Die Kirche St. Thomas von Aquin ist eine besondere Kirche. Zum einen, weil hier die Gottesdienste noch sehr gut besucht sind: Es kommen 20.000 Menschen im Jahr. „Wir haben hier eine Quote von 60 Prozent“, sagt Kirchenpfleger Hans Hümmer mit Blick auf die Zahl der Gläubigen am Ort. Zum anderen ist die St.-Thomas-Kirche seit einigen Jahren auch Autobahnkirche, was weitere 20.000 Menschen nach Trockau lockt. Und denen könne man nicht zumuten, in der kalten Jahreszeit ein Gotteshaus mit Temperaturen im Minusbereich aufsuchen zu müssen. So sieht das auch Pfarrer Joseph Hell als Vorsitzender der Kirchenstiftung Trockau.

Thema schon zwei Jahre im Blick

Er und Hümmer haben das Thema Geothermie schon seit zwei Jahren im Blick. Weil die alte Elektroheizung an den Sitzbänken nicht so aufgerüstet werden kann, dass es in der kalten Jahrenszeit nicht „sehr frostig zugeht“, so Kirchenpfleger Hans Hümmer. Auch der Denkmalschutz spielt eine wichtige Rolle, weil die Kirche in bevorzugter Lage auf einem Felssporn steht, weil sie sowohl für Wanderer aus Richtung der Hohenmirsberger Platte wie für Autofahrer aus Süd und Nord auf der A9 von weither sichtbar ist. Deshalb kann die Gemeinde nicht einfach Kamine oder Unterstellmöglichkeiten für Holzpellets oder Heizöl errichten. Pfarrer Hell und Kirchenpfleger Hümmer wandten sich daher an die Erzdiözese. Klar, eine Energiegewinnung zu Heizzwecken über Erdwärme sei zwar zunächst teurer als andere Modelle. Doch langfristig rechne sich diese Investition. In Bamberg zeigte man sich aufgeschlossen für dieses Vorhaben und segnete es ab, sicherte zugleich eine hohe Förderung zu. Auf einer Länge von 90 Metern werden 16 Löcher gebohrt, 90 Meter tief. Anders als sonst in der Karst- region mit ihren vielen Hohlräumen seien die Bohrungen in Trockau kein Problem, weil die Kirche auf soliden Doggersandstein steht. „Da gibt es keine Hohlräume.“ Und die Kirchenstiftung ging auf Nummer Sicher, gab ein Gutachten über die Machbarkeit in Auftrag, das dann noch einmal durch ein Gegengutachten überprüft wurde.

Insgesamt nehmen Erzdiözese und Kirchenstiftung mehr als 450.000 Euro in die Hand. Das Erdwärmeprojekt schlägt mit 250.000 Euro zu Buche, rund 200.000 Euro fließen in die Sanierung des Kirchturms. Dort muss auch das Dach erneuert werden – die Eternit- und Asbestschiefer haben ihre Schutzschicht verloren. „Damit drohen Schäden am Dachstuhl“, sagt Hans Hümmer. Zudem seien die verwitterten Kunstschieferplatten für ein viel besuchtes Denkmal eher unattraktiv.

Schon die Einrüstung kostet mindestens 30.000 Euro

Und wenn man schon dabei ist: Auch die Turmfassade muss renoviert werden, „der Putz blättert großflächig ab“. Allein die Einrüstung des Turms kostet 30.000 bis 40.000 Euro. Und daher versucht die Stiftung, noch weitere Geldgeber anzuzapfen, zum Beispiel die Oberfrankenstiftung. Hümmer ist optimistisch: „Es gibt positive Signale“. Und so dürfte die Kirchenstiftung am Ende nur etwa 20 Prozent der Kosten tragen müssen.

Benno Strehler, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Hof, weiß von dem Vorhaben. Die Anfrage aus Trockau ist schon bald zwei Jahre alt. „Wir haben damals bestätigt, dass Bohrungen bis zu 100 Meter Tiefe wohl unbedenklich sind“, sagt er. Wenn das Projekt nun konkret wird, müsse das Landratsamt informiert werden, „das dann wiederum uns einschaltet“. Grundsätzliche Bedenken bestehen aus seiner Sicht nicht.

„Das ist der nächste Schritt“, sagt dazu Kirchenpfleger Hans Hümmer. Erst habe man die Finanzierung sichern müssen, jetzt gehe es um die Umsetzung. Man brauche eine Bohrgenehmigung und dafür im Vorfeld ein weiteres geologisches Gutachten. Der Auftrag sei bereits erteilt, in Absprache mit einer Fachfirma aus Kulmbach, die erstklassige Referenzen vorweisen könne. Er habe sich in Bamberg erfolgreich dagegen ausgesprochen, das Projekt allgemein auszuschreiben: „Da müssen Profis ran.“

Hümmer geht davon aus, dass alle baurechtlichen Vorgaben innerhalb der nächsten acht Wochen über die Bühne gehen – und dann bis zur Fernsehübertragung des Gottesdienstes aus der Trockauer Kirche am 3. Juli alles abgeschlossen ist.

Das sagt der Experte

Nicht alle stehen der Gewinnung von Erdwärme im großen Stil positiv gegenüber. Können die Bohrungen Schäden in tieferen Schichten des Erdbodens anrichten? Stecken unkalkulierbare Risiken hinter Geothermieprojekten? Experte Dr. Thomas Röckel vom Bayreuther Hydrogeologiebüro Piewak und Partner rät zur Gelassenheit. Bei rund 20 000 Vorhaben dieser Art bundesweit sei es gerade einmal in zwei Fällen zu echten Problemen gekommen – „das sagt schon sehr viel über mögliche Gefahren“. Diese wären dann gegeben, wenn Schichten betroffen sind, die durch wechselnde Wassermengen zum Aufquellen neigen, oder wenn der Grundwasserspiegel nahe an der Oberfläche liegt.

Wenn wie im Fall der Trockauer Kirche Doggersandstein im Spiel ist, müsse man „gar nichts befürchten“. Ganz im Gegenteil: Aus Röckels Sicht ist diese Form der Gewinnung von Heizenergie höchst umwelt- und damit auch naturschonend.