Dreifachturnhalle: Die riesigen Trennvorhänge werden vor Ort zusammengenäht - Einweihung am 21. Januar Stich für Stich für den Sport

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Handarbeit, wie man sie sehr selten sieht, ist angesagt beim Endspurt der Arbeiten an der neuen Dreifachturnhalle in der Johann-Sebastian-Bach-Straße. Die Schüler von drei Schulen stehen schon in den Startblöcken und wollen in der Halle, dem aktuell größten Hochbauprojekt der Stadt, Sport treiben. Aber vorher müssen zwei Männer aus Wuppertal die riesigen Trennvorhänge nähen. Stich für Stich für den Bayreuther Sport.

 
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Edel sieht sie aus, die Dreifachturnhalle. Leuchtend roter Boden. Viel Holz. Viel Glas. Ein Farbleitsystem für die drei Umkleidekabinen und die Gerätegaragen. "Wir haben das System so weit durchgezogen, dass auch die Sportgeräte farblich zugeordnet sind", sagt Sportamtsleiter Christian Möckel am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung. "Die grünen Sportgeräte gehören zur grünen Umkleidekabine, die blauen zur blauen, die gelben zur gelben. Stöcke, Bälle und so weiter haben die jeweilige Farbe. Damit man sie besser zuordnen kann." 

5,2 Millionen Euro sind so gut wie verbaut

Die Arbeiten an der 5,2 Millionen Euro teuren Halle sind 15 Monate nach dem Baubeginn so gut wie abgeschlossen, sagt Wolfgang Bayerlein vom Hochbauamt der Stadt, der Architekt der Halle. Dominierende Arbeit der vergangenen zwei Monate: "Brett für Brett ist die Holzprallwand angeschraubt worden", sagt Bayerlein. Hinter der Prallwand versteckt: Kletterstangen, eine Boulderwand, "die herausgezogen und um 180 Grad gedreht werden kann. Wird sie nicht gebraucht, verschwindet sie hinter der Verkleidung und muss nicht wie in anderen Hallen mit Matten abgedeckt werden". Und, als eine der Forderungen aus dem Stadtrat, die jetzt umgesetzt werden: Falttribünen mit 250 Sitzplätzen. "Die sind nicht einmal 50 Zentimeter tief. Das war Millimeterarbeit, sie einzupassen", sagt der Architekt. Die Tribünen werden elektrisch aus der Wand ausgeklappt. "Machen einen stabileren Eindruck als die im Schulzentrum-Ost", sagt Möckel beim Probesitzen.

Nähen der Vorhänge zentraler Bestandteil der letzten Arbeiten

Zentraler Bestandteil der abschließenden Arbeiten ist: Das Nähen der beiden doppelwandigen Trennvorhänge, die aus der Dreifachturnhalle erst eine Dreifachturnhalle machen. Eine Arbeit, die Zeit braucht. Die man auch nicht beschleunigen kann. Und bei der sich Gunnar Christians und sein Kollege Bozida Antic auch nicht ansatzweise aus der Ruhe bringen lassen. Die beiden Bühnenbauer aus Wuppertal sind am Montagabend nach Bayreuth gekommen, haben am Dienstag damit begonnen, ihr Material zurecht zu legen. Am Mittwoch haben sie begonnen, die 28 Meter langen und bis zu zwölf Meter hohen Trennvorhänge, die aus 1,30 Meter breiten Bahnen zusammengefügt werden, zuzuschneiden. Und die erste Bahn genäht. 14 Tage werden sie brauchen, sagen sie.

"Ein sehr spezielles Material"

"Das ist ein sehr spezielles Material", sagt Gunnar Christians. Auf der einen Seite "wohl das Beste, das man bekommen kann". Auf der anderen Seite schwer zu verarbeiten: "Das ist vliesbeschichtetes Akustikmaterial, das schluckt den Schall. Nur so kann man die Hallen akustisch voneinander trennen." Das Vlies allerdings sorgt dafür, dass man die schweren Bahnen nicht verrutschen kann, wenn sie aufeinander liegen und millimetergenau ausgerichtet werden müssen. "Das Material bremst nicht. Das steht", sagt Christians. Um es ausrichten zu können, muss man es hochheben, wieder hinlegen. Immer und immer wieder, bis es passt. Das kostet Zeit.

Zusammenheften und dann mit doppelter Naht nähen

Nach dem Zuschnitt und Ausrichten der Bahnen werden sie mit Metallklammern zusammengeheftet und anschließend mit einer speziellen Nähmaschine mit einer doppelten Naht zusammengenäht. "Vier bis fünf Stunden brauchen wir, um eine Bahn beidseitig zu vernähen", sagt Christians. Er und sein Kollege Antic arbeiten parallel an zwei Schichten, denn jeder der beiden rund 50.000 Euro teuren Vorhänge, die für die Aufteilung der Halle gebraucht werden, ist doppelwandig. "Alle 70 Zentimeter kommt ein Zwischenbändchen rein." Damit die Wände aus Stoff nicht flattern.

Ein Vorhang wiegt rund 750 Kilo

Eine Vorhangeinheit wiegt rund 750 Kilo. Der Zugmechanismus, mit dem die Trennwände hochgefahren und zwischen den Bindern der Decke zusammengefaltet werden können, haben Christians und seine Kollegen bereits im November eingebaut. Das hohe Gewicht ist ein Grund, warum man sie vor Ort nähen muss. Der andere: Die Vorhänge sind so groß, "dass man sie nicht transportieren könnte. Da wären selbst die neuen Gigaliner zu kurz dafür", sagt Bayerlein. "Außerdem hätten sie sonst Knickstellen, die man nie wieder rausbekommt", sagt Christians.  

Mehr zum sportlichen Zeitplan für die Halle lesen Sie hier

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