Hintergrund: Pille danach

Sie heißen entweder ellaOne oder PiDaNa: die "Pille danach", hier gezeigt in einer Apotheke in Bayreuth. Die rezeptfreie Ausgabe, die es in Deutschland seit dem 15. März gibt, ist umstritten. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die „Pille danach“ gibt es jetzt ohne Rezept. Seit dem 15. März sind die Medikamente ohne Verschreibung durch einen Arzt in den Apotheken erhältlich. Die „Pille danach“ ist ein Notfallmittel für Frauen, die nach ungeschütztem Sex eine ungewollte Schwangerschaft verhindern wollen. Bei den rezeptfreien Präparaten handelt es sich um ellaOne mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat (UPA) und PiDaNa mit dem Wirkstoff Levonorgestrel (LNG). Beide unterdrücken oder verzögern den Eisprung, so dass eine Befruchtung verhindert wird.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Besorgt sich ein Mädchen oder eine Frau die „Pille danach“ ohne Rezept, muss sie das Präparat allerdings selbst bezahlen. Ein Anspruch auf Kostenübernahme durch die Krankenkassen besteht nur mit Rezept und für Frauen und Mädchen unter 20 Jahre. Die CSU will sich dafür einsetzen, dass Hartz-IV-Empfängerinnen bis zum 27. Lebensjahr die "Pille danach" vom Staat bezahlt kommen, ebenso Verhütungsmittel.

Der Ärzteverband Hartmannbund Nordrhein kritisiert die rezeptfreie Abgabe der „Pille danach“. Er bekundete am Dienstag in Düsseldorf Zweifel, dass in einer solchen Ausnahmesituation eine angemessene Beratung im belebten Verkaufsraum einer Apotheke oder an der Nachtglocke besser aufgehoben sei als im geschützten Sprechzimmer eines Arztes.

Bisher habe der verordnende Arzt die betroffene Frau mit ihren etwaigen Begleiterkrankungen wie etwa Thromboseneigung und ihrer sonstigen Medikation in aller Regel genau gekannt und somit die Risiken von Neben- und Wechselwirkungen beurteilen können, so der Hartmannbund. Viele Frage seien ungeklärt, etwa ob die Abgabe auch an Männer oder anonym erfolgen könne. Auch sei offen, wie ein missbräuchlicher Erwerb verhindert werden könne.

Der Schwangerenberatungsverein Donum Vitae fordert eine qualifizierte Beratung durch Apotheker für die „Pilledanach“. Damit ein solches Präparat möglichst nicht eingesetzt werden müsse, seien Prävention und Sexualaufklärung noch wichtiger als bisher, betonte die Bundesvorsitzende Rita Waschbüsch am Dienstag in Bonn. Der Bundesvorstand habe sich mit Blick auf die Gesundheit der Frauen für eine Rezeptpflicht eingesetzt, fügte Waschbüsch hinzu.

Einer aktuellen Umfrage zufolge hat jeder Siebte folsche Vorstellungen von der "Pille danach". Jeder siebte Deutsche glaubt demnach fälschlicherweise, dass die „Pille danach“ andere Verhütungsmittel ersetzt. Das ergab eine repräsentative Befragung des Marktforschungsinstituts YouGov, die am Freitag in Köln veröffentlicht wurde. 15 Prozent der Befragten stimmten demnach der Aussage zu, dass man dank der rezeptfreien „Pille danach“ auf andere Mittel verzichtet könne.

dpa/kna

Autor

Bilder