Die Politik: Der Heinersreuther Gemeinderat stand hinter dem Projekt. Lokalpolitiker aller Parteien sprachen sich im Grundsatz für die Biogasanlage aus, sie änderten gemeinsam den Flächennutzungsplan, damit die Anlage zulässig ist. „Ich bin nicht gegen Atomkraft auf die Straße gegangen, um dann gegen erneuerbare Energien zu agieren“, sagt Bürgermeister Hans Dötsch (SPD). Isabel Fischer (CSU), Herbert Potzel (CSU) und Manfred Gebhardt (CSU) durften bei Biogas-Angelegenheiten nicht abstimmen, weil sie oder ihre Verwandten daran beteiligt sind. Nur eine stimmte gegen die Biogasanlage: die Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Linhardt (SPD).
Die Kritik: Maismonokultur, Vergärung von Lebensmitteln, mehr Verkehr auf der B 85, mehr Lärm. „Ich konnte nicht aus Überzeugung zustimmen“, sagt Gemeinderätin Elisabeth Linhardt. Mit ihrer Kritik an der Biogasanlage ist sie nicht alleine. Volkmar Klatt, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Heinersreuth, hat Bedenken. In einem Kurier-Interview sagte er: „Wenn Gülle, die sowieso anfällt, vergoren wird, finde ich das völlig okay. Aber Feldfrüchte extra anzubauen und vergären zu lassen, ist zweifelhaft.“
Der Lieferverkehr: Die Anwohner der B 85 fürchten, dass der Lieferverkehr der belasteten Straße den Rest gibt. Im Lärmgutachten, das ein unabhängiger Gutachter aus Schwäbisch-Hall erstellt hat, ist von 2100 Liefervorgängen die Rede. Hin- und Rückfahrten werden auf das gesamte Jahr gerechnet. Das ergibt zwölf Fahrten pro Tag. „Natürlich wird es in den zwei, drei Wochen Erntezeit rund gehen“, sagt Harald Fick, der im Landratsamt den Fachbereich Umwelt leitet. „Aber wir müssen die Liefervorgänge vorschriftsmäßig auf das ganze Jahr rechnen.“ Lieferverkehr in der Nacht wird erlaubt sein. An zehn Tagen pro Jahr. Anzumelden ist das nicht, die Betreiber müssen es nur im Betriebstagebuch dokumentieren. Außer der Lieferungen aus dem Schlachthof, wird der Verkehr von der B 85 kommen, rund ein Drittel aus Richtung Bayreuth.
Die Dimension: Die Anlage braucht im Jahr 18 600 Tonnen Rohstoff. Aus dem Bayreuther Schlachthof kommen 2000 Tonnen Mageninhalt von Kühen, keine Schlachtabfälle. Noch einmal so viel machen Rindergülle und Mist aus. Der Rest ist Mais, Gras und Getreide. Als einzige Anlage im Landkreis ist sie so groß, dass sie unter die Störfallverordnung fällt. Theoretisch kann sie mehr als zehn Tonnen explosives Biogas fassen. Das heißt, dass die Betreiber Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, um Störfälle zu vermeiden. Insgesamt investieren die sechs Betreiber mehr als drei Millionen Euro. Den Strom kauft die BEW, er wird auch nach Heinersreuth geliefert. Damit steigt in Heinersreuth der Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen von bisher 27 auf 54 Prozent.