hoffnung

Dass es mit der BAT in Bayreuth zuende geht, daran hat er keine Zweifel. „Ich habe keine Hoffnung mehr.“ Auch wenn die BAT den entsprechenden Online-Bericht der Zeitung „Die Welt“ vom Montag offiziell bislang nicht bestätigt hat, der sich auf eine Quelle im Aufsichtsrat beruft.

Dass das Bayreuther Werk hochproduktiv ist, lässt er nicht gelten. Das habe sich vor allem auf die Zeit vor dem 20. Mai bezogen. Seitdem dürfen die Zigarettensteller auch in Deutschland nur Verpackungen mit Schockbildern herstellen. „Deshalb haben wir vorproduziert.“ In letzter Zeit sei die Produktion aber heruntergefahren, diese Woche die Nachtschicht gestrichen worden. „Wir wussten, dass wir auf dem Prüfstand stehen.“

Dann sagt er noch etwas, der wütende Mann: „Vielleicht war das von oben gewollt, dass wir es über die Medien erfahren. Damit die Wut bis Donnerstag weg ist. Da könnten sonst verschiedene Sachen passieren.“ Wenn 1400 Menschen tatsächlich hören, dass viele ihre Arbeit verlieren werden.

Mehr zum Thema:

"Kämpfen bis zum letzten Moment": Das sind die ersten Ideen

Reaktionen aus Politik und Wirtschaft

Vor der Katastrophe: Ein Kommentar von Frank Schmälzle

Video: Die acht Meilensteine der BAT in Bayreuth

Bilder