Raser innerorts: Erschreckende Ergebnisse

Von Moritz Kircher
Es gibt welche, die halten sich an Tempo 30, das in der Eckersdorfer Forststraße gilt – so wie dieser Opelfahrer. Aber die Anwohnerin Barbara Kern beobachtet seit Jahren auch viele Raser. Und die rauben ihr den letzten Nerv. Foto:Andreas Harbach Foto: red

Mit gefühlt 60 Sachen rauscht ein Auto durch die Forststraße in Donndorf. „Das interessiert hier niemanden, ob da einer auf der Straße steht“, sagt Barbara Kern. Sie wohnt hier. Und die Anwohner stehen wirklich auf der Straße, denn es gibt keinen Bürgersteig. Ein Nachbar sagt: „Manchmal muss ich beim Kehren auf die Seite springen.“ Alltagsgespräche am Gartenzaun in der Tempo-30-Zone. Die Leute wollen, dass die Gemeinde handelt. Bürgermeisterin Sybille Pichl stellt Abhilfe in Aussicht. Andere Gemeinden lösen das Problem auf eigene Faust.

 
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Seit acht Jahren wohnt Barbara Kern nun in der Forststraße. Und seit fünf Jahren sei das Raserproblem immer schlimmer geworden. Neben der Gefahr für die Anwohner sei das auch „eine wahnsinnige Lärmbelästigung“. Die Forststraße ist eine Nebenstraße, aber am Nachmittag stark befahren. Einheimische fahren durch. Es sind aber auch einige Autos mit Kulmbacher Kennzeichen dabei. Das seien Leute, die in den Westen oder Süden Bayreuths unterwegs sind und sich den Stadtverkehr sparen wollen, sagt Kern.

Mütter mit Kindern im Auto, Handwerker, Laster und Motorrad-Rambos

Kern kennt ihre rasenden Pappenheimer mittlerweile. Die 63-jährige Rentnerin beobachtet die Rennstrecke vor ihrer Haustür schon seit einiger Zeit. Mütter mit Kindern im Auto, Handwerker, Lastwagenfahrer, „die Motorrad-Rambos“, wie Kern die Zweiradfahrer nennt – Raser gibt es in allen Altersstufen und Gruppen von Verkehrsteilnehmern.

Der Gemeinde hat sie das schon vor einiger Zeit gesteckt. Kern hat Unterschriften in der Nachbarschaft gesammelt und sie im Rathaus abgegeben. „Das haben wir zum Anlass genommen, im gesamten Gemeindegebiet mal wieder eine verdeckte Messung durchführen zu lassen“, sagt die Bürgermeisterin. „Erschreckende Ergebnisse“ nennt Pichl das, was bei der Messung herauskam. Ein hoher Anteil an Autos war zu schnell unterwegs.

In der Forststraße will die Gemeinde mit der Polizei aktiv werden

Jetzt fordern die Anwohner, dass gehandelt wird. „Bevor etwas passiert“, sagt Kern. Sie würde sich wünschen, dass die Gemeinde die Straße an manchen Stellen aufpflastert, damit die Autos langsam machen müssen, wenn sie über die Erhöhung fahren. Oder man könnte Verkehrsinseln einbauen und damit die Straße stellenweise künstlich verengen.

„Wir werden auch speziell in der Forststraße eine Verkehrsschau mit der Polizei durchführen“, verspricht Sybille Pichl. Mit dieser Aktion erhofft sie sich Anregungen aus der Nachbarschaft, wie man Raser verlangsamen könnte. „Wir sind dabei, diese Probleme zu lösen“, sagt sie. „Wir haben diese Probleme jedoch in all unseren Wohngebieten.“

Autos als Verkehrshindernis auf der Straße parken

Und bis eine dauerhafte Lösung da ist, haben die Anwohner selbst die Möglichkeit, den Verkehrsfluss ein wenig zu bremsen. Pichl rät ihnen, „einfach ihre Autos mal auf der Straße zu parken“. Helfen würde das möglicherweise. Aber Barbara Kern hat es auch schon erlebt, dass Raser an parkenden Autos vorbeigeschrammt und dann einfach abgehauen sind.

Wann blitzt die Polizei?

Beschwerden von Bürgern, dass vor ihrer Haustür Raser ihr Unwesen treiben, sind an der Tagesordnung. Das gibt es in allen Gemeinden. Aber wann schreitet die Polizei ein? „Wir kontrollieren da, wo Schwerpunkte sind“, sagt Polizeisprecher Alexander Czech. Vor Schulen, Fußgängerüberwegen und Kindergärten zum Beispiel.

Anregungen von Gemeinden oder einzelnen Bürgern über Raserstellen nehme die Polizei gerne auf. Dann werde geprüft und entschieden, ob Radarkontrollen notwendig sind. Verpflichtend beauftragen kann eine Gemeinde die Polizei nicht. Sie entscheidet immer selbst. „Wir wählen unsere Messstellen nicht willkürlich aus, sondern analysieren die Punkte, wo wir blitzen“, sagt Czech.

Gemeinden werden auf eigene Faust aktiv

Gemeinden haben die Möglichkeit, auf eigene Faust Kontrollen zu machen – so wie Heinersreuth seit 1999. Das geht entweder mit eigenen Geräten oder durch einen Dienstleister. Dieser kann eine andere Gemeinde sein, die über entsprechendes Gerät und Personal verfügt. Heinersreuth lässt die Arbeit vom Markt Zapfendorf im Landkreis Bamberg erledigen. Das kostet pro Jahr 76 000 Euro, hat aber im Jahr 2015 auch rund 100 000 Euro an Bußgeldern eingebracht.

Neben Heinersreuth lassen noch Bischofsgrün, Bad Berneck und Goldkronach Radarkontrollen auf eigene Faust durchführen. Die Polizei muss die von den Gemeinden gemeldeten Messstellen genehmigen.

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