Sanierung abgeschlossen Die Wiedergeburt von Schloss Emtmannsberg

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Schloss Emtmannsberg erstrahlt nach der umfangreichen Sanierung in neuem Glanz. Foto: Andreas Harbach Quelle: Unbekannt

EMTMANNSBERG. Erste Ideen, dass die Gemeinde Emtmannsberg das Schloss in der Ortsmitte übernehmen könnte, gab es bereits 2005. 13 Jahre später und nach gut zwei Jahren Sanierung steht das einst baufällige Gebäude wieder gut da. Der Kurier zeigt, wie es vorher aussah – und was daraus geworden ist.

 
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Erst wurde jahrelang überlegt, dann monatelang geplant und schließlich zweieinhalb Jahre für gut vier Millionen Euro saniert – jetzt gibt es mit dem Dorfladen und der Gaststätte bereits wieder erstes Leben im Schloss Emtmannsberg. Zu Beginn des neuen Jahres soll dann der Betrieb als neues Bürgerzentrum offiziell starten.

Unser Vorher-Nachher-Vergleich

 

„Ja, die Idee war schon verrückt“, sagt Emtmannsbergs Bürgermeister Thomas Kreil auf die Frage, warum sich eine so überschaubare Gemeinde wie die seine auf so ein Megaprojekt eingelassen hat. Aber lieber spricht er von einer mutigen und vor allem folgerichtigen Entscheidung. Folgerichtig, weil die Gefahr bestanden habe, dass große Teile des Schlosses innerhalb weniger Jahre zusammenbrechen. „Dann hätten wir mitten im Ort eine Ruine gehabt – mit der entsprechenden verheerenden Außenwirkung. Das war keine realistische Option“, sagt Kreil im Gespräch, das in seinem neuen Amtszimmer im ersten Stock des Gebäudes stattfindet. Außerdem gibt es hier oben einen großen Versammlungssaal für bis zu 60 Leute, einen Sitzungssaal und einen Raum, den unter anderem die Volkshochschule nutzen kann. Gaststätte und Dorfladen sind im Erdgeschoss untergebracht.

Erste Überlegungen schon 2005

Die ersten Ideen, dass die Gemeinde selber bei dem von 1686 bis 1689 von der Familie von Stein erbauten Schloss tätig werden könnte, gab es etwa 2005, erinnert sich Kreil. Konkreter wurde es 2010, ehe die Gemeinde das Anwesen schließlich 2013 von einem Privatmann kaufte, der mangels finanzieller Möglichkeiten viele Jahre nichts investiert hatte.

Insgesamt war das Schloss fast 50 Jahre nahezu sich selber überlassen. Entsprechend erbärmlich war der Zustand. „Das Dach war durchgebogen und bereits undicht, das Mauerwerk dadurch zum Teil schon feucht. Aus den Wänden brachen einzelne Steine heraus und sie bauchten bereits nach außen aus“, erinnert sich Kreil.

Kein Vergleich zum heutigen Schmuckstück, das unter strenger Aufsicht des Denkmalschutzes entstanden ist. Während der Anbau so marode war, dass er abgetragen und wieder aufgebaut werden musste, wurde der Hauptbau komplett saniert und dabei die Bausubstanz so weit wie möglich erhalten. „Da brauchte es aber viel Kontakt mit der Statikerin“, sagt Kreil. Und teils hoch spezialisierte Handwerker, was vor allem für die Zimmerleute gelte. Zudem wurden Stuckdecken neu aufgebaut, Originalfenster inklusive der Beschläge und der mehr als 300 Jahre alten Glasscheiben gerettet.

„Erstaunlich, was man bei so einer Sanierung alles für Vorschriften kennenlernt“

Zugleich aber wurde in moderne Technik investiert. Dabei sollen LED-Lichtsysteme, eine Innenlehmschicht zur Dämmung sowie die Beheizung über Wärmepumpen mit niedriger Temperatur, die Wandheizungen versorgen, dem Umweltschutzgedanken Rechnung tragen, so Kreil. Gleiches gelte für zwei Schnellladestationen, die noch entstehen sollen – eine für zwei E-Autos am öffentlichen Parkplatz, der gerade gebaut wird, und eine für E-Bikes am Dorfladen. Außerdem sorgt jetzt unter anderem ein Aufzug dafür, dass das Schloss barrierearm ist.

„Erstaunlich, was man bei so einer Sanierung alles für Vorschriften kennenlernt“, sagt Kreil mit einem Lachen. Das ist ihm und seinen Gemeinderatskollegen in der rund zweieinhalbjährigen Sanierungszeit immer mal wieder vergangen, denn: „Als die Handwerker richtig rangingen, kamen immer mehr Schäden zutage.“

Deshalb sei die Überschreitung der kurz vor dem Start auf 3,85 Millionen Euro aktualisierten Investitionssumme um knapp zehn Prozent absolut vertretbar. „Wir werden wohl bei etwa 4,2 Millionen Euro landen“, sagt Kreil, ohne die Schlussrechnung schon zu kennen. Auch der ursprüngliche Zeitplan sei vor allem deshalb nicht zu halten gewesen.

4,2 Millionen Euro Kosten, gut 85 Prozent Förderung

Die Förderung betrage gut 85 Prozent, so der Bürgermeister. Der größte Brocken komme dabei mit rund 1,6 Millionen Euro aus der Städtebauförderung des Freistaats. Dabei lobt Kreil die Flexibilität der Behörden, denn eigentlich sei für Gemeinden in der Größe von Emtmannsberg lediglich eine Förderung aus der Dorferneuerung vorgesehen – mit deutlich niedrigeren Summen. „Dann hätten wir das nicht stemmen können.“ Wichtig waren aber auch die anderen Zuschussgeber wie die Oberfrankenstiftung (700.000 Euro), der Denkmalschutz (600.000 Euro) sowie mit teils kleineren Beiträgen die Bayerische Landesstiftung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der Landkreis, die Sparkassenstiftung und die örtliche Raiffeisenbank.

Die Idee sei von Anfang an gewesen, Emtmannsberg im sanierten Schloss wichtige Infrastruktur und einen Ort zur Begegnung zurückzugeben. Auch die Zuschussgeber inklusive des Denkmalschutzes hätten stets darauf gedrängt, ein lebendes Gebäude zu schaffen. Jetzt sei zu hoffen, dass die Einrichtungen auch rege genutzt werden, sagt Kreil.


Fotos: Ronald Wittek (7), Andreas Harbach (10), Otto Pilz (1) / Umsetzung: Moritz Kircher

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