Tiefgarage: "Keine zweite Elbphilharmonie"

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Auf Kulmbachs größter und teuerster Baustelle steht ein entscheidender Schritt bevor: Die Deckenplatte über der neuen Tiefgarage soll noch im Dezember eingesetzt werden. Damit der enge Zeitplan einzuhalten ist, drückt die Baufirma Dechant aufs Tempo. Im Zwei-Schicht-Betrieb soll künftig verlorene Zeit wett gemacht werden.

 
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Bis Ende des Jahres soll "der Deckel drauf" sein. Darauf hoffen alle Beteiligten. Denn schließlich soll das klaffende Loch bis zur nächsten Kulmbacher Bierwoche geschlossen sein. Dafür schuften die rund 70 Mitarbeiter des Weismainer Bauunternehmens tagtäglich in der rund vier Meter tiefen Baugrube. "Die Bauarbeiten am Zentralparkplatz laufen gut", sagt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage. Nach wie vor sei es das Ziel, die Betondecke noch vor Ablauf des Jahres aufzubringen. "Der Zeitplan steht und fällt natürlich mit den Wetterbedingungen."

Dechant: "Selbst Schnee hält uns nicht auf"

Die Bauphasen sind eng getaktet, die städtischen Vorgaben für das Bauunternehmen nicht einfach zu erfüllen. "Von uns aus ist alles in Ordnung", kommentiert Alois Dechant den Baufortschritt und fügt hinzu: "Wir sind in unserem eigenen Zeitplan - und was noch nicht passt, das holen wir wieder auf." Dafür könnte im nächsten Monat notfalls im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet werden. "Von uns aus ist das Bierfest nicht gefährdet", erklärt der Seniorchef. Die Witterung sei bisher günstig gewesen "und selbst Schnee hält uns nicht auf."

Auch die vom Kurier befragten Stadträte sind optimistisch. So sagt Thomas Nagel (FDP), Mitglied im Bauausschuss und Gast im baubegleitenden Ausschuss: "Aus meiner Sicht geht es sehr gut voran. Das weitere Vorankommen hängt von der Decke ab." Nagel ist bekannt dafür, dass er immer wieder Ausgabendisziplin anmahnt. Mit seinem Vorschlag, die Tiefgarage zu verfüllen und lieber die Stellplätze im Kaufplatz zu ertüchtigen, stieß er im Stadtrat auf taube Ohren. Inzwischen ist er mit dem Vorhaben ausgesöhnt: "Die Kosten sind natürlich immer noch irre hoch", sagt Nagel.

Ohne Umgestaltung als Stadtplatz keine Förderung

Weil es sich um einen relevanten Stadtplatz handle, dessen Umfeld neugestaltet werde, sei eine Förderung überhaupt erst möglich geworden.Wäre es nur um die Tiefgarage gegangen, hätte es wahrscheinlich keine Zuschüsse gegeben. Hans-Dieter Herold (Grüne) hält die Pläne für sinnvoll und hofft, dass die Kosten im Rahmen bleiben: "Billiger bekommen wir es nicht." In Kulmbach werde mit der Umgestaltung "eine urbane Atmosphäre geschaffen", selbst das Bierfestkonzept könne weiterentwickelt werden. "Das wird keine zweite Elbharmonie und auch kein Berliner Flughafen", ist Herold zuversichtlich.

Schlaflose Nächte dürfte Oberbürgermeister Henry Schramm trotzdem haben, falls sich die Ausgaben weiter erhöhen: Die Baukosten waren von 3,8 Millionen auf 11,6 Millionen und zuletzt 13,6 Millionen Euro gestiegen. Der Eigenanteil der Stadt ist jedoch weitaus geringer, weil die Umgestaltung des zentralen Platzes in der Innenstadt zu 80 Prozent gefördert.

Komplizierte Gründung auf Stützen und Pfählen

Um die Baustelle überhaupt einzurichten und zu sicheren, stützten die Bauarbeiter zunächst die Außenwände der 65 mal 65 Meter großen Baugrube schräg ab. Als Gründung der neuen Stützen wurden formbare Gusspfähle in den Boden eingelassen. Im Untergrund stießen die Bauarbeiter sogar noch auf Überreste der alten EKU-Brauerei. Die Erste Kulmbacher Aktienbrauerei wurde 1872 gegründet. Das Firmengelände auf dem heutigen Zentralparkplatz ist 1969 abgerissen worden. In den neunziger Jahren schlossen sich EKU und Reichelbräu dann zur Kulmbacher Brauerei zusammen.

Ein mächtiger Hochbaukran transportiert die schweren Betonbauteile: Er kann am Ausleger tonnenschwere Gewichte heben und auf Schienen in der Grube hin- und herfahren. In die bestehende, 4250 Quadratmeter große Bodenplatte baute die Baufirma nach Angaben der Stadt inzwischen die neuen Stützfundamente und Betonstützen ein.

Durchstich für Anfang 2017 geplant

Aktuell geht es darum, die Hauptunterzüge zu errichten: Sie dienen später als Auflager für die rund 180 Fertigteilbinder. Das sind die Elemente, die für die Betonflachdecke benötigt werden. Laut Dechant werden sie in den Fertigteilwerken in Amberg und Horb produziert. "Ab 5. Dezember können wir mit der Montage beginnen", schätzt der Bauunternehmer. Bevor die Deckenplatte wie ein Schachbrettmuster verlegt wird, sind weitere Unterzüge, Querträger, Seitenwände und eine Zwischendecke im Technikraum zu betonieren. Im Januar und Februar nächsten Jahres ist der Durchstich zur bisherigen Stadthallen-Tiefgarage geplant. Darauf folgt der Bau der neuen Abfahrt sowie der Übergänge zur Stadthalle.

Der Abbruch der alten Tiefgarage hinterließ einen Berg an Baumaterialien: 8000 Tonnen Bauschutt mussten danach abgetragen und entsorgt werden. Um die Tiefgarage wiederherzustellen, sind rund 500 Tonnen Bewehrungsstahl nötig.

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