DNA und Fingerabdrücke passen zu mindestens 17 Taten Supermarkt-Killer nahe Dresden gefasst

Von Marie-Christine Fischer und
Dieses undatierten Fahndungsfotos der Polizei zeigt den mutmaßlichen Supermarkträuber in Hannover. Foto: Polizei/dpa Foto: red

Sieben Monate lang hatte die Polizei ihn gesucht. Jetzt ist der Supermarkt-Killer geschnappt. Die Polizei hat am Donnerstagmorgen bei Dresden einen 42-Jährigen aus Polen festgenommen, dessen DNA und Fingerabdrücke mit an Tatorten gefundenen Spuren übereinstimmen. Der Mann soll dutzende Supermärkte brutal überfallen haben, darunter auch Läden in Pegnitz, Kulmbach und Hof. Einen 21-Jährigen soll er dabei erschossen haben.

 
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Aufatmen. In der Region. In ganz Deutschland: Nach monatelanger Fahndung wurde am Donnerstagmorgen der sogenannte Supermarkt-Killer gefasst, wie die Polizei gestern mitteilte. Bei Dresden nahm sie einen 42-jährigen Mann fest, der seit Herbst 2013 mindestens 17 Discounter – darunter Filialen in Pegnitz, Kulmbach und Hof – brutal überfallen und einen 21-Jährigen getötet haben soll. Der Fahndungserfolg geht zu einem wesentlichen Teil auf das Konto oberfränkischer Ermittler – und könnte die Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung neu befeuern.

Donnerstag, kurz nach 5 Uhr: Ein dunkler BMW fährt auf den A13-Rastplatz „Dresdner Tor Nord“, auf seinen Fersen ein bayerisches Sondereinsatzkommando. Der Fahrer parkt, stellt den Rücksitz zurück, um sich schlafen zu legen. Zugriff. Die Einsatzkräfte schlagen die Fenster des BMW ein, zerren den Fahrer aus dem Wagen. Er wehrt sich nicht. Die Ermittler sind sicher, dass der 42-Jährige einen jungen Mann auf dem Gewissen, zwei Menschen angeschossen und mehrere Kassiererinnen mit vorgehaltener Waffe bedroht hat.

43 Überfälle stehen im Raum

Mindestens 17 bewaffnete Raubüberfälle auf Supermärkte, unter anderem in Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Bayern werden ihm zur Last gelegt. Darunter auch die Tat vom Dezember in Hannover, bei dem er einen 21-Jährigen erschoss, der den Überfall verhindern wollte. Darunter auch die Taten in der Region, in Hof, Kulmbach und Pegnitz. Das belegen DNA-Spuren und Fingerabdrücke, von denen Thomas Klinge, Oberstaatsanwalt in Hannover sagt, dass sie „zu 100 Prozent übereinstimmen mit den Spuren, die an mehreren Tatorten gefunden wurden.“ Insgesamt stehen sogar 43 Überfälle im Raum. Der Festgenommene bestreitet alle Taten. Die Ermittler gehen aber davon aus, dass er auch am Mittwochabend nach Deutschland kam, um einen Supermarkt zu überfallen.

Auf die Spur sind die Ermittler dem Mann über sein Handy gekommen. Sie glichen Verbindungsdaten ab und extrahierten seine Nummer. Als sich das Handy am Dienstag gegen 22 Uhr bei Cottbus in ein deutsches Netz einloggte, wussten sie Bescheid. Für Hannovers stellvertretenden Polizeipräsident Thomas Rochel ist der Fall deshalb „ein klarer Beleg für das Erfordernis und die Erfolgsträchtigkeit der Vorratsdatenspeicherung“. Im Zuge der Ermittlungen hatte die Polizei auch ein Video einer Überwachungskamera von dem Überfall in Hannover herausgegeben.

 

„Wesentliche Puzzleteile“, sagt Anne Höfer, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, habe die hiesige personalstarke Ermittlergruppe „Kasse“ zum Fahndungserfolg beigetragen. Die Polizisten hatten in Supermärkten der Region mit Flyern auf den Fall aufmerksam gemacht, waren in Pegnitz, Kulmbach und Hof von Haus zu Haus gegangen, um mit möglichen Zeugen zu sprechen und hatten mit Hunden den Fluchtweg des Mannes rekonstruiert. Schließlich waren es Kräfte aus Nordbayern, die an der A13 zugriffen.

"Gott sei Dank ist der Typ gefasst"

Erleichterung über die Festnahme war gestern  bei Kunden des Netto-Markts in Pegnitz zu spüren, wo der Räuber am 10. Juni seinen letzten Überfall verübt hatte. „Gott sei Dank ist der Typ jetzt gefasst“, sagte ein Rentner. Eine Pottensteinerin, die regelmäßig dort einkauft, zollte dem Personal Respekt: „Ich war am Tag nach dem Überfall da und habe mich sehr gewundert, wie gelassen und freundlich die Angestellten so kurz nach dem Geschehen ihre Arbeit gemacht haben. Ich hätte das nicht gekonnt.“ Noch mitgenommen eine Mitarbeiterin: „Wenn dich jeder darauf anspricht, ist das irgendwann zu viel. Dieser Täter wurde gefasst, gut – aber wer weiß, wie viele da draußen noch herumlaufen.“

Rund 100.000 Euro Beute soll der 42-Jährige laut Polizei gemacht haben. Er sitzt jetzt in Hannover in Untersuchungshaft. In seinem Wagen haben die Ermittler eine geladene Ceská gefunden, eine Waffe, wie sie auch bei den Überfällen verwendet wurde.

Unsere Google-Karte zeigt, wo der Täter überall zugeschlagen hat:

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