Jede Menge Oldtimer „Aufgebaut aus Ruinen“

Von Stefan Schreibelmayer Der Automobilclub (AC) Bayreuth ruft und die Oldtimer-Enthusiasten kommen. Rund 300 Teilnehmer sind es diesmal bei der Wagnerstadt-Historic, einer Mischung aus klassischem Treffen und Ausfahrt.

 
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100 Jahre besteht der AC in diesem Jahr, 100 Fahrzeuge haben die Verantwortlichen deshalb zur Ausfahrt angenommen, die über 100 Kilometer rund um Bayreuth führt. Hinzu kommen knapp 200 weitere Oldtimer, deren Besitzer „nur“ zum Treffen gekommen sind. Es wird bewundert, gefachsimpelt, Tipps werden ausgetauscht am Veranstaltungsgelände in der Himmelkroner Straße.

Am Nachmittag äußert sich AC-Vorsitzender Klaus Herold zufrieden. Alles hat gut geklappt, es gab keine Unfälle oder anderen schwerwiegenden Zwischenfälle. Von „lauter grinsenden Gesichtern“ spricht er.

Rarität für 1,5 Millionen Euro

Es sind die Geschichten der Autos und natürlich ihrer Besitzer, die ein solches Oldtimer-Treffen so interessant machen. Eine der interessantesten an diesem Tag ist die des Berlin-Rom-Stromlinienwagens. Mit dem ist Guido Frank da. Er bewahrt das Modell für einen Kunden in seinem Autohaus in Bindlach auf, pflegt es, bewegt es. Das Auto ist – nur fast – ein Original. Mit diesem Prädikat gibt es weltweit nur drei, entworfen und 1939 gebaut von Ferdinand Porsche.

Das Modell, das mit seiner extremen Karosserie bei der Wagnerstadt-Historic silbern in der Sonne blinkt, wurde 1949 gebaut, erzählt Frank – großteils aus Originalteilen, die quasi als Ersatz für die Originale gedacht waren. Mit 30 PS sind 100 Sachen drin. „Wenn man sich traut“, sagt Frank, der den Wert des Wagens auf 1,2 bis 1,5 Millionen Euro taxiert. Allerdings: „Ein Original in schlechterem Zustand ist für 16 Millionen Euro versteigert worden.“

Das erste Auto

An diese Zahlen kommen die anderen Oldtimer an diesem Tag nicht heran, doch für ihre Besitzer sind trotzdem von unschätzbarem Wert. Der Pegnitzer Andreas Hagelloch etwa, dass ihm sein Vater das Opel Kadett A Coupé von 1964 zum 18. Geburtstag geschenkt hat. „Das war mein erstes Auto und wird entsprechend gehegt und gepflegt.“

Oder Stefan und Anke Jacob aus Hollfeld, die mit ihrem T1 VW-Bus von 1967 gekommen sind. Gut zehn Jahre haben die beiden den Wagen jetzt. „Selber aufgebaut aus Ruinen“, sagt Stefan Jacob lachend. Inklusive ein bisschen Flowerpower – hinter der Windschutzscheibe künstliche Sonnenblumen, außen rundum mit großen bunten Blüten beklebt, die die Älteren noch als Pril-Blumen kennen. „Die wollte meine Frau unbedingt.“

Daten bis ins Detail

Dass die Fahrer die Daten zu ihren Fahrzeugen meist bis ins Detail kennen, gehört natürlich dazu. Manfred Schöffel aus Stadtsteinach zum Beispiel. Dessen 69er Jaguar E-Type mit Sechszylinder-Reihenmotor unter der unendlich langen Haube ist ein Sechszylinder, Typenbezeichnung Serie 2 2+2. „Etwas länger, etwas höher, da passe ich mit meiner Größe besser rein“, sagt Schöffel und ergänzt sichtlich stolz: „Davon wurden damals nur 56 Stück nach Deutschland geliefert, meiner ist die Nummer 27.“

Wagner als Kühlerfigur

Und dann ist da noch dieses Hot-Rod Peter Haag. Ein in den 80ern in den USA quasi zum Showcar umgebauter Ford Model T von 1927. Viele Teile sind noch original, sagt der Bayreuther, die Karosserie oder die Blattfedern zum Beispiel. Doch für den Antrieb sorgt ein 5,4-Liter-V8 aus einem Chevrolet Camaro. Leistung? „250, vielleicht auch 300 PS. Auf jeden Fall genug“, sagt Haag, der sich ein besonderes Extra in einer Nürnberger Glockengießerei hat anfertigen lassen: Auf dem Kühler prangt eine kleine Wagner-Büste.

Und dann ist da noch Hubertus Gloger. Er hatte schon fünf Oldies, als er im vergangene Jahr auch noch einen sogenannten Buckel-Volvo aus 1957 bei einer karitativen Verlosung gewann, die jedes Jahr zugunsten der Lebenshilfe Gießen veranstaltet wird.

Wiederholungstäter

Gloger ist aus dem Landkreis Fürth gekommen und gehört damit zur Mehrzahl der Teilnehmer – viele sind aus Bayreuth und der Region, außerdem sind ganz Franken, Thüringen und Sachsen gut vertreten. Die weiteste Anreise haben derweil wieder Helmut Berger und Birgit Bracher hinter sich. Sie sind mit ihrem 1983er BMW 520i aus Berlin gekommen, „weil es uns so gut gefallen hat“. Sie waren im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Bayreuth, sind also Wiederholungstäter – wie so viele hier.

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