Vorsitzender erklärt das Geschäftsmodell der Gesellschaft Senivita verkauft Hummeltaler Altenheim

Von Thorsten Gütling
Das Senivita-Altenheim in Hummeltal: Vor einem Jahr wurden die Pflegestationen zu Wohnungen umgebaut. Jetzt werden sie verkauft. Ein normaler Vorgang, sagt einer der Vorsitzenden und versichert: „Noch mindestens 17 Jahre lang wird sich für die Bewohner nichts ändern.“ Foto: Archiv/Wittek Foto: red

Das Altenheim im Hummeltal wird verkauft. Das bestätigte Eberhard Jach von der Unternehmensgruppe Senivita dem Kurier auf Nachfrage. Jach sagt: „Für die nächsten 17 Jahre ändert sich für die Bewohner nichts.“ Und erklärt das Geschäftsmodell von Senivita.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Seit drei Jahren gibt es das St. Florian in Hummeltal. Auf 20 Jahre hat es der Betreiber, die Senivita Sozial, eine GmbH der Senivita-Gruppe, gepachtet. Mit Option auf zehn weitere Jahre. Vor einem Jahr wurde das Haus umgebaut. Aus den früheren Pflegestationen und Zimmern wurden abschließbare Appartements. Die sollen jetzt verkauft werden, als Eigentumswohnungen sozusagen.

"Hummeltal ist nicht verkäuflich"

Das Besondere daran: Noch vor zwei Jahren hatte Senivita-Geschäftsführer Horst Wiesent auf Kurier-Nachfrage erklärt: „Hummeltal ist nicht verkäuflich.“ Damals wirkte Wiesent Gerüchten entgegen, wonach der Hummeltaler Einrichtung ein Verkauf drohe, wie zuvor in Pottenstein, Waischenfeld und Pegnitz geschehen. Wiesent zufolge habe es sich bei den anderen Heimen um sogenannte „Altfälle“ gehandelt. Um Einrichtungen also, die noch mit privaten Geldern gebaut wurden. Das Hummeltaler Haus hingegen sei Eigentum der Senivita Sozial - einer gemeinnützigen Gesellschaft. Und deren Einrichtungen könnten nicht einfach so verkauft werden.

Verkaufen und immer neue Häuser bauen

In diesem Jahr hat sich das geändert. Die Senivita Social Estate, eine Aktiengesellschaft, wurde gegründet. Vorsitzender Eberhard Jach erklärt, was es mit der neuen Gesellschaft auf sich hat: „Sie baut, teilt auf, verpachtet und verkauft.“ Wo bereits gebaut und verpachtet ist, muss nur noch aufgeteilt und verkauft werden. „Der Verkauf“, sagt Jach, „ist das ureigene Ziel der neuen Gesellschaft.“ Sprich: Sie wurde gegründet, um Immobilien gewinnbringend zu verkaufen. Damit soll Senivita immer neues Geld bekommen um weitere Häuser zu bauen. Bis zu fünf will Senivita jedes Jahr bauen. Vor allem in Baden-Württemberg und Österreich.

Wertvoll werden die Wohnungen durch den Betreiber

Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Betreiber der Häuser, früher Senivita Sozial, heute Senivita Social Care genannt. Sie geht mit dem Eigentümer, Senivita Social Estate, langfristige Pachtverträge ein. Von 20 Jahren ist die Rede. Drei davon sind in Hummeltal jetzt um. Vor kurzem wurde dort das Pflegekonzept „Altenpflege 5.0“ eingeführt, eine Senivita-Version des Betreuten Wohnens. Die Appartements sind abschließbar. Wer Hilfe benötigt, erhält Besuch vom Pflegedienst. Wer Gesellschaft sucht, fährt mit dem Aufzug in die Tagespflegestation im Erdgeschoss. Menschen sollen selbstbestimmter altern, heißt es. Weil der Gesetzgeber das fördert, gibt es für ambulante Pflege fast doppelt so viel Geld wie für eine Unterbringung auf einer Altenpflegestation.

Die Hoffnung der Investoren, dass der Staat das Modell auch künftig unterstützt und zudem für mindestens 20 Jahre sichere Mieteinnahmen fließen, lassen den Wert der Immobilien steigen. Jedes Senivita-Haus hat im Schnitt 48 Wohnungen zu je 34 Quadratmetern Größe. Anleger sollen die Wohnungen für jeweils 100.000 Euro kaufen. Senivita macht dann rund vier Prozent Gewinn.

So funktioniert "ambulant vor stationär":

Bewohnt ein Versicherten in der Pflegestufe 2 ein Pflegeheim, bezahlt die Pflegeversicherung dafür 1300 Euro im Monat. In einer betreuten Wohneinrichtung, wie sie Senivita anbietet, zahlt die Pflegeversicherung ebenfalls rund 1300 Euro. Dazu kommen aber weitere 1300 Euro für die Tagespflege und rund 200 Euro pro Monat für häusliche Krankenpflege, gezahlt von der Krankenkasse. Gesamtsumme: 2800 Euro. Um mehr betreute Wohnplätze zu schaffen, investierte Senivita bislang mehr als 30 Millionen Euro. Von dem Geld wurden über 400 frühere Pflegestationszimmer in Mietwohnungen umgebaut. Mitbewerber, wie das Rote Kreuz, werfen Senivita Wettbewerbsverzerrung vor. Senivita Geschäftsführer Horst Wiesent verteidigt das Modell: „Jeder andere kann das auch so machen.“ Auch von Kostensteigerungen für die Pflegeversicherten von mehreren hunderttausend Euro wird gewarnt.

Bilder