"Viele Alternativen" für Koch-Nachfolge

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Wird ihm etwas vorgeworfen, oder gibt es schon einen Nachfolger, den man für besser hält? Eine dieser Begründungen könnte am besten erklären, warum Medi Bayreuth knapp zwei Wochen vor dem Ende der Bundesligasaison bekannt gegeben hat, den Vertrag mit Trainer Michael Koch nicht zu verlängern. Geschäftsführer Philipp Galewski bestätigt zwar beides nicht ausdrücklich, aber er bestreitet es mit unterschiedlichem Nachdruck.

 
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Deutlicher weist Galewski die Spekulation zurück, dass dem Coach ein Vorwurf aus dem sportlichen Abschneiden gemacht werde: „Das Mindestziel, nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben, wurde erreicht – nicht viel mehr, aber auch nicht weniger.“ Fehler bei Trainingsgestaltung, Taktik, Disziplin? „Im Laufe einer langen Saison gibt es da immer was, das Leute anders beurteilen. Aber ich sehe keinen groben Schnitzer.“ Daher habe Kochs Stuhl auch in schwächeren Phasen der Saison nicht ernsthaft gewackelt: „Einige mögen das so gesehen haben, aber in meinen Augen war das niemals der Fall.“

Kader muss breiter werden

Nicht einmal die Verbindung zwischen Profiteam und Amateur- bzw. Nachwuchsabteilung, die in der Vereinsmitteilung zur Trennung von Koch als Zukunftsaufgabe hervorgehoben wurde (und folglich als derzeit mangelhaft gilt), will Galewski dem Trainer anlasten. Dass Koch zuweilen schon bei einzelnen Verletzungsausfällen über Beeinträchtigung des Trainings klagte, sei nachvollziehbar gewesen: „Es gab tatsächlich niemanden, der sofort im Training hätte produzieren können.“ Verantwortlich dafür sei eine jahrelange Vernachlässigung der Nachwuchsarbeit: „Da scheint mir der Leistungsgedanke verloren gegangen zu sein. Wir haben zwar ein sehr gutes Trainerteam, aber das Versäumte aufzuholen, ist ein langer Weg.“ Als Sofortmaßnahme sehe er lediglich eine andere Zusammenstellung des Profiteams als mit dem jetzigen Minimalkader von zehn Profis: „Wir brauchen 13 oder 14 Spieler, die nahtlos mitmachen können. Dazu gehört es, dass die Systeme in zweiter Mannschaft und Nachwuchs durchgängig sind.“

Die persönliche Zusammenarbeit mit dem Trainer hat sich aus Galewskis Sicht sogar positiv entwickelt: „Wir haben uns immer besser kennengelernt.“ Der Zeitpunkt der Entscheidung sei daher keinesfalls als Hinweis auf ein Zerwürfnis zu werten: „Ich betrachte es eher als ein Gebot der Fairness, damit nicht unnötig lange zu warten“, sagt der Geschäftsführer. „Es ist schließlich auch ein Signal an den Markt, dass Michael Koch wieder zu haben ist.“

Henrik Rödl ein "Supertrainer"

Schwerer tut sich der Geschäftsführer beim Bestreiten der Vermutung, dass sich der neue Trainer bereits abzeichnet: „So eine Entscheidung trifft man natürlich nicht ohne eine Kandidatenliste.“ Ein bereits geschlossener Vertrag sei aber keine Voraussetzung: „Es mangelt nicht an Alternativen.“

Somit darf aktuell noch munter spekuliert werden. Wie steht es etwa mit Henrik Rödl, der bei den letzten beiden Medi-Spielen als Zuschauer auf der Tribüne saß. „Ein Supertrainer“, sagt Galewski über den 47-jährigen Teamkollegen von Michael Koch aus der deutschen Europameister-Mannschaft von 1993. „Ein sehr interessanter Kandidat.“ Rödl hat schon bei Alba Berlin (2005 bis 2010) seine Kompetenz für die Heranführung von Talenten an den Profibereich bewiesen, in den folgenden fünf Jahren in Trier mit einem der bescheideneren BBL-Etats erfolgreich gearbeitet und dabei die aktuellen Medi-Spieler Andreas Seiferth (2011 bis 2014) und Bastian Doreth (2012/13) betreut. Nicht einmal das seit Beginn dieses Jahres bestehende Engagement beim Deutschen Basketballbund als Assistent von Bundestrainer Chris Fleming und Verantwortlicher für das A2-Nationalteam nutzt Galewski, um Rödl als möglichen Koch-Nachfolger zu dementieren: „Er wäre nicht der Erste, der die Arbeit beim DBB und einem Verein unter einen Hut bringt.“

Probleme in Braunschweig: Raoul Korner frei?

Nicht ganz so spontan reagiert der Geschäftsführer auf die Frage nach Raoul Korner: „Ich habe noch keine offizielle Meldung gelesen, dass er Braunschweig verlässt.“ Über die Zukunft des 42-jährigen Österreichers wird diskutiert, seit die Basketball-Löwen erhebliche Probleme bei der Finanzierung der nächsten Saison bestätigt haben. Wohl nicht zuletzt wegen der Krise beim Trikotsponsor Volkswagen fehlten Mitte März noch 850 000 Euro, um wie in der laufenden Saison mit 3,5 Millionen ins Rennen gehen zu können. Korner selbst hatte sich in diesem Zusammenhang skeptisch über die Braunschweiger Perspektiven geäußert. Auch diesen Namen streicht Galewski öffentlich nicht von der Liste: „Er hat vielleicht nicht so eine eindrucksvolle Vita wie Henrik Rödl, aber er hat uns schon mal 40 Punkte eingeschenkt“, sagt er in Anspielung an den Braunschweiger 98:58-Triumphzug in Bayreuth am zweiten Spieltag.

Vorstellung kurz nach Saisonende

Der Geschäftsführer ist sogar entspannt genug, die Spekulationen aktiv zu befeuern: „Ist hier nicht erst kürzlich Dirk Bauermann ins Spiel gebracht worden?“ Der frühere Bundestrainer und Meistercoach in Leverkusen und Bamberg war im Internet bereits als neuer Bayreuther Sportdirektor gemeldet worden. Aktuell hat Bauermann einen langfristigen Vertrag als Nationaltrainer im Iran, trainiert aber zusätzlich auch ein Vereinsteam in Russland (Wolgograd; übrigens mit dem Ex-Bayreuther Ekene Ibekwe). Und noch eine Fährte legt Galewski: „Auch im Ausland gibt es viele, die gern in die BBL möchten. Andrea Trinchieri muss nicht der einzige Italiener bleiben.“ Diese Anspielung würde auf Marco Crespi passen, der 2014 neben Trinchieri auf der Kandidatenliste in Bamberg stand. Allerdings ist er Euroleague-Niveau gewohnt (Vitoria, Siena).

Eine definitive Aussage lässt sich Philipp Galewski freilich nur zum Zeitpunkt entlocken, zu dem der Nachfolger von Michael Koch vorgestellt wird: „Das muss nach dem Ende der Saison schnell gehen. Schließlich soll der neue Coach noch alle Spieler treffen können, bevor sie in Urlaub gehen.“

Info: Michael Koch war auch am Mittwoch nicht zu erreichen.

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