Baywa-Türme: Spektakel der Routine

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Jetzt geht es an die Substanz. Jetzt geht es an die dicken Mauern und die richtig dicken Brocken: Auf dem ehemaligen Baywa-Gelände in St. Georgen wird gerade das erste der beiden großen Silos abgerissen. Monumente in Stahlbeton, die von den riesigen Baggern Meter für Meter zerstückelt werden. Eine Woche noch, dann wird sich das Stadtbild an dieser Stelle geändert haben.

 
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Es ist wie eine Choreografie auf der Bühne des Abbruchs: Ein kleinerer Riesenbagger arbeitet sich von links Richtung Mitte vor. der größerer Riesenbagger bricht Stück für Stück von oben nach unten aus dem Silo heraus. Obwohl der Ausleger des 155 Tonnen schweren Ungetüms, einer Eigenentwicklung des Pullenreuther Abbruchunternehmers Stephan Plannerer bis zu 46 Meter lang ist, steht der blaue Bagger auf den Resten des Gebäudes, das er in der vergangenen Woche zerstückelt hat. "Das war mal die Getreidereinigung", sagt Plannerers Vorarbeiter Martin Krause.

Berge von Abbruchmaterial

Berge von Abbruchmaterial lagern schon auf dem Gelände. Holz. Stahl. Stein. Seit etwas mehr als drei Wochen wird auf dem Gelände an der Hugenottenstraße abgebrochen. Erst die flacheren Gebäude, jetzt die Silotürme. "Eine relativ massive Geschichte", sagt Martin Krause mit Blick auf die Silos. "Stahlbeton. Aus den 30er Jahren." Etwa 40 Meter ist der größere der beiden Türme hoch, der noch fast unberührt steht, der andere, an dem die Bagger beißen, ist "ungefähr sechs Meter niedriger", sagt Krause. Die Mauern sind zwischen 30 und 40 Zentimetern stark. Eine Herausforderung für die Abbrucharbeiter? Krause lächelt. "Für unsere Technik gibt es eigentlich nix, was ewig hält."

Das große Ausbeißen kommt danach

Auch der Umfang der Arbeiten ist nichts, was die sich stetig vorarbeitende Maschinerie, die auch den Abbruch der Sinntaler Autobahnbrücke erledigt hat, vor große Ansprüche stellen würde. "Ist eigentlich Routine für uns. Nicht, was die Höhe angeht. Aber den Umfang der Arbeiten." Martin Krause schätzt, dass bis Ende der kommenden Woche von den Silos - zumindest oberirdisch - nichts mehr zu sehen sein werde. Dann jedoch "geht das große Ausbeißen los". Dann wird getrennt. "Wir sind bestrebt, einen möglichst großen Teil des Eisens in die Wiederverwertung zu bringen." Die Bagger können "80 bis 85 Prozent des Eisens" und des verbauten Stahls bereits herauslösen, bevor der Schutt in die Brechanlage wandert.

Vorher ausräumen? Zu aufwendig

"Das alles wird im Anschluss mehrere Wochen dauern, bevor wir die Fundamente ziehen können." Zum Glück, sagt Krause, seien nur die beiden großen Silogebäude unterkellert. Zweieinhalb bis drei Meter tief reichen die Keller in den Boden. Die anderen Gebäude hätten keinen Keller gehabt. Auf Nachfrage sagt Krause, es hätte keinen Sinn gehabt, die umfangreichen Einbauten in den Silos und auf den Dächern - dort stehen nach wie vor mehrere Mobilfunkmasten - herauszunehmen, bevor der erste Riesenbagger sein Saurier-Maul in die Fassade gerammt hätte. "Viel zu aufwendig." Auch die Mobilfunk-Betreiber hätten sich die Masten angesehen und seien dann schnell zu der Entscheidung gekommen, dass sie keinen Aufwand treiben wollten. "Das ist alles Schrott." Mit einer Fingerbewegung zeigt Krause, wie der Bagger die Masten vom Dach pflücken wird. Er wird sie knicken wie Streichhölzer.

Neuer Stadtteil auf 22.000 Quadratmetern

Thomas Berger, Sprecher der Baywa-Zentrale in München, gibt auf Nachfrage einen kurzen geschichtlichen Abriss des Standorts am Ende der Hugenottenstraße, auf dem die Wohnungsbaugenossenschaft Nova Sedes aus Neustadt an der Waldnaab als Bauträger und Investor einen neuen Stadtteil entwickeln wird. Einen neuen Stadtteil, in dem über 100 Wohnungen geplant sind, dazu kleinere Gewerbebetriebe. Die Fäden für diesen neuen Stadtteil auf einer Fläche von mehr als 22.000 Quadratmetern laufen im Immobilienbüro Winkler und Brendel zusammen.

Ende 2012 war für die Baywa dort Schluss

Berger sagt, die Baywa habe 1998 noch einmal neuen Silo-Raum auf dem Gelände geschaffen. "für rund 2500 Tonnen. Bis 2002 war der Standort ein Vollsortimenter für uns", sagt Berger. Im Anschluss sei der Standort nur noch saisonal betrieben worden, als Erfassungsstandort, wie es in der Agrarbranche heißt - um Getreide zu lagern. 2012 war aber auch damit Schluss und das Agrargeschäft St. Georgen wurde in die umliegenden Standorte Neuenmarkt und Firkenhof am Kulm verlagert. Das Getreidelager wurde im Winter 2012 zugemacht, sagt Berger.

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