Jean-Luc Rigaut, Bürgermeister von Annecy, bekommt Bayreuth-Medaille in Gold Annecy: Rigaut erhält Bayreuth-Medaille

Von Katharina Wojczenko
Doppelt Gold: Jean-Luc Rigaut, Bürgermeister von Annecy, trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Bayreuth ein.Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hat ihm soeben die Bayreuth-Medaille in Gold für seine Verdienste um die Partnerschaft verliehen. Bei der Feierstunde im Rathaus bemühten sich beide sehr, einen Teil ihrer Rede in der Sprache des Partners vorzutragen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Übers Hemd? Doch übers Jackett? Vier Minuten vor dem Festakt zupft Gattin Elisabeth noch schnell die blau-weiß-rote Schärpe an Jean-Luc Rigaut (57) zurecht. Der Bürgermeister von Bayreuths Partnerstadt Annecy hat am Freitag die Bayreuth-Medaille in Gold erhalten. Und das für ein mitreißendes Plädoyer für Europa genutzt.

 
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Im Foyer vor dem Sitzungssaal wird Jean-Luc Rigaut am Ende seiner Dankesrede laut. "Es lebe die Freundschaft zwischen Bayreuth und Annecy", ruft er auf Deutsch den Bayreuthern entgegen. "Es lebe die Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen! Es lebe Europa!" Da stehen die geladenen Gäste, Frankophile, Stadträte auf und applaudieren stürmisch. Viele Gratulanten tauschen später freundschaftliche Luftküsschen mit ihm aus.

"Für unsere Bevölkerung ist die Beziehung zwischen Bayreuth und Annecy das Beispiel für eine mitreißende Vision Europas", hatte Rigaut zuvor gesagt. Er hatte von der Geschichte der Städtepartnerschaft gesprochen, die mit der Freundschaft eines Wehrmachtssoldaten mit einem französischen Arzt anfing, der deutsch-französischen Aussöhnung.

Ohne die Beziehungen einzelne Menschen wird's nichts mit Europa

Er hatte davon gesprochen, dass die Beziehungen zwischen Städten und Nationen auf den Beziehungen einzelner Menschen gründen. Und dass die Bayreuther und die Anneciens eine tiefe Freundschaft verbindet, "auch wenn sich unsere Staatsoberhäupter nicht immer über alle Themen einig sind". Weil sie die Überzeugung teilten, dass nur ein starkes deutsch-französisches Paar dem europäischen Traum eine Zukunft geben kann "in einer Zeit, in der sich Großbritannien anders entschieden hat".

Darauf hatte auch Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe in ihrer Laudatio abgehoben, ohne den Brexit explizit zu nennen. "Europa ist mehr als die Idee vom grenzüberschreitenden Warenverkehr", sagte sie. Es zähle das Verbindende statt des Trennenden, die gelebte Freundschaft, die Begegnung auf Augenhöhe.

Kajak-Weltmeister mit Herz für Bayreuth

Eine Idee, die der ehemalige Leistungssportler und Kajak-Weltmeister Jean-Luc Rigaut in den vergangenen Jahren immer wieder vorangetrieben habe. Dafür bekommt er die Medaille, hat der Ältestenausschuss einstimmig entschieden.

An seinem Einsatz für die Partnerschaft mit Bayreuth will er nichts ändern, sagt er auf Kurier-Nachfrage. In seiner Amtszeit wurden die Europäischen Treffen zwischen Jugendlichen eingestellt, finanzielle Mittel seien aber nicht eingespart, sondern umgeschichtet worden. "Das hatte den Charakter einer Ferienkolonie und war einfach nicht mehr zeitgemäß." Dafür hat er zum Beispiel die Praktikumsbörse ins Leben gerufen.

Sein Ziel: Dass die Freundschaft ohne Rathaus läuft

Ihm gehe es darum, dauerhafte Beziehungen zwischen den Bewohnern beider Städte anzustoßen, sagt Rigaut, wirtschaftlich, kulturell und sportlich. Und zwar so, dass die Vermittlung des Rathauses überflüssig wird. "Unser Heimatverein Lô Ptiouts Jean de Vovray pflegt seine Bayreuther Kontakte mittlerweile ganz allein."

In die Praktikumsbörse investiere Annecy jährlich zwischen 50 und 60.000 Euro. Und dabei werde es bleiben. Auch wenn die Stadt Annecy im Januar 2017 alle fünf Nachbarstädte am See eingemeindet wird und die Zahl der Städtepartnerschaften von drei auf 17 wächst.

"Meine Jungs interessieren sich für Bier, ich für Porzellan"

Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen wird Rigaut bis Sonntag in Bayreuth sein. Die Katakomben werden sie sich anschauen, einkaufen. "Meine Jungs interessieren sich für Bier kaufen, ich für Porzellan", sagte Elisabeth Rigaut am Rande des Empfangs. Jean-Luc Rigaut sagt: "Ich bin in keiner unserer Partnerstädte so oft wie in Bayreuth. Das ist eine Herzensangelegenheit."

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