Mickisch meint Wagner gegen den Vorwurf in Schutz nehmen zu müssen, er habe den Völkermord der Nazis unmittelbar ausgelöst. Der wahre Urheber des Judenhasses sei das Christentum, das eine „2000jährige, latente, oft auch in Pogromen sich entladende Grundstimmung gegen Juden in ganz Europa" erzeugt habe. Seine Thesen begründet er mit Verweisen auf die Geschichte des Christentums und vor allem Martin Luthers. Den Reformator bezeichnet Mickisch als „Elefanten-Antisemit", neben den man Wagner „eher noch zu einem ,antisemitischen Pantoffeltierchen' verkleinern" dürfe.
Wagner, ein klitzekleiner Antisemit: „Wagners Schrift ,Das Judentum in der Musik' hat kaum 50 Seiten und macht unter einem Promille seines gesamten schriftstellerischen Werkes aus." Das Werk sei für Wagner selbst auch nicht wichtig gewesen. Behauptet Mickisch. Was er nicht sagt: Die Schrift lag Wagner immerhin so am Herzen, dass er sie 19 Jahre nach der Erstveröffentlichung nochmals herausbrachte. Diesmal unter seinem richtigem Namen und und um einen schlimmen Satz ergänzt. Er lautet: „Ob der Verfall unsrer Kultur durch eine gewaltsame Auswerfung des zersetzenden fremden Elements (gemeint sind die Juden, Anm. d. Red.) aufgehalten werden könne, vermag ich nicht zu beurteilen, weil hierzu Kräfte gehören müssten, deren Vorhandensein mir unbekannt ist."
Mickisch selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In seinem Aufsatz bekennt er: „Zugegeben sei, dass mir die Medien genau so gleichgültig sind wie die „öffentliche Meinung", und meine Stellung in der Musikwelt eine unabhängige und freie, lediglich aufgrund eigener Leistung eroberte und ungefährdete ist" – was ihm die Sache „relativ leicht" mache.