Der Standortfaktor Bildung

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In Oberfranken ist Bildung einer der wichtigen Standortfaktoren, sagt die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz im Gespräch mit Kultusminsiter Ludwig Spaenle. Deswegn sind hier Investitionen besonders notwendig. Foto: Eric Waha Foto: red

Das Bildungspaket des Freistaats ist geschnürt. Doch nicht jeder Regierungsbezirk hat die gleichen Schwerpunkte. Deshalb ist Kultusminister Ludwig Spaenle auf Tour durch Bayern. Station zwei der Tour: Bayreuth. Was Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz Spaenle mitgibt: "Aufgrund des demografischen Wandels ist Bildung ein erstklassiger Standortfaktor." Ein Standortfaktor, in den investiert werden muss.

 
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Kultusminister Ludwig Spaenle sucht den Dialog. Das Bildungspaket dürfe "nicht nur beschlossene Sache sein", sagt Spaenle am Montagmittag nach einem Gespräch mit Vertretern der Schulaufsicht in der Regierung. Es gehe nicht nur darum, Millionen bereit zu stellen zum Ausbau der Schullandschaft, sondern darum, die Schwerpunkte in den Regierungsbezirken zu ermitteln. In Schwaben, sagt Spaenle, wo die Dialogrunde in der vergangenen Woche ihren Anfang nahm, habe er "ganz andere Schwerpunkte gesehen als hier in Oberfranken". Ein wichtiger Punkt in Oberfranken: die Digitalisierung unter dem Stichwort Masterplan Bayern Digital II.

Nächste Gesprächsrunde ist terminiert

"Dieses Thema wollen wir in Oberfranken in einer zweiten Gesprächrunde weiter vorantreiben", sagt Spaenle. "Das ist die Entwicklung, der wir uns stellen müssen." Die beinhalte unter anderem, "die Schulgebäude für die Herausforderungen weiter zu entwickeln", sagt Spaenle. "Und damit ist nicht das Whiteboard gemeint." Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass sich die Lehrer mit dem Thema befassen, "was natürlich Anstrengung in der Weiterbildung erfordert", wie Spaenle sagt. Zudem gehe es auch darum, "Investitionen zu unterstützen". Dazu werde aktuell eine Strategie erarbeitet. Weil eines nicht sein dürfe, wie Piwernetz auf Nachfrage unserer Zeitung sagt: dass die Ausstattung der Schulen von der Finanzkraft der Kommune abhängt.

Oberfranken gegen den Trend

Besonders in Oberfranken entwickeln sich die Schülerzahlen entgegen dem Trend. Und entgegen aller Prognosen. "Seit 2014 ist an den Grundschulen zu sehen, dass der Schwund der Schülerzahlen gestoppt ist", sagt Spaenle. Dazu komme, was Spaenle als "Sondersituation" bezeichnet: die Kinder, die zusammen mit ihren Familien auf ihrer Flucht nach Bayern gekommen sind. Was aber gleichermaßen als Sondersituation zu sehen ist: Der Markt der Lehrer ist wie leergefegt. "Die Wartelisten für die Grundschulen sind leer, wir haben Vollanstellung. So etwas habe ich noch nie erlebt in den vergangenen 24 Jahren im Landtag." Deshalb gebe es das Weiterqualifizierungsprogramm für Realschul- und Gymnasiallehrer die - "mit fester Planstellenzusage" - sich in einem eineinhalbjährigen Programm zu Grund- und Mittelschullehrern weiterbilden. 1200 Lehrer hätten sich dafür entschieden, die ersten 200 "sind schon auf dem Weg".

Vier mal so viele Lehrer nach Oberfranken

Dass Oberfranken durchaus vom Demografiezuschlag profitiere, unterstreicht Piwernetz: Für das laufende Schuljahr seien 221 Lehrer aus anderen Regierungsbezirken nach Oberfranken versetzt worden. Das seien vier Mal so viele wie in den Vorjahren. Die meisten von ihnen kamen: aus Oberbayern. Auf Nachfrage sieht Spaenle "die Lehrerversorgung landesweit auf einem guten Weg". Die mobile Reserve - aktuell 2400 Stellen - soll um weitere 50 Stellen ausgebaut werden. Alles jedoch gerade im Grundschulbereich vor dem Problem: "Früher hatten wir keine Stellen, jetzt haben wir keine Leute für die Stellen."

1000 neue Lehrer fürs Gymnasium

Wie Spaenle sagt, sehe das Bildungspaket in den kommenden Jahren 2000 neue Lehrerstellen für ganz Bayern vor. "1000 Lehrer mit Schwerpunkt Gymnasium", denn spätestens 2025 wird das neue neunjährige Gymnasium einen höheren Stundenaufwand erfordern. Weitere 1000 Stellen sollen für das restliche Schulsystem geschaffen werden. Zudem 150 Stellen für die Verwaltung. Um damit, wie Spaenle auf Nachfrage sagt, ab dem kommenden Schuljahr "gerade die Situation der kleinen, der einzügigen Schulen zu verbessern". Denn hier reißt die Kritik nicht ab: Bildungsexperte Martin Güll (SPD) etwa hatte in der vergangenen Woche "mehr Leitungszeit" für die Rektoren gefordert.

Berufliche Schulen brauchen Investitionen

Für Piwernetz elementares Thema: Der Fokus müsse in Oberfranken auch auf den beruflichen Schulen liegen. In Bayreuth gebe es mit dem digitalen Handwerks-Kompetenzzentrum eines von drei in Deutschland. "Wir werden als Gegend wahrgenommen", sagt Piwernetz, die viel Potenzial an innovativen Betrieben habe. Was Oberfranken für Fachkräfte interessant mache. Deshalb müssten die beruflichen Schulen entsprechend ausgestattet werden. Die ersten zwei Millionen Euro für Förderung innovativer Konzepte gehen bereits nach Oberfranken: "An Lichtenfels und Kronach als Kooperation und nach Bamberg", sagt Piwernetz. Ziel müsse sein, sagt Spaenle, "dass die Jugendlichen an den Geräten ausgebildet werden, mit denen sie es später auch im Beruf zu tun haben."

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