Klagen gegen Projekt bei Busbach – Windkraft-Unternehmen Ostwind übt Kritik an 10H-Regel Windräder im Landkreis Bayreuth: Rotmilan könnte Anlagen verhindern

Von Moritz Kircher
Bedeutet der gefährdete Rotmilan das Aus für Windräder zwischen Busbach und Thurnau? Mehrere Klagen laufen. Foto: Patrick Pleuel / dpa Foto: red

Die bayerische Abstandsregel hat den Ausbau der Windkraft in der Region fast zum Erliegen gebracht. So wie im Lindenhardter Forst werden momentan nur noch Anlagen gebaut, die nach altem Recht genehmigt wurden. Zu acht bereits genehmigten Windrädern zwischen Eckersdorf und Thurnau laufen mittlerweile fünf Klagen.

 
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Dieses heftig umstrittene Gebiet auf der Landkreisgrenze zwischen Bayreuth und Kulmbach wird auf der Karte des Regionalen Planungsverbandes mit Busbach-Nord betitelt. Primus-Energie aus Regensburg, das dort Baugenehmigungen erhalten hat, teilt den Windpark in zwei Teile auf. Vogelherd I, mit zwei Windrädern auf Thurnauer Gemarkung. Und Vogelherd II, mit sechs Windrädern auf Eckersdorfer Gebiet.

Klagen gegen Genehmigung von allen Seiten

Gegen die Genehmigung klagen drei Nachbarn und die Jagdgenossenschaft Busbach, wie das Landratsamt Bayreuth auf Kurier-Nachfrage mitteilt. Auch Primus-Energie klagt gegen die Genehmigung. Denn diese ist mit derart hohen Auflagen verbunden, was die Betriebszeiten der Windräder angeht, dass ein wirtschaftlicher Betrieb kaum möglich erscheint. Aus artenschutzrechtlichen Gründen müssten die Anlagen zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten stillstehen.

Stein des Anstoßes ist beide Male der Tierschutz. Ein Fachgutachten zeige „eindeutig den Bestand geschützter Tierarten“, sagt Klaus Klötzer, Bayreuther CSU-Stadtrat und Mitglied im Regionalen Planungsverband. Unter anderem der bedrohte Rotmilan brüte in dem Gebiet.

10H-Regel findet in vielen Fällen seit dem 4. Februar 2014 Anwendung

Das sei auch bei Primus-Energie bekannt, sagt Klötzer. „Und trotzdem wollen die dort bauen.“ Er ist gegen einen Bau der Anlagen. Dafür hat er sich bereits im vergangenen Jahr bei den Beratungen des Regionalen Planungsverbandes starkgemacht. Primus-Geschäftsführer Jürgen Meyer-Menz war gestern krankheitsbedingt nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Es könnte eine der letzten Rechtsstreitigkeiten sein, die auf absehbare Zeit in der Region um Windräder geführt wird. Denn seit dem 21. November 2014 gilt in Bayern: Der Abstand eines neuen Windrades zum nächsten Wohnhaus muss mindestens das zehnfache seiner Höhe betragen. Also rund zwei Kilometer bei modernen Anlagen. In vielen Fällen findet die Regel bereits seit dem 4. Februar 2014 Anwendung. Seit Inkrafttreten der sogenannten 10H-Regel sind in Oberfranken keine Genehmigungsanträge mehr eingegangen.

Ostwind verlagert Investitionen aus Bayern heraus

„Es ist so wie befürchtet“, sagt Christoph Markl-Meider, Sprecher von Ostwind. „Es kommt nichts Neues nach.“ Das Regensburger Unternehmen hat bereits vier Windräder im Lindenhardter Forst gebaut und plant dort aktuell fünf weitere Anlagen. Allesamt fallen aber nicht unter die 10H-Regel, weil sie schon vorher genehmigt waren. Ostwind verlagert seine Investitionen nun aus Bayern weg in andere Bundesländer.

In den Augen des Firmensprechers verschenkt Bayern damit die Chance zur regionalen Wertschöpfung. Denn mit dem geplanten Windpark geht Ostwind einen für das Unternehmen neuen Weg. Erstmals können einzelne Bürger sich mit Beträgen bis zu 50 000 Euro direkt in den Windpark einkaufen. Und sie bekommen dafür einen Garantiezins von knapp 3,75 Prozent.

„Die Vögel haben keine Chance gegen diese Maschinen.“

Bis Ende des Jahres will Ostwind damit fünf Millionen Euro einsammeln, die dann direkt in den 25 Millionen Euro teuren Windpark fließen. „Wir können mit so einem Projekt umgehen“, sagt Mark-Meider. Schließlich sei Ostwind seit 25 Jahren am Markt. Und die bereits laufenden Windräder im Lindenhardter Forst zeigten: Der Standort rechnet sich, das Risiko sei minimal.

Bei der Einweihung der ersten Windräder im Lindenhardter Forst war auch Klaus Klötzer dabei. Als Stadtrat hat er dafür gestimmt, dass der Bayreuther Energieversorger BEW in den Windpark einsteigt. Er verteidigt jedoch die 10H-Regel. Vor allem den Bürgern im Thurnauer Ortsteil Lochau seien die Windräder im Gebiet Busbach-Nord nicht zuzumuten. Und er will sich beim Windkraftausbau weiter für den Artenschutz starkmachen. Er habe den Rotmilan im Busbacher Gebiet schon selbst beobachtet. „Die Vögel haben keine Chance gegen diese Maschinen.“

Beitrag von Kurier-TV zum Bau der ersten vier Windräder im Lindenhardter Forst

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