Reaktion in einer Krawall-Performance in München So heftig war Meeses erster Auftritt nach dem Rauswurf

Von Michael Weiser
Beim Münchner Literaturfest trat Jonathan Meese zum ersten Mal nach seinem Bayreuth-Rauswurf öffentlich in Erscheinung - schäumend vor Wut. Foto: Weiser Foto: red

Raus aus dem Taxi, rein in die Rage: Schon auf dem Weg zu seinem Termin beim Literaturfest in München zog Jonathan Meese vom Leder. "Eine Sauerei" sei sein Rauswurf aus Bayreuth, schimpfte Meese, "das kam von ganz oben, das war eine politische Intrige". Und kritisierte Uwe Eric Laufenberg, der ohne Bedenken einen Job als Lückenbüßer für den Parsifal 2016 angenommen habe, ja, sich sogar selber angeboten habe:  "Das ist eine Schweinerei von diesem Langeweiler."

 
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Begrüßt von Autor Clemens Meyer (bereits Gast beim Literaturcafe in Bayreuth) beschimpfte Meese seinen Nachfolger von der Bühne herunter als "Speichellecker" und "Kameradenschwein".  Und startete dann zu einer Hügelbeschimpfung, die in der 140jährigen Geschichte der Festspiele ohnesgleichen sein dürfte.  "Ich liebe Wagner so was von, Richard Wagner ist ein Gesamtkunstwerk. Die ganzen Leute im Richard-Wagner-Verband, die hätte Richard Wagner hochkant rausgeworfen."

Und beschimpfte vorsichtshalber auch gleich die Mitwirkenden eines "Parsifal" 2016 in Bayreuth. "Die Leute, die da singen, die da dirigieren: Wenn diese Leute den Kulturarschkriechern da  dienen,dann sind das Lakaien."

Meeses Wutausbruch im Video Teil I:

Meese sprach von einem "miesen Verhalten seinem Team gegenüber, und das verzeihe ich nicht". Meese sparte zwar Festspielleiterin Katharina Wagner nicht unbedingt aus von seiner Universalbeschimpfung, scheint ihr aber immerhin zugute zuhalten, dass sie auf politische Weisungen gehorcht habe. "Sie muss die Namen nennen, die sie gezwungen haben, mich rauszuwerfen." Er prophezeite ihr, dem "größten Feind der Kunst", eine "Götterdämmerung".

Im Verlaufe seiner Suada redete sich Meese so in Rage, dass Schaum in den Mundwinkeln glänzte. "Ich bin die totale Bombe, wenn man mich herausfordert. Und die haben mich herausgefordert, die Kacknasen." Die Bayreuther wiederum wolten gar keine Radikalität, sie liebten auch ihren Wagner nicht, "die lieben nur ihren Status".

Meese forderte - wie schon in Vorträgen zuvor - den Kein-Parteien-Staat und die Diktatur der Kunst. "Es geht um die Machtergreifung der Kunst." Richard Wagner sei die totalste Ideologielosigkeit, er selbst aber der wahre Parsifal: "Ich liebe Parsifal, ich habe mich nur mit Parsifal beschäftigt mein ganzes Leben, weil ich Parsifal bin."

Meeses Wutausbruch im Video Teil II:

Zu den Streitigkeiten um seine Entlassung sagte Meese, er habe mitnichten den Etat überziehen wollen. Er drohte Aufklärung an und schrie, dass er keinem Auflösgsvertrag zustimmen werde. " Die sagten zu mir, wollen sie ein Hausverbot riskieren? Ja, sage ich, natürlich",  schrie Meese unter dem Beifall zumindest einer ganzen Reihe in der drängend voll besetzten Halle. Das Publikum: teils schockiert, teils amüsiert, teils ratlos über Meeses, nun ja, Krawallperformance. Alles muss man auch nicht verstehen. Etwa folgenden Ausspruch: "Ich bin kein Fletcher Christian, ich bin auf der Seite von Käptn Bligh. Käptn Bligh ist Ahab."

Das Pulver sei trocken im Festspielhaus, drohte Meese noch. "Wenn die Journaille da die Lunte ansteckt, dann brennt das Festspielhaus." Die Trennung von Bayreuth, oder besser: seinem Wagner-Auftrag, schien Meese jedenfalls nahezugehen. "Das ist so würdelos, so schrecklich. Ich kann so lieb sein." Mag sein. München ist nicht Bayreuth, rief noch jemand. Das ist sogar ganz sicher so.

  • Meeses Rauswurf schadet den Festspielen mehr als dem "Parsifal", sagt Kurier-Kulturredakteur Florian Zinnecker in seinem Kommentar.