Doch selbst wenn ein radioaktiv belastetes Schwein geschossen wird, auf dem Teller wird es niemals landen, sagt Peter Müller, Chef des Jagdvereins in Kulmbach: Sowohl in Bayreuth als auch in Kulmbach wird jedes Schwein untersucht, bevor es in den Handel kommt.
Grenzwert: 500 Lichtblitze pro Sekunde
Dazu wird ein Kilo Fleisch im Mixer püriert und in ein Messgerät gegeben, „ohne Fett und Sehnen, da ist nämlich weniger Radiocäsium drin“, sagt Hubertus Wagner vom Institut für Fleischforschung in Kulmbach. Durch den radioaktiven Zerfall der Atome im Fleischmus entsteht Gammastrahlung, die in einem Kristall im Messgerät Lichtblitze erzeugt. Sind es mehr als 500 pro Sekunde, ist der selbst gesetzte Grenzwert überschritten. Das Wildschwein wird aussortiert, der Jäger bekommt eine Entschädigung.
Offiziell liegt der Grenzwert höher als der, den sich die Jäger gegeben haben: Nicht 500 sondern 600 Becquerel sind laut Gesetz das Maximum, mit dem ein Wildschwein strahlen darf. „Weil die Messstation nicht so hochwertig ist wie eine staatliche, wurde der Grenzwert gesenkt“, sagt Burger, der auch für die Lebensmittelüberwachung im Landkreis Kulmbach zuständig ist. Die Messgeräte wurden von den Jägern selbst finanziert.
Radioaktives Menü ist kein Problem
Doch selbst wenn man sich aus Versehen ein radioaktiv belastetes Menü aus Wildschweinbraten mit Pilzrahmsauce zusammenstellen würde, wäre das kein Problem, sagt Michael Benz, Sprecher des Landratsamts Bayreuth. „Nur wer sich fast ausschließlich von Wildschweinen und Pilzen ernährt, wäre nach längerer Zeit von einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebserkrankungen betroffen.“
Wer sich statt Wildschwein Reh- und Rotwild und statt Pilzen Getreide und Gemüse auf den Teller legt, ist schon länger wieder auf der sicheren Seite: Diese Lebensmittel kann man seit kurz nach der Katastrophe wieder bedenkenlos essen. Denn im Ackerboden wird das Cäsium von Tonmineralien gebunden und gelangt deshalb gar nicht mehr in den Kreislauf.
Bald wird alles gut
Tonmineralien gibt es übrigens auch tiefer im Waldboden. In ein paar Jahren, wenn die belastete Bodenschicht bis dorthin gewandert ist, werden sie das Cäsium absorbieren. Und dann werden Hirschtrüffel auch für tierische Feinschmecker wieder genießbar sein.
Noch mehr Wildschwein könnte auf die fränkischen Teller kommen, wenn Jäger mit Nachtsichtgeräten jagen dürften.
Die Jäger in Stadtsteinach probieren noch eine andere Methode aus: das Saufanggatter. Das gefällt nur wenigen.
Egozentrische Schweine gibt es nicht nur bei der Trüffeljagd, sondern auch im Straßenverkehr.