Kräutermischungen "ein Riesenproblem"

Peter Stenglein, Drogenpräventionsbeamter am Polizeipräsidium Bayreuth. Foto: Sonny Adam/Archiv Foto: red

Was wie oft passiert, wenn vorher Kräuter geraucht wurden, weiß nicht einmal die Polizei. Nur die Folgen sind den Beamten bekannt: Enthemmtes und fahrlässiges Verhalten, das zu gefährlichen Situationen führen kann. Unversehens wird man selbst zum Opfer.

 
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Warum werden Kräutermischungen nicht endlich verboten?

Österreich und die Schweiz haben das bereits getan und bestimmte Substanzgruppen verboten. Deutschland braucht leider etwas länger. Aber ich bin guter Dinge, dass es bei uns im nächsten Jahr so weit ist. Kräutermischungen, sogenannte Legal Highs, sind immer noch ein Riesenproblem. Man kann sie derzeit einfach immer noch im Internet bestellen und bekommt sie nach Hause geliefert wie ein Paket von Amazon. Der Name täuscht vor, dass es sich um legale Kräuter handelt, die high machen. In Wahrheit handelt es sich um hochgefährliche Canabinoidderivate. Der Irrglaube, sie seien harmlos, ist unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen häufig verbreitet.

Was passiert, wenn ich diese Kräuter rauche?

Das kann zu Zusammenbrüchen führen, zu Vergiftungen oder Überdosierungen. Kräuterzigaretten können die fünf- bis 100fache Wirkung eines Joints haben. Wer längere Zeit Cannabis raucht, verliert an Motivation und Verantwortungsgefühl. Das kann zu Antriebslosigkeit und einer verminderten geistigen Reife führen. Cannabis-Konsumenten sind nicht nur gegenüber Haschisch unkritisch, sondern meistens auch gegenüber Alkohol und Zigaretten. Wissenschaftlich betrachtet, ist jeder Rausch für unser Gehirn einer zu viel und tut unserem Gehirn nicht gut.

Wissen Sie, wie häufig es zu Straftaten kommt, wenn Kräuter im Spiel sind?

Nein, dazu gibt es keine empirischen Studien. Wir haben im Prinzip nur die Berichte der Polizei oder der Krankenhäuser. Wir können die Dimension des Problems nur erahnen. Im Nachhinein ist es jedenfalls oftmals schwer, zu ergründen, was wahr ist oder was genau vorgefallen ist. In vielen Fällen  nehmen die Konsumenten unterschiedliche Rauschmittel zu sich. Fakt ist: Junge Menschen bringen sich in gefährliche Situationen, weil sie unter Drogeneinfluss fahrlässiger und enthemmter sind. So können sie schnell zur leichten Beute und Opfer von Gewalttätern werden. Oder sie trauen sich Dinge zu, die sie sonst nicht machen würden und da hört dann der Spaß auf. Jeder muss lernen, die Verantwortung für sein Tun zu übernehmen. Dass neurotoxische Mittel für mich körperlich und geistig schädlich sind, dafür brauche ich kein Medizinstudium, um das zu verstehen.

Die Fragen stellte Ute Eschenbacher

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