Dreht sich Literaturrad weiter?

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Glückliche Autoren verließen die Pulvermühle - so auch Hans Magnus Enzensberger und Ingrid Bachér. Foto: red Foto: red

Es ist geschafft. Die Jubiläumsfeier zum letzten Treffen der Gruppe 47 vor 50 Jahren in der Pulvermühle ist Geschichte. Und damit auch die Gruppe selbst. Doch das bedeutet nicht das letzte Wort für die Paarung „Waischenfeld und Literatur“. Auch wenn es wohl kein regelmäßiges Literaturfestival geben wird, wie ursprünglich angedacht. Aber es soll weitergehen. Irgendwie.

 
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Karla Fohrbeck, Hauptorganisatorin der Feier, schwärmt noch Tage danach vom Jubiläumswochenende . Von der „Harmonie an den beiden Tagen, der Freude der Autoren und Regisseure über das Wiedersehen, der Publikumsresonanz, den guten Gesprächen, der Kooperation vor Ort“. Es war gut und richtig, neben dem Campus auch die Burg, das Ortszentrum und die Pulvermühle als Veranstaltungsorte mit einzubeziehen, sagt die 75-Jährige: „Das war für alle ein Gewinn und wunderschön zum Flanieren und Entdecken.“  

Internetseite "sehr gelobt"

Und was kommt danach? Nun, so Fohrbeck, zum einen werde die „sehr gelobte“ Internetseite www.gruppe47.de weiter gepflegt. Die Rollup-Ausstellung zur Historie und den Inhalten der Gruppe 47 werde als Wanderausstellung touren. Und am Fußweg an der Wiesent zur Pulvermühle soll ein Themenweg mit mehreren Stelen entstehen.

Begeisterte Autoren

Zufriedenheit auch bei Bürgermeister Edmund Pirkelmann: „Die Erwartungen wurden zu 100 Prozent erfüllt“, bekundete er in der jüngsten Stadtratssitzung, in der die Räte via Laptop live einen Filmbeitrag des Senders 3Sat über das Jubiläum verfolgten. Vor allem die Autoren seien begeistert gewesen, ergänzte er im Kurier-Gespräch. Von der Gastfreundschaft, von der Landschaft. Wie die Literaturgröße Hans Magnus Enzensberger, der von der Pulvermühle Richtung Rabeneck spazierte – „der war total happy“.

Die positive Botschaft dieser Tage soll über die bereits erwähnten Stelen „nach außen publiziert werden“. Aber: „Stelen gibt es viele, da muss ein Konzept dahinter stehen.“ Sie sollten möglichst an einem Platz konzentriert werden. Mit einer „Verweilzone außen herum, die gepflastert ist, wo Sitzgelegenheiten vorhanden sind“. Und auch Informationen zur Stadt- und Heimatgeschichte sollten zu finden auf diesem Themenweg.

Mit dieser Medienresonanz nicht gerechnet

Geradezu überwältigt zeigt sich Pirkelmann von der Medienresonanz, „dass so viele diese Veranstaltung so ernst nehmen, damit war nicht unbedingt zu rechnen“, so der Bürgermeister. Durchaus beachtlich sei auch die Resonanz bei den Lesungen und Podiumsdiskussion gewesen, „da waren schon ein paar Hundert Leute dabei, das Stadtparkett am Baderhaus war am Sonntag voll“. Wobei sich die Zahl einheimischer Festbesucher in Grenzen hielt, gibt Pirkelmann zu.

Mehrere Chancen für die Zukunft

Und was wird oder kann da nachkommen? Pirkelmann sieht mehrere Chancen. Zum einen könnte eine Anregung aus dem Kreis der Autoren umgesetzt werden – die Einrichtung eines Bibliotheksraumes. Dort könnten Werke der Gruppe-47-Literaten ausliegen. Dazu bräuchte man aber eine „spezielle Kraft“, die sich darum kümmert. Der Bürgermeister will auch Fördermöglichkeiten beim Freistaat abfragen. Kein Thema ist das mehrfach ins Gespräch gebrachte Literaturfestival.

Junge Autoren müssen ran

Eine Idee, die nicht auf Waischenfeld allein bezogen sein könnte. Da könnte zum Beispiel die Metropolregion Nürnberg als Initiator auftreten – doch deren Kulturreferentin hat wie berichtet schon abgewunken. Pirkelmann hofft nun auf den Nachwuchs. Die Gruppe 47 sei endgültig Geschichte, jetzt müssten junge Autoren ran.

Mit Nora Bossong und Simon Strauss waren zwei Vertreter dieser neuen Generation am Wochenende mit von der Partie. Sie signalisierten Interesse daran, das Waischenfelder Literaturrad weiterzudrehen. Pirkelmann will jetzt einen Arbeitskreis ins Leben rufen, der sich dieser Zukunftsperspektiven annimmt und prüft, was am Ende machbar ist. Denn so ein fränkischer Literaturpreis, der regelmäßig in Waischenfeld vergeben wird, „wäre schon was“, sagt Pirkelmann.

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