Warnstreik in Creußen Beschäftigte wollen mehr als den Mindestlohn

Knapp 40 Teilnehmer gab es beim Warnstreik bei CWS Healthcare in Creußen. Foto: sts/Stefan Schreibelmayer

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die 23.000 Beschäftigten in der Wäschereibranche ist ergebnislos zu Ende gegangen. Einen ersten Warnstreik gab es am Dienstag auch in Creußen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rote Gewerkschaftsfahnen und -banner wehen im immer wieder auffrischenden Wind, mit Ratschen und Trillerpfeifen machen die Beschäftigten von CWS Healthcare im Creußener Ortsteil Ottmannsreuth ihrem Unmut Luft. Die Gewerkschaft IG Metall hat zu einem Warnstreik aufgerufen, nachdem auch die zweite Tarifrunde vor wenigen Tagen für die sogenannten Textilen Dienste, also Wäschereien, gescheitert ist.

Knapp 40 Menschen sind auf die schmale Straße vor dem Gelände der Spedition Maisel gekommen, auf dem auch CWS beheimatet ist. Keine schlechte Zahl angesichts von Urlaubszeit und der Tatsache, dass 90 Menschen an diesem Standort des Konzerns arbeiten, der insgesamt rund 11.700 Mitarbeiter hat, findet Betriebsrätin Ilona Cokoja. Es herrsche ein guter Zusammenhalt in der Truppe.

Verhandlungsführerin vor Ort

Deshalb machen auch so viele mit, nachdem die Gewerkschaft IG Metall dazu aufgerufen hatte, die Frühschicht eine halbe Stunde früher zu beenden und mit der Spätschicht eine halbe Stunde später zu beginnen. Aus Frankfurt war extra Miriam Bürger angereist, die als Gewerkschaftssekretärin die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 23.000 Beschäftigten führt.

Warum gerade Creußen? „Weil die Belegschaft hier Lust hat mitzuziehen“, sagt sie auf Kurier-Nachfrage. Das sei kein Wunder, nachdem die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde erneut ein inakzeptables Angebot vorgelegt hätten, das im laufenden Jahr lediglich eine Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro in Raten sowie für 2024 und 2025 Lohnerhöhungen von zusammen rund 250 Euro im Osten und 185 Euro im Westen beinhaltet. Dagegen fordert die Gewerkschaft acht Prozent mehr Lohn, mindesten aber 300 Euro im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Viele mit zweitem Job

Das wäre dann der nötige Schluck aus der Pulle, für den die Kolleginnen und Kollegen auch bereit seien, länger zu streiken, betont Betriebsrätin Ilona Cokoja. Schließlich würden aktuell nur Löhne knapp über dem Mindestlohn bezahlt – das ist der Branchentarif. Es gebe nicht wenige, die sich einen zweiten Job gesucht hätten, um über die Runden zu kommen. Spürbare Lohnerhöhungen habe es seit Jahren nicht gegeben, ergänzt eine andere Mitarbeiterin. Und das in Zeiten so hoher Inflation.

Mit der Folge, so Gewerkschafterin Miriam Bürger, dass immer mehr Beschäftigte sich besser bezahlte Jobs in anderen Branchen suchen. Das verschärfe den bereits bestehenden Arbeitskräftemangel bei den Wäschereien zusätzlich. Denn deren Geschäftsmodell habe Zukunft. Bei CWS in Creußen beispielsweise wird unter anderem Berufskleidung und Wäsche von Krankenhäusern und Altenheimen gereinigt. Für Miriam Bürger gehören die Mitarbeiter damit zur öffentlichen Daseinsvorsorge.

Bis zum Umfallen

Außerdem gehe es der Branche gut. CWS zum Beispiel weist auf seiner Homepage für 2022 einen Umsatz von 1,37 Milliarden Euro und für 2021 einen operativen Gewinn von 181 Millionen Euro aus. „Da könnte man euch doch Respekt und Anerkennung zollen und zugleich dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem man einer ordentlichen Tariferhöhung zustimmt“, ruft Miriam Bürger den Streikenden zu. Stattdessen komme von den Arbeitgebern neben einem miesen Angebot auch noch die Forderung, die geltenden Altersteilzeitregelungen abzuschaffen. „Ihr sollt bis zum Umfallen arbeiten“, ruft Miriam Bürger.

Für ihre kämpferische Rede, gehalten auf einem Autoanhänger, gibt es viel Applaus sowie Krach aus den Trillerpfeifen und Ratschen. Die Streikenden, überwiegend Frauen, haben klargemacht, dass sie bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen. Und das jederzeit wieder, betont Betriebsrätin Ilona Cokoja.

Autor

Bilder