Niemand leidet am Schachbrett so schön wie Vidit Gujrathi. Im kanadischen Toronto ist der 29-jährige Inder einer der acht Kandidaten, die sich im „offenen“ Turnier, de facto im Männerturnier, um das Recht bemühen, Herausforderer des chinesischen Weltmeisters Ding Liren zu werden. In der Partie gegen Jan Nepomniachtchi war es mal wieder so weit. Vier Stunden lang wehrte Gujrathi sich zäh gegen seinen russischen Konkurrenten, dann griff er in Zeitnot doch fehl. Als er es bemerkte, begann ein herzzerreißendes Schauspiel. Das Ringen der Hände, der leere Blick ging in die Weite des Saales, dann bohrte er sich ins Schachbrett, als ließe sich doch noch ein Ausweg finden. Vergebens. Der Kopf verschwand in den Händen. Kein Shakespeare-Schauspieler kann der Verzweiflung beeindruckendere Posen abgewinnen.