Wahl im Ahorntal Glücksgefühle und tiefer Frust

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 Quelle: Unbekannt

KIRCHAHORN. Grüne Glücksgefühle am Sonntagabend in Kirchahorn. Händeschütteln im Akkord, Blumensträuße, Umarmungen, strahlende Gesichter, zum Teil auch Sprachlosigkeit. Die überwältigende Mehrheit für Florian Questel bei der Bürgermeisterwahl sorgte für Emotionen am Fließband. Und für bedrückte Mienen auf der anderen Seite.

 
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Funktionsträger der Grünen waren aus der ganzen Region ins Ahorntal gereist, um Questels zumindest in der Höhe völlig überraschenden Erfolg hautnah mitzuerleben. So auch der Landtagsabgeordnete Tim Pargent. Er warnt im Kurier-Gespräch davor, vorschnell von einem grünen Ahorntal zu sprechen: „Man darf nicht vergessen, dass es sich hier um eine Persönlichkeitswahl gehandelt hat.“

Dennoch sei das Ergebnis natürlich ein „deutliches Signal“ vor der Kommunalwahl in gut einem Jahr. Die Grünen mit ihrem erst vor einigen Monaten gegründeten Ortsverband „werden hart arbeiten, um die Bürger zu erreichen“.

In dieser Deutlichkeit habe sie Questels Wahl nun wirklich nicht erwartet, sagt Susanne Bauer aus Pegnitz, Sprecherin des Bezirksvorstandes der Grünen – „das war im Oktober nicht absehbar“. Und auch wenn es, „ganz klar“, bei einem Bürgermeisterkandidaten in erster Linie um die Einzelperson gehe, das Resultat sei schon auch ein Zeichen dafür, dass sich die Grünen grundsätzlich im Aufschwung befänden. Das dokumentiere ja auch der Erfolg des Volksbegehrens für die Artenvielfalt. Warum ist das so? „Weil wir Themen sachbezogen anpacken“, so Bauer.

Die Enttäuschung bei Gudrun Brendel-Fischer hält sich in Grenzen. Weil sie damit gerechnet habe, wenn auch nicht in dieser Größenordnung, so die CSU-Landtagsabgeordnete, die Stephan Wickles von der Wahlgemeinschaft Ahorntal unterstützt hatte. Und das, obwohl dieser vor einigen Jahren aus dem Ortsverband der Christsozialen ausgeschlossen worden war nach „persönlichen Differenzen“.

Brendel-Fischer sieht darin auch eine Ursache für das schlechte Abschneiden: „Die CSU hatte sich gegen einen hauptamtlichen Bürgermeister ausgesprochen und keine eigene Kandidatur angemeldet.“ Dass sich der Ortsverband aus dem Wahlkampf „förderlich rausgehalten hat“, sei der Tatsache geschuldet, dass Wickles die Gemeinderatsfraktion verlassen hatte, was zum Parteiausschluss führte. Ein Nachteil sei für ihn „natürlich“ auch gewesen, „dass er für die Probleme im Gemeinderat mitverantwortlich gemacht wurde“. Florian Questel attestiert sie einen „guten Wahlkampf“, sie wünsche ihm „alles Gute“.

Tief saß der Frust im Lager der Verlierer. Am Ausgang der Wahl seien die Medien nicht ganz unschuldig, sagte Thomas Nägel, Sprecher der CWU-Fraktion, für die Stephan Wickles als Parteiloser im Gemeinderat sitzt. Zu vieles sei einseitig dargestellt worden im Nachklang des Rücktritts der drei Bürgermeister und des unfreiwilligen Ausscheidens von Verwaltungsleiter Thomas Förster. Zu viel negative Eindrücke seien daher am Gemeinderat und damit auch an Wickles hängen geblieben. Der spricht von einer „Schlappe, die ich aushalten muss“. Dass er im kommenden Jahr noch einmal für den Gemeinderat kandidiert, könne er sich im Moment nicht vorstellen. 

Wahlsieger Questel will jetzt umgehend seinen Arbeitsplatz im Rathaus einrichten und dann durchstarten. Indem er sich in die aktuellen Themen so schnell wie möglich einarbeitet, indem er viele Gespräche führt mit jenen, mit denen er ab sofort täglich zu tun haben wird. Keine Zeit verlieren, ist seine Devise: „Und ich will die von mir versprochene Transparenz auch umsetzen, will bald eine Bürgerversammlung anberaumen.“

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