"Pegnitz damals..." in seltenen Bildern

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Die dritte Auflage: Stadtarchivar Andreas Beyerlein hat wieder einen Stadtkalender mit historischen Motiven erstellt. Foto: Ralf Münch Foto: red

Er liebt diese Motive, 13 an der Zahl. Kein Wunder, hat er sie doch in einem langen Auswahlprozess für würdig befunden, in „Pegnitz damals ...“ zu erscheinen. Unter diesem Motto steht ein Kalender mit historischen Aufnahmen, den Stadtarchivar Andreas Bayerlein jetzt zum dritten Mal herausbringt.

 
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Die Idee wurde vor ein paar Jahren geboren. Da schrieb ihn ein Verlag an, fragte nach, ob so ein Kalender nicht eine runde Sache für Pegnitz sein könnte. „Ich hielt das für eine tolle Anregung, bis zur Umsetzung hat es dann aber noch ein wenig gedauert“, sagt Bayerlein, der seit zehn Jahren das Stadtarchiv unter seinen Fittichen hat. Er ergriff die Initiative, begann damit, nach geeigneten Bildern zu forschen.

Kaum jemand hat die Stadt bisher so gesehen

Er wurde fündig. Zum einen war das Archiv schon ganz gut bestückt, „wir haben da Gottseidank einen soliden Grundstock“. Zum anderen kamen und kommen immer wieder Aufnahmen von Bürgern ins Rathaus. So weit, so gut. Das erleichtert aber nicht automatisch die Qual der Wahl. „Es kursieren viele Bilder, aber bei weitem nicht alle sind schon veröffentlicht worden“, so der 49-Jährige. Der Kalender biete nun die Chance, seltene Motive zu zeigen, „mehr als die Hälfte der Bilder haben die meisten Leute so noch nicht gesehen“.

50 Exemplare nachgeordert

„Pegnitz damals ...“ sei natürlich kein Massenprodukt. Bayerlein hat erst einmal eine Auflage von 100 Exemplaren drucken lassen. Und jetzt angesichts der erfreulichen Resonanz noch einmal 50 nachgeordert. Das hat seinen Grund: Er ist beim Weihnachtsmarkt vor der Bartholomäuskirche am Samstag (9. Dezember) mit einem eigenen Stand vertreten - „im vergangenen Jahr habe ich da immerhin 30 Kalender an den Mann und die Frau gebracht, das kann sich durchaus sehen lassen“.

Unbekanntes Datum weckt Forschersinn

Ein Problem weckt zwangsläufig den Entdeckersinn eines Historikers: Viele Bilder sind nicht datiert. Da gilt es dann, sich zumindest das ungefähre Entstehungsjahr selbst zu erarbeiten. Wie beim Titelbild des neuen Kalenders für 2018. Es zeigt den Pegnitzer Marktplatz mit dem Alten Rathaus und diversen Fahrzeugen. Wobei der VW Käfer dominiert. Bei allen Autos fallen die Kennzeichen auf - weiße Schrift auf schwarzem Grund, links steht „AB“. Das Kürzel steht für „Amerikanische Besatzungszone“. Beleg dafür, so Bayerlein, „dass die Aufnahme in der ersten Hälfte der 1950er Jahr gemacht wurde, die neuen Kennzeichen kamen erst 1956/57 auf“.

Lupe hilft weiter

Ebenfalls im Bild ist ein stattlicher Maibaum zu sehen. Betrachtet man dessen Dekor mit der Lupe, lässt sich das Ganze noch genauer eingrenzen: Ist da doch ein Schild zu erkennen, auf dem „100 Jahre Amag“ zu lesen ist – „und die wurde nun mal 1854 gegründet“, sagt Bayerlein. Was ihn an manchen Bildern fasziniert: „Sie sind einfach schön, zeigen die Ästhetik der Architektur. Sie sagen aber auch etwas über die Entwicklung von Gebäuden aus. Und oft auch über die Technikgeschichte, gerade bei den Autos.“

Kino ersetzte abbruchreife Scheune

Sein Lieblingsmotiv hat der Stadtarchivar auf den August gestellt. Zwei Gebäude, davor eine ungeteerte Straße. Aber diese Gebäude haben es sozusagen in sich. Das eine beherbergte einst ein Lebensmittelgeschäft, das andere ist eine abbruchreife Scheune. Auf deren Dach ein Mann, der vermutlich den Abbruch vorbereitet. An dieser Stelle fand wenig später das erste Pegnitzer Kino Platz. Das war 1928, später residierte dort das Theater Schall & Rauch. Inge Schmitzer hat die Aufnahme aus ihrem Fundus spendiert, Bayerlein ist fast ein bisschen stolz auf dieses Motiv.

Die Würdenträger und der Beamtensteig

Da sind aber noch ältere Aufnahmen, die um das Jahr 1920 entstanden. Wie die vom Januar, mit einer schneereichen Winterimpression von der Rosengasse in Richtung Wiesweiher und Altenstadt fotografiert. Oder die um 1910 festgehaltene Szenerie mit dem sogenannten Beamtensteig, auf dem die lokalen Würdenträger vom Wiesweiher in die Innenstadt pilgerten. Und zurück.

Legendäres Seifenkistenrennen

Ach ja, und dann ist da noch die unter Oktober zu findende Aufnahme eines legendären Seifenkistenrennens aus dem Jahr 1950, für das bei Neudorf eigens die Autobahn gesperrt wurde. Beim Start in der ersten Reihe mit der Nummer 21 ist dabei ein echtes Pegnitzer Original in ganz jungen Jahren zu sehen: Peter Waldhof, altgedienter Fahrradhändler. Der hat mal gesagt, er hätte dieses Rennen gewonnen, wenn alles „mit rechten Dingen zugegangen wäre“.

Wo es den Kalender gibt

Der Kalender kann im Neuen Rathaus an der Info, im Bürgerzentrum (Zimmer O5/6), bei Schreibwaren Wöckel, Hörakustik Honisch oder über das Stadtarchiv unter Telefon 09241/723-26 oder andreas.bayerlein@stadt-pegnitz.de zum Preis von 15 Euro erworben werden.

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