Vorfreude: 8000 Besucher üben sich vor dem Konzert im Schlangestehen Warten auf Xavier Naidoo

Von Katharina Wojczenko

8000 Menschen kommen am Freitag zum Xavier-Naidoo-Konzert auf dem Volksfestplatz. Und warten gerne drei Stunden, bis ihr Idol die Bühne betritt. An der Anfahrt liegt es nicht.

 
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> Die Fans: Monique Siegel (25) zeigt ihren Arm: Gänsehaut. Dabei hat das Konzert noch gar nicht angefangen. Sie ist noch nicht mal auf dem Gelände. Aber eben hat ihre Freundin Franziska Hoffmann ihr das verfrühte Geburtstagsgeschenk gegeben. Eine Karte für Xavier Naidoo, Front of Stage, so nah dran wie möglich. „Es war eine völlige Überraschung“, sagt Siegel.

Die Kinder sind bei Mann und Großeltern in Altenkunstadt. „Xavier hat diese unverkennbare Stimme, er macht das mit Leib und Seele“, sagt Siegel. Ihr Mann kann mit dem Musiker nichts anfangen. „Weil für Xavier erst die Kirche, dann die Musik und zuletzt die Familie kommt.“ Ihr ist das wurscht. „Ich bin ja kein Groupie, ich bin wegen der Musik da.“

Mehr Groupiefaktor hat die sechsköpfige Damengruppe, die einen Mann, zwei Decken und Dosenprosecco für die Warteschlange dabei hat. Für „Xavier“ sind sie 100 Kilometer gefahren. Die Erfahrenste hat bereits zwölf Naidoo-Konzerte hinter sich. Für Sabrina Dürnsricht (26) ist es das Sechste; bei ihrer Hochzeit ertönte sein Lied „Ich brauche dich“. Der Xavier ist für sie „weit und breit der heißeste Mann“. Ihr eigener ist ja nicht da.

> Die Männer: Es gibt sie. Aber vor allem als Begleiter oder als Kartenverschenker für die Ehefrau, wie Oliver Hubert aus der Nähe von Bamberg. Manuela Hubert mag das „Tiefsinnige“ an Naidoos Texten. Ihr Mann „sollte mit“, sagt er. Reinhard Schiller (59) aus Mistelgau ist mit seiner Frau da. Und stellt fest: „Ich bin nicht der einzige Mann hier.“ Er mag das Melancholische an Naidoos Texten und dass sie auf Deutsch sind.

> Die Schlangen: Vor dem Eingang sind drei. Eine ist so lang, dass man das Ende nicht sieht. Sie führt am FC-Platz vorbei. Die beiden anderen nur wenige Meter. „Die Deutschen stellen sich immer artig an“, sagt Christoph Wunderlich von der Security-Firma. Es wird auch keine Seite bevorzugt, als es gegen halb sieben losgeht. Hinter der Pforte kommt: ein einsamer Brezelstand. Und wieder Anstehen zur Kontrolle, was für Enttäuschung sorgt. Dahinter ist nicht nur die Bühne, sondern Bier, Fressstände und Dixie-Klos. Und wieder Schlangen.

> Die Rollis: Bernd Wunderlich (35) aus Pöllersdorf ist körperlich und geistig behindert. Seine Schwester Sabine Schreiner schiebt seinen Rollstuhl. „Ich bin gerne draußen auf Konzerten“, sagt Wunderlich. Aber klomäßig gebe es hier Verbesserungsbedarf. Und beim Einlass. „Ich habe extra beim Veranstalter angerufen“, sagt Sabine Schreiner. Aber einen zügigen Eingang für Rollstuhlfahrer gibt es nicht. Wunderlich steckt in der Menge fest.

> Die Polizei: Schiebt eine ruhige Kugel. Das Verkehrskonzept geht auf. Und Einsatzleiter Achim Dowerg geht davon aus, dass es ruhig bleibt. Weil Naidoo-Fans „ganz normale Leute“ sind. Auf der Bühne rockt die Vorband. „Ich hab gefickt, ich hab betrogen, mich durchs Leben gelogen“, singt Daniel Wirtz im ersten Lied. Ähnlich geht’s weiter. Dowerg bleibt gelassen: „Kraftausdrücke sind normal bei uns Polizisten.“

So war das Konzert:

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So kompliziert ist ein Interview mit Xavier Naidoo.