Stadtrat beschließt: "Faust" ab 2017 auf dem Schlossberg Pegnitz wird Festspiel-Stadt

Von
Das ist Umdenken angesagt: Wo beim Waldstock-Festival die Bühne steht,. wird für die Faust-Festspiele eine Zuschauertribüne errichtet. Wo diese bisher ist, werden sich die Schauspieler "austoben". Foto: Archiv/Ralf Münch Foto: red

Aufatmen bei Uwe Vogel: Der Troschenreuther, der das das Projekt "Faust-Festspiele in Pegnitz'" federführend vorangetrieben hat, ist jetzt auf der sicheren Seite - der Stadtrat hat am Mittwochabend grundsätzlich beschlossen, das in Kronach 2015 gekippte Ereignis auf den Schlossberg holen zu wollen. Was nicht alle glücklich stimmt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Vogel kann die kritischen Stimmen im sozialen Netzwerk Facebook nach der Kurier-Berichterstattung nur bedingt nachvollziehen: "Viele wissen halt gar nicht, über was sie da urteilen", sagt er. Das sei eine richtige Gerüchteküche mit wenig Inhalt. Denn: "Wir wollen keine andere Kulturveranstaltung zerstören, wir wollen den Biergarten-Wirt nicht vertreiben, wir wollen auch nicht die Stadtkasse plündern." Was da so kolportiert werde, habe mit der Realität wenig bis gar nichts zu tun.

Stichwort Biergarten: Schlossberg-Wirt Frank Ambrasat sei von Anfnag an ins Boot geholt worden. Vogel: "Da steckt doch ein Riesenpotenzial auch für ihn dahinter." Weil die Festpsielgäste auch bei schlechtem Wetter wie in diesen Wochen für eine Auslastung des Biergartens sorgen würden. Auch wenn "man natürlich niemand vorschreiben kann, dort etwas zu konsumieren". Aber die Erfahrung aus Kronach lehre: "Die Leute wollen da schon essen und trinken."

Riesenwerbung für den Biergarten

Und, ganz klar, Ambrasat und sein Beirgarten würden in die große Werbekampagne für die Festspiele integriert. An erster Stell: "Wir wollen für Festspiele und Biergarten werben." Wieder der Blick zurückj nach Kronach: "Das wurde unsere Werbung mehr als drei Millionen mal im Internet geklickt, wenn man eine solche Werbung bezahlen will, ist man pleite, bevor es losgeht."

Stichwort finanzielles Risiko: Seit Januar laufen die Vorebreitungen, sagt Vogel. Bei jedem Kalkulationsposten habe man zu den eigenen Ungunsten gerechnet: "Sehr wenige Zuschauer, hoher Kostenaufwand, das wird in der Praxis sicher anders aussehen." Und die Kommune trage so gut wie gar kein Risiko. Weil der für die Festspiele noch zu gründende Verein - "das soll in den nächsten ein bis zwei Wochen über die Bühne gehen" - ein umfangreiches Versixcherungspaket abschließen werde. "Auch bei einem Totalausfall sind wir da abgesichert", sagt Vogel. Startschuss soll zum Stadtfest 2017 sein. Dann, wenn Gregori und Waldstock-Festival gelaufen sind, "schließlich wollen wir da niemand in die Quere kommen".

Kritische Stimme I: Für Bezirkskantor Jörg Fuhr von der evangelischenj Kirchengemeinde ist die Situaton nicht so einfach. Er geht sehr wohl davon aus, "dass man sich da in die Quere kommt". Denn schließlich im für die Festspiele geplanten Zeitraum auch die von ihm organisierten Pegnitzer Sommerkonzerte. "Wenn man die Aufführungen um unsere Termine herumgruppieren kann, ist es ja okay", sagt er. Nur kann er sich nicht vorstellen, dass dies wirklich funktioniert. Was Fuhr nicht versteht: "In Kronach ging es nicht gut, hier soll es? Da setzt sich die Stadt ganz schön unter Druck..." Solange die Zuschüsse für lokales Kulturgeschehen - wie zum Beispiel die Sommerkonzerte - nicht gekürzt werden, lasse er sich das durchaus eingehen. 

Was ihn mehr stört: Die Pegnitzer seien ja nicht gerade als ausgehfreudiges Publikum bekannt. Sprich: Je mehr Angebote es gebe, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass jeder weniger vom Zuschauerkuchen bekommt. Dau das sicher vorhandene finanzielle Risiko für die Stadt - "ich weiß nicht so recht", sagt Jörg Fuhr.

Kritische Stimme II: Schlossberg-Wirt Frank Ambrasat kann den Optimismus von Uwe Vogel nicht teilen, was seine eigene Zukunft angeht. "Wenn diese Veranstaltungsreihe kommen sollte, muss ich mein KOnzept komplett umstellen." Keine Sommer-AfterWork, keine Geburtagsfeiern,keine Firmenveranstaltungen oder Ferienprojekte, keine Konzerte wie schon für heuer geplant, mit der KSB-Werkskapelle und der Jugendbergmannskapelle- all das befürchtet Ambrasat

Gewisses Risiko bleibt

. Und: "Dass die Familien wegbleiben, da die Spielgeräte nicht mehr genutzt werden können, ist sicherlich allen klar." Gut, dafür kämen vielleicht Gäste auch bei mittelmäßigem Wetter. Was aber nicht automatisch bedeute, dass sich damit Umsatz erzielen lasse. Was Ambrasat wie Fuhr ärgert: Letztlich trage die Kommune eben doch ein finanzielles Risiko, wenn sich die Festspiele nicht gleich erfolgreich etablieren.

Das sagt der Kulturbeauftragte

Karl Lothes, Kulturbeauftragter der Stadt Pegnitz, begrüßt die Entscheidung des Stadtrates. "Das ist eine große Chance für Kultur und Tourismus", sagt er. Außerdem sieht er die Faust-Festspiele als wichtigen weichen Standortfaktor. Auch als Wohnort werde Pegnitz durch solch ein Angebot attraktiver. Ein finanzielles Risiko stecke für die Stadt immer drin, aber man rechne mit vielen Besuchern - auch aus der Region.

Der Mehrwert ist da

Lothes glaubt aber, dass es sich im Rahmen halten wird, da das Stück ja auch schon in Kronach gelaufen ist. Das es in dort abgesetzt wurde, sieht er eher wegen künstlerischer Differenzen, weniger wegen finanzieller Probleme. "Selbst wenn die Stadt Geld mitbringen muss, ist der Mehrwert wie Wirtschaftsfaktor und Ankurbelung des Tourismus da", so der Kulturbeauftragte. Er geht davon aus, dass sich auch auf dem Sektor der Beherbungsbetriebe etwas tun werde. Lothes geht davon aus, dass ein Beginn der Festspiele im nächsten Jahr durchaus realistisch ist. Er werde auf jeden Fall auch als Organisator des Pegnitzer Brettls die Faustfestspiele in der Öffentlichkeitsarbeit und zusätzlicher Werbung unterstützen.

Kommentar: Pegnitz - eine Festspielstadt?

 

Autor

Bilder