Schwangerschaftskonfliktberatung in Bayreuth und Region weiter gefragt Ungewollt schwanger: Das sind die aktuellen Zahlen

Von Katharina Wojczenko
Archivbild: dpa Foto: red

Kondom gerissen, Pille vergessen, und die Pille danach hat versagt: Das sind nur drei Gründe von vielen, weshalb Frauen ungewollt schwanger werden. Nicht alle entscheiden sich dafür, das Kind auszutragen. Die Zahl der Abtreibungen ist im vergangenen Jahr in Bayern entgegen dem bundesweiten Trend leicht gestiegen. Wie die Situation in Bayreuth ist, lässt sich nur schwer sagen. Fest steht: Die Zahl der Frauen, die Schwangerschaftskonfliktberatungen in der Region aufgesucht haben, ist fast gleich geblieben.

 
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12.102 Schwangerschaftsabbrüche wurden 2014 in bayerischen Arztpraxen und OP-Zentren vorgenommen. Laut dem Landesamt für Statistik sind das 216 Abtreibungen mehr als im Vorjahr, also 1,8 Prozent mehr als 2013. Bundesweit waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamts im selben Zeitraum etwa drei Prozent weniger als im Vorjahr, nämlich etwa 99.700 Abtreibungen.

70 Prozent der betroffenen Frauen mit Wohnsitz in Bayern waren zum Zeitpunkt der Abtreibung zwischen 18 und 34 Jahre alt. Wie sich die Zahlen in Bayreuth entwickelt haben, lässt sich nicht sagen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden sie erst ab einer größeren Gebietskategorie veröffentlicht, sagt Christoph Reichl, Pressesprecher bei der Regierung von Oberfranken.

287 Frauen haben sich 2014 beraten lassen

Fest steht allerdings, dass 2014 fast genauso viele Frauen wie 2013 die Schwangerschaftskonfliktberatung aufgesucht haben. In der Region gibt es drei staatlich anerkannte Schwangerschaftsberatungsstellen: bei der Diakonie und den Landratsämtern Bayreuth und Kulmbach. Sie zeigen den Betroffenen Möglichkeiten auf, wie sie mit der Situation umgehen können. Insgesamt haben die drei Stellen 287 Frauen im Jahr 2014 beraten, darunter manche mehrfach. Im Vorjahr waren es 284 Frauen. Der Beratungsschein ist Voraussetzung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch. Wie viele der Frauen sich am Ende dafür entschieden haben, ist aber unbekannt.

"Das sind auch nicht unbedingt Bayreutherinnen", warnt Andrea Röderer-Grüner vor falschen Schlüssen. Sie ist Leiterin der Abteilung der Schwangerschaftsberatungsstelle der Diakonie.  "Es kommen auch Frauen aus dem Landkreis Kulmbach und anderen Teilen Deutschlands zu uns", sagt sie. In der Festspielstadt komme es sogar vor, dass Besucherinnen aus dem Ausland den kostenlosen Service nutzen.

In 15 bis 20 Prozent der Fälle kommen die Frauen nicht allein, sondern bringen ihren Partner mit, ist die Erfahrung von Dorothea Brendel, Mitarbeiterin in der Beratungsstelle im Landratsamt Bayreuth. 2014 sind dort neun Frauen weniger als 2013 in die Beratung gekommen, nämlich 90. Dass bundesweit die Abtreibungen seit Jahren sinken, liegt ihrer Meinung nach auch am demografischen Wandel: Es gibt immer weniger Frauen im gebärfähigen Alter, immer weniger Schwangere und immer weniger ungewollt Schwangere.

Die neue Regelung zur Pille danach begrüßt Brendel. "Ich sehe in der Beratung, dass die Leute nicht leichtfertig mit der Verhütung umgehen", sagt die Sozialpädagogin. In den meisten Fällen handele es sich um Verhütungspannen. "Ich bin deshalb dankbar darum, dass die Pille danach jetzt rezeptfrei erhältlich ist", sagt Brendel. In den Beratungen sei die Verfügbarkeit nämlich immer wieder Thema. Ein typischer Fall aus der Praxis: Das Kondom platzt, es ist Wochenende, dann noch zum Arzt - "und man denkt: bei einem Mal wird mir schon nichts passieren".

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