Thermenstreit: lauter leise Beteiligte

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Ob aus der Thermen-Ruine in Fichtelberg mal wieder ein richtiges Bad wird, ist fraglich. Foto: Harbach Foto: red

In Fichtelberg herrscht Schweigen, wie es weitergeht mit der Therme oder die Eishalle. Bürgermeister Georg Ritter (CSU) blockt jede Information für die Bürger ab. „Nichts Neues.“ Dem Landratsamt gefällt diese Stille gar nicht.

 
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Es schneit in Fichtelberg, auch die Therme liegt unter matschigem Schnee, jedenfalls das, was von der Therme übrigblieb, seit sie vor viereinhalb Jahren bis auf die Grundmauern abbrannte. Nach unzähligen Anläufen, Verhandlungen, Streitigkeiten und Einigungen mit dem Eigentümer, nach unzähligen Versprechen, bald wieder aufzubauen, ist nur eines sicher: Die Ruine liegt unter Schneematsch.

 „Es gibt nichts Neues“, sagt Georg Ritter, seit mehr als zwei Jahren auf dem Bürgermeistersessel, auf den er auch mit dem Versprechen gekommen ist, für den Wiederaufbau des einstigen Fichtelberger Gästemagneten zu sorgen. Inzwischen ist die Kristall AG, die Firma des im Juli verstorbenen Bäderkönigs Heinz Steinhart, als Eigentümer des Grundstückes im Grundbuch eingetragen, auch die Baugenehmigung liegt vor. Aber von Kristall ist nichts zu hören. Die große Stille. „Wir werden uns demnächst treffen“, sagt Ritter. Es werden „mehrere Gespräche“ stattfinden, noch in diesem Jahr.

Auch nach dem Tode Steinharts im Juli habe es Gespräche gegeben, aber da sei es um „grundsätzliche Sachen“ gegangen. Gesprächspartner seit Steinharts Tod ist Gerd Bittermann, Vorstand der in Stein ansässigen Kristall Bäder AG. Worum ist in den Gesprächen mit ihm gehen wird, worum es gegangen ist, dazu schweigt Ritter.

Dieses Schweigen missfällt auch dem Landratsamt.  „Wir hören nur sehr wenig aus Fichtelberg und sind nicht informiert, ob es neue Entwicklungen gibt, auch in Sachen Bad“, heißt es dort. Die Gemeinde sei auf Tauchstation gegangen, ist auch weitgehend aus der Berichterstattung verschwunden. Das war auch Ritters Ziel. Er schiebt als Grund die angeblich schlechte Berichterstattung über eine geplante Eishalle in Fichtelberg vor. Der Kurier habe dieses Projekt „schlecht gemacht“, das habe „geschadet“.  Allerdings sei die Eishalle „noch nicht gestorben“. Wie dort der Stand der Planung ist, dazu herrscht das Fichtelberger Schweigen.

Auch das Projekt Wiederaufbau der Therme sei noch nicht vom Eis. Und das, obwohl vor zwei Wochen in Weißenstadt eine Riesentherme für mehr als 60 Millionen Euro geöffnet hat, begünstigt dadurch, dass in Fichtelberg seit Jahren nichts vorangeht. Immerhin hat Ritter ein gutes „Gefühl“, dass auch die Badbetreiber aus Fürth weiter auf den Wiederaufbau setzen.  „Ich bin von Grund auf Optimist“, sagt er und geht davon aus, dass „die wollen“. Unbeantwortet bleibt die typische Frage bei (Geschäfts-)Beziehungen: Woran lässt sich das gute Gefühl festmachen? „Da möchte ich nichts drüber sagen.“

Auch nicht zur Finanzlücke, die noch immer zwischen der von Kristall geforderten und der von der Brandversicherung gezahlten Summe klafft; auch nicht davon, ob Kristall das Filet-Grundstück mit Ruine auch dann gehören wird, wenn nicht wieder aufgebaut wird; auch nicht zu der inzwischen von Kristall aufgestellten Schadenersatzforderung in Richtung Gemeinde, weil diese angeblich Steinhart am Bauen gehindert habe und somit kein Geschäft zu machen war, beziehungsweise der Bau jetzt viel teurer werde.  „Es gibt eine Forderung“, sagt Ritter, aber er wolle sich rückversichern, ob er diese nennen darf. Noch sei nichts spruchreif. Sein Ziel war es bisher, lange Gerichtsprozesse zu vermeiden. Das sei es auch „nach wie vor“, sagt er wortkarg. Auch von anderen Beteiligten der Verhandlungen ist zu hören, dass "die Gemeinde eine Mitschuld" an der Verzögerung habe.

Indessen sind die Nachrichten aus der Kristall AG spärlich. Dort sind nach Informationen des Kuriers "andere Fragen dringlich". Noch immer ist der Umbau des "Ein-Mann-Unternehmens", so ein Beteiligter, nicht ganz abgeschlossen. Bis zum Tode Steinharts war alles auf diesen allein ausgerichtet, er allein hat entschieden. Aber es gibt mehrere GmbHs und unterschiedliche Gesellschaften.

Ungelegte Eier

Ohne Heiß und Eis, also ohne Therme und Eishalle – welche Alternative hat Fichtelberg? Ritter: „Es gibt ein Haufen Zeug, was wir ausbauen können, z.B. den Fichtelsee.“ Welches Zeug? „Über ungelegte Eier rede ich nicht.“ Doch es gibt Hinweise, dass irgendwo schon einige dieser Eier liegen, neue Konzepte oder Ideen.  Aber nix los in Fichtelberg. Georg Ritter: „Wenn es nichts Neues gibt, was soll ich da sagen?“

Es passiert doch viel ...

Dabei passiere doch in der Gemeinde „viel“, sagt er und verweist auf Vereine wie die Feuerwehr, den Ski-Club oder die ortsansässige Ranch. Viel zu wenig aber passiert in Sachen Verwaltung. Wenig Personal, hohe Krankenstände, „es funktioniert nicht mehr gut“, sagt man am Landratsamt hinter vorgehaltener Hand. Gernot Geyer von der dortigen Rechtsaufsicht wird deutlicher: „Rechtsaufsichtlich macht es einen bedenklichen Eindruck.“

Ritter kontert mit einer noch nicht ganz abgeschlossenen Umstrukturierung seines Rathauses und neuen Mitarbeitern, die sich erst einarbeiten müssten. Aber alle Posten seien besetzt. Trotzdem bleibe „einiges liegen“. Aber die Liste werde nach Priorität abgearbeitet, es dürfe nichts verjähren.

Liegen geblieben sind aber offenbar woanders Forderungen, die nämlich der Gothaer Versicherung an die Kristall AG in Fürth, die ebenfalls beharrlich schweigt. Nach wie vor fehlten Unterlagen, es gebe keinen neuen Gesprächstermine. Und die Baugenehmigung für die Therme habe die Kristall AG immer noch nicht eingereicht. „Trotz mehrmaliger Aufforderung“, sagt eine Sprecherin der Versicherung und schiebt hinterher: „Nichts Neues.“ Bis auf den Schneematsch, der über der Ruine liegt. „Aber der taut bald“, sagt Ritter.

 

 

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