Weidenberg: Zapf schließt Bausparte

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 Foto: red

Was lange befürchtet wurde, ist jetzt eingetreten: Der Bayreuther Betonspezialist Zapf schließt den Bau- und Fertigteilbereich. In der Produktion in Weidenberg sollen rund 60 Stellen gestrichen werden, teilte das Unternehmen mit.

 
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Bereits Anfang Februar wurde bekannt, dass Zapf im Baubereich 30 Arbeitsplätze in der Planung und Verwaltung streichen will.

„Trotz intensiver Suche konnte die Zapf GmbH keinen Investor für die defizitäre Unternehmenssparte Bau finden“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Da auch die letzten Gespräche mit einem potenziellen Interessenten ergebnislos verlaufen seien, sehe sich das Unternehmen gezwungen, die Produktion von Fertighäusern und konstruktiven Fertigteilen in Weidenberg zum 31. August zu schließen. Zapf wolle sich künftig ganz auf das Garagengeschäft konzentrieren, das zuletzt über 80 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet habe.

"Reißleine gezogen"

„Es fällt uns schwer, die erneuten Kündigungen auszusprechen“, so die Zapf-Geschäftsführer Emmanuel Thomas und Katrin Grunert-Jäger. Bis zuletzt habe man mit Unterstützung von externen Beratern in ganz Deutschland versucht, Investoren zu gewinnen – „leider vergeblich“. Die ursprünglich geplante Schließung der Sparte Bau sei sogar um einige Wochen verschoben worden, um doch noch eine Lösung im Sinne der Beschäftigten zu finden, doch nun sei man einfach gezwungen, die Reißleine zu ziehen.

Die Probleme der Unternehmenssparte seien neben strukturellen Problemen vor allem durch schwierige Marktgegebenheiten entstanden, angesichts derer sich letztlich auch der potenzielle Interessent gegen eine Übernahme der Haus- und Fertigteilproduktion entschieden habe. Bei Zapf wolle man alles daran setzen, um die bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen zu unterstützen.

„Für viele der Leute wird es nicht gleich weitergehen“, sagte der Zapf-Betriebsratsvorsitzende Siegfried Obwandner dem Kurier. Die Schließung sei eine schlechte Situation gerade in der Region, die an Arbeitsplätzen nicht so reich gesegnet sei. Obwandner sprach von 55 Kündigungen in Weidenberg. Der Weidenberger Bürgermeister Hans Wittauer war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Hoffnung bis zur letzten Sekunde

„Wir hatten bis zur letzten Sekunde die Hoffnung, den Bereich in Weidenberg an einen ernsthaften Interessenten unterzubringen“, sagte Betriebsratschef Obwandner: „Doch seit vergangenem Montag war klar, dass das definitiv nichts wird.“ Letztendlich eine unternehmerische Entscheidung, an der man nicht rütteln könne.

Von den Kündigungen seien Mitarbeiter unterschiedlichster Dauer der Betriebszugehörigkeit betroffen, mit individuellen Kündigungsfristen. „Die Mannschaft wird peu a peu kleiner werden, bis Ende August die längste Kündigungsfrist abgelaufen ist“, erkläre Obwandner.

Konzentration auf das Garagengeschäft

Zapf will nun das Garagengeschäft (Marktanteil in Deutschland rund 40 Prozent) weiter stärken. Ohne den Verlust bringenden Bereich Bau, der die Investitionsmöglichkeiten eingeschränkt habe, sieht Geschäftsführer Thomas gute Perspektiven.

Der Gedanke der Geschäftsführung, den Garagenbereich zu stärken, „nutzt natürlich denjenigen nichts, die in den anderen Bereichen sind, die jetzt geschlossen werden“, so Obwandner. Der Garagenstandort in Weidenberg laufe normal weiter. „Wir überlegen, ob wir hier noch den einen oder anderen gekündigten Mitarbeiter unterbringen können.“ Der Betriebsratschef bezifferte die Zahl der Mitarbeiter im Weidenberger Zapf-Garagenbereich auf 70 bis 75.

Neue Lager- und Logistiksysteme

Laut Zapf-Geschäftsführer Emmanuel Thomas liegt im Garagenbereich das derzeitige Auftragsvolumen deutlich höher als im Vorjahr. Ein Wachstumstreiber seien unter anderem die hohen Verkaufszahlen in Österreich und der Schweiz. Diese Märkte sollen zügig weiter ausgebaut werden. Als neues Produkt in dem Bereich schwebt Zapf eine sogenannte Ökogarage vor, die mit Solarmodulen auf dem Dach und Speichersystemen im Garageninneren zu einer Art Stromquelle für Elektrofahrzeuge werden soll. Modifizierte Garagenmodule sollen den Bedarf nach günstigem Wohnraum befriedigen. Ein neues Logistiksystem soll Transportwege verbessern. Und in Weidenberg („dieser Unternehmensstandort ist nach wie vor besonders wichtig“) sollen neue Lager- und Logistiksysteme für das Garagengeschäft geschaffen werden.

Die Zapf GmbH (Bayreuth) ist ein Tochterunternehmen der Unternehmensgruppe LNC S. A. (Les Nouveaux Constructeurs), einem europaweit tätigen Projektentwickler mit Hauptsitz in Paris. LNC wurde 1972 von Olivier Mitterrand gegründet, der seit 2013 als Vorsitzender des Aufsichtsrates fungiert. Seither hat sein Sohn Moïse Mitterrand als Vorstandsvorsitzender die Geschäftsführung inne.

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