Sanierung von Parkplatz und Tiefgarage: Kostenschätzung steigt von vier auf 13,5 Millionen Euro Kostenexplosion im Zentrum

Von Peter Engelbrecht
So soll der Zentralparkplatz nach der Sanierung aussehen. Grafik: red Foto: red

Die Stimmung Anfang März 2015 in der Stammberger-Halle in Kulmbach war gut. Oberbürgermeister Henry Schramm gab das Ergebnis des Architektenwettbewerbs für die Sanierung des Zentralparkplatzes und der dazugehörigen Tiefgarage im Zentrum der Stadt bekannt. Mindestens vier Millionen Euro sollte das Projekt kosten, schätzte Schramm damals. Doch heute, ein knappes Jahr später, spricht er von 13,5 Millionen Euro. Das ist fast das Dreieinhalbfache.

 
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Schramm hatte damals von einer „ersten groben Kostenschätzung“ gesprochen. Auch Stephan Häublein vom Kulmbacher Siegerarchitekturbüro H2M bekräftigte, dass der preisgekrönte Entwurf noch nicht mit Kosten hinterlegt sei. Im September 2015 folgte dann im Stadtrat der nächste Schlag: Die Umgestaltung könnte statt 3,8 Millionen Euro bis zu 11,6 Millionen Euro kosten. Aktuell liegt die Kostenschätzung bei 13,5 Millionen Euro.

Auf der jüngsten Informationsveranstaltung zu dem Vorhaben mit rund 200 Gästen gab es keine einzige Frage zu den extrem gestiegenen Gesamtkosten. Dabei ist das Projekt das größte der vergangenen Jahrzehnte in Kulmbach. Auf dem Zentralparkplatz werden in Zukunft 83 Parkplätze bereitstehen, in der Tiefgarage 128. Für das Bierfest soll auf dem Parkplatz ein größeres Zelt als bisher aufgestellt werden.

Im Stadtrat gab es nur einzelne kritische Stimmen. Als im September 2015 erstmals die 11,6 Millionen Euro genannt wurden, forderte Stadtrat Matthias Meußgeyer (SPD), über Kosteneinsparungen nachzudenken. Möglicherweise könne auf den Durchstich zur Tiefgarage der Stadthalle verzichtet werden. Doch nur Meußgeyer und sein Parteifreund Hans Werther stimmten für den Verzicht. Zur Kostensteigerung wollte sich Meußgeyer gegenüber unserer Zeitung nicht äußern.

Doch wie konnte es dazu kommen? Ein Branchenkenner, der ungenannt bleiben wollte, vermutete, die Planer seien mit niedrigen Kosten rangegangen, um den Auftrag zu erhalten, hätten dann später das Volumen erhöht. Möglicherweise seien anfangs einige Maßnahmen nicht mit einberechnet worden. Vom Planungsbüro H2M war gestern niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Stadt sieht das anders. Eine Verdreifachung der Kosten stehe nicht zur Debatte, erklärte Simon Ries, Büroleiter von Oberbürgermeister Schramm. Er nannte eine Zahl von vier bis fünf Millionen Euro, die vor Einstieg in den Wettbewerb kursiert sei. „Diese Zahl bezog sich auf eine grobe überschlägige Schätzung eines Statikbüros für eine Wiederherstellung des Ist-Zustandes. Bei der Schätzung handelte es sich um reine Baukosten“, betonte Ries. Die rund 13,5 Millionen Euro seien die Bruttobaukosten. Eine reine Sanierung im Bestand sei von der Regierung von Oberfranken sehr kritisch gesehen worden. Um Städtebaufördermittel zu bekommen (60 Prozent plus X zusätzlich aus dem Härtefonds des Ministeriums) müsse eine „eindeutige Verbesserung der Situation“ erzielt werden. Dazu gehörten die komplette Neugestaltung des gesamten Platzbereichs und der Verkehrsbeziehungen, die barrierefreie Gestaltung des Platzes und der Tiefgarage, die unterirdische Verbindung der beiden Tiefgaragen, zusätzliche Toilettenanlagen und die Schaffung einer Ruhezone mit Bäumen.

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