«Vor circa anderthalb Jahren wurde zum Beispiel Hitlers Bartbürste versteigert. So etwas ist leider Gang und Gäbe. Es ist ein relativ großer Markt», sagt Albert Feiber, stellvertretender Leiter der Dokumentation Obersalzberg. Seiner Einschätzung nach ist Hermann Historica «in der Gesamtheit eines der seriöseren Häuser», die sich in dem Markt, den Feiber einen «Graubereich» und «Schmuddelmarkt» nennt, bewegen. Wolfgang Hermann, Mitinhaber von Hermann Historica, sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», das Auktionshaus habe die Sammlung von Lattimers Tochter bekommen.
Auktionshaus sieht Dienst an der Wissenschaft
Weitere Anfragen zur Auktion lehnt das Haus ab. Nur soviel kommt per E-Mail: «Erklärtes Ziel der Hermann Historica ist es, den sozialen Frieden nicht zu stören oder Gefühle zu verletzen. Die Hermann Historica ist sich der verhängnisvollen deutschen Geschichte von 1933 bis 1945 völlig bewusst und lehnt strikt alle neonazistischen und nationalsozialistischen Strömungen strikt ab.»
Das Auktionshaus will sich mit der Versteigerung nach eigenen Angaben vor allem an Museen richten und der Wissenschaft dienen. «Der Paragraf 86a des Strafgesetzbuches verbietet den Handel mit verfassungsfeindlichen Propagandamitteln und damit auch Nazi-Devotionalien», sagt Feiber. «Jeder, der so etwas kauft, muss unterschreiben, dass er es für wissenschaftliche Zwecke und für Zwecke der historisch-politischen Bildung kauft. Aber wer überprüft das?»
Keine Aussagekraft für Geschichtsverständnis
«Für solche Objekte werden hohe Preise aufgerufen. Kaum ein deutsches Museum kann und will bei diesen Preisen mitgehen», sagt Historiker Mix. Jürgen Zarusky vom Institut für Zeitgeschichte in München betont: «Um den Nürnberger Prozess zu verstehen, helfen solche Relikte in der Regel sehr, sehr wenig. Da ist Intellekt gefragt - und nicht der Grusel-Faktor.»
Manche Objekte seien einfach «geschmacklos, makaber und skurril», sagt Mix. «Diese Unterhose in XXL von Göring - welchen Aussagewert soll die haben?»
dpa