Kommentar zu Amberg Seehofer darf Angst und Wut nicht noch weiter schüren

Von Katja Bauer
Eine Straßenunterführung nahe dem Bahnhof in der Innenstadt von Amberg: Vier junge Asylbewerber haben in der Gegend wahllos Passanten geschlagen und damit eine Debatte über Gewalt von Flüchtlingen ausgelöst. Foto: Armin Weigel/dpa Foto: Verwendung weltweit

KOMMENTAR. Der Ruf nach schärferen Gesetzen ist unnötig, aber schürt Emotionen. Das weiß der Rufer Seehofer. Weder Motiv noch Hintergründe des Tatgeschehens von Amberg sind bisher vollständig ermittelt. Der Fall hat jedoch derzeit alle Zutaten, um starke Emotionen zu wecken: Wut und Angst.

 
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Angst, weil die betrunkenen Täter sich die erstbesten Passanten zum Opfer ausgesucht haben und es also jeden hätte treffen können. Wut, weil eine Gesellschaft, die Menschen aufnimmt, damit die Erwartung verknüpft, durch diese Menschen nicht selbst gefährdet zu werden. Und man kann gar nicht so schnell „Vorsicht“ sagen, wie in dieser Debatte von vier Geflüchteten auf alle geschlussfolgert und so die Gefahr durch eine scheinbar homogene Tätergruppe herbeifantasiert wird.

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Amberg erschüttert auf diese Weise das subjektive Sicherheitsgefühl vieler. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, Opfer zu werden gering ist, und obwohl rund um Silvester viele Menschen bei Straftaten verletzt, beraubt, getötet worden sind. Das alles weiß Horst Seehofer und fordert ein schärferes Gesetz, das niemand braucht, weil es im Kern schon existiert.

Verantwortliche Politik, erst recht in einem schicksalshaften Wahljahr, müsste sein, das Gefühl der subjektiven Gefährdung ernst zu nehmen, aber nicht noch zu schüren, nur um handlungsfähig zu wirken. Der Preis dafür lautet nämlich: mehr Angst und Wut. Darin steckt gesellschaftlich die viel größere Gefahr.