Wie sicher ist die Parsifal-Premiere?

Von Susanne Will
Das Festspielhaus. Foto: Karl Heinz Lammel Foto: red

Es sind nur noch drei Monate bis zur Premiere von „Parsifal“. Dazu werden wie in jedem Jahr hochrangige Gäste erwartet: die Kanzlerin, Politiker, Schauspieler. Jetzt hat der Kurier erfahren: Der Regisseur Uwe Eric Laufenberg plant angeblich, auf der Bühne Kritik am Islam zu üben. Ein Umstand, der den Verantwortlichen die Schweißperlen auf die Stirn treibt. In Geheimgesprächen zwischen Stadt, Polizeipräsidium und Festspiel-Verantwortlichen wird an einem erweiterten Sicherheitskonzept gefeilt.

 
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Wie Regisseur Laufenberg, derzeit Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, das Stück inszenieren will, ist offiziell nicht bekannt. Der Kurier erfuhr von einem Insider:  „Es enthält islamkritische Elemente.“ Dass Kritik an dieser Religion Aufruhr und Terror auslösen kann, ist hinlänglich bekannt. Und wenn die Kritik womöglich auf der Bühne der Wagner-Festspiele geübt werden könnte, macht das die Verantwortlichen der Stadt nervös. So nervös, dass  über das Konzept nicht offen geredet wird.

Polizei berät Stadtverwaltung

In einer offiziellen Stellungnahme sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums:  „Die künstlerischen Inhalte und Details zur diesjährigen Inszenierung dieses Ereignisses von internationaler Bedeutung sind uns derzeit noch nicht bekannt. Die oberfränkische Polizei wird allerdings alle erforderlichen Maßnahmen treffen, um die Durchführung der diesjährigen Festspiele zu gewährleisten. Hierzu stehen wir in engem Kontakt mit der Festspielleitung, als auch mit der Stadt Bayreuth als originäre Sicherheitsbehörde.“

Dazu  berät die Polizei die Stadt in ihrem Sicherheitskonzept. Aus Sicherheitskreisen erfuhr der Kurier, dass über Absperrungen, Eingangskontrollen und Taschenkontrollen durch private Sicherheitsleute bei der Premiere nachgedacht wird.

Regisseur würde Einblick geben

Regisseur Uwe Eric Laufenberg hält sich bedeckt, was den Inhalt angeht. Er sagt aber: „Um die Leute zu beruhigen, bin ich prinzipiell dazu bereit zu sagen oder zu zeigen, was ich vorhabe.“ Ein Insider behauptet,  dass Darstellerinnen Burkas tragen würden, die sie sich später vom nackten Leib reißen würden. Das dementiert der Regisseur gegenüber dem Kurier.  

Darstellerinnen in Burka?

Toni Schmid, Ministerialdirigent und Vorsitzender im Verwaltungsrat der Festspiele-GmbH sagt gegenüber dem Kurier: Er habe gehört, dass Darstellerinnen Burkas tragen würden -  mehr würde er nicht wissen. Das könnte sich überholt haben, denn Laufenberg, der jetzt erst mit den Proben beginnt, verneint Auftritte von Frauen in diesem Kleidungsstück. Sieht Schmid eine Gefährdung durch mögliche Islamkritik? „Das kann man erst feststellen, wenn die Proben angefangen haben.“

Laufenberg: „Wenn die Stadt Bayreuth über Sicherheitskonzepte nachdenkt, dann liegt das an der allgemeinen Lage.“ Natürlich drehe sich der Parsifal um Religion. „Und  man sollte sich in Zeiten, in denen Religionen wieder Kriege führen, nicht darüber erregen, dass jemand Wagner noch einmal verdeutlicht.“

"Angst ist schlechter Berater"

In einem anderen Interview, geführt in Linz, geschrieben für den „festspielblog.de“, findet Laufenberg deutliche Worte. Seine Parsifal-Inszenierung sei „aktueller, heißer“ geworden. Auf die Frage, ob das Attentat auf die Zeitung Charlie Hebdo im Januar 2015  bei ihm für eine Schere im Kopf sorge und ob er sich frage, was man machen kann und was nicht, antwortete er: „Definitiv nicht.“ Und auf die Frage, ob das Publikum besorgt sein müsse: „Jeder muss Angst haben, der Angst davor hat, gleich unter die Straßenbahn zu kommen; wenn Sie kein Flugzeug besteigen, weil Sie Angst haben, Sie stürzen ab, dann steigen Sie in den Zug – und der verunglückt dann. Oder wir sitzen jetzt hier, im Café am Volksgarten in Linz. Wenn einer meint, er muss jetzt hier einen Anschlag verüben, dann kann das genau jetzt hier passieren. Insofern finde ich Angst einen sehr, sehr, sehr schlechten Berater. Wenn die Angst uns unsere Würde nimmt, dann sollten wir die Angst beiseite legen.“

Festspielleiterin Katharina Wagner war am Dienstag nicht zu erreichen. Die Stadt Bayreuth hat auf Anfrage lediglich verlautbaren lassen, dass derzeit am Sicherheitskonzept gearbeitet wird.  Nachfragen, auch hinsichtlich der Kosten oder was das Konzept konkret vorsieht, waren nicht möglich.

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