Etwa 70 Bürger wollen wissen, was das Quartiersmanagement mit ihrem Stadtteil vorhat Startschuss für Treff in der Hammerstatt

Von Katharina Wojczenko
Tadler informieren sich an dem Stand der Initiative, die erst einmal "Hammerstatt by bike" heißt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der neue Quartierstreff in der Hammerstatt ist eröffnet: Mit einem Aktionstag haben die Hammerstätter die Wiedergeburt des Hammerstätter Hofs eingeläutet. Das ehemalige Wirtshaus soll künftig Initiativen, die den Stadtteil bereichern wollen, eine Heimat bieten. Doch das soll erst der Anfang sein.

 
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Ihr Stadtteil ist den Bürgern wichtig: Der Hammerstätter Hof war bei der Eröffnungsveranstaltung für sie zumindest so voll, dass die Hammerstätter sich einfach näherkommen mussten. An Infoständen der Landesgartenschau, der Radel-Initiative mit Arbeitstitel "Hammerstatt by bike" und dem Verein Essbare Stadt steckten etwa 70 Besucher die Köpfe zusammen, diskutierten mit den städtischen und ehrenamtlichen Ansprechpartnern. So intensiv, dass das Kuchen- und Häppchenbuffet lange gut gefüllt blieb. Das Ziel: Die Bürger sollen nicht nur sagen, was sie sich für ihren Stadtteil wünschen - sondern mithelfen.

Die Ansprechpartnerin: Bei Ulrike Färber laufen dafür die Fäden zusammen. Die Architektin mit Bayreuther Wurzeln vom Münchner Planungsbüro AGS, die sich schon um das Quartiersmanagement in St. Georgen kümmert, ist auch in der Hammerstatt die Ansprechpartnerin. Wer Ideen oder Fragen zu geplanten, laufenden oder künftigen Projekten hat, wendet sich an sie (projektmanagement@ags-muenchen.net oder Tel. 089/223505) oder wirft Post in den neuen Briefkasten am Hammerstätter Hof. "Wir haben ein paar Ideen, zum Beispiel eine Polsterwerkstatt - sind aber für alles offen", sagt Färber.

Was schon in Arbeit ist: Die Stadt hat den Hammerstätter Hof vorerst für zwei Jahre angemietet. Vereine und Initiativen, die den Stadtteil voranbringen wollen, können ihn als Treffpunkt nutzen. Für Besprechungen kommt in den Nebenraum noch eine Leinwand. Die Termine koordiniert Färbers Mitarbeiterin Sina Seppeur (veranstaltungskoordination@ags-muenchen.net), die manchen Bayreuthern zum Beispiel von der Essbaren Stadt schon bekannt ist. Private oder kommerzielle Veranstaltungen sind nicht erlaubt. Recht weit ist laut Färber das Projekt Brückenschlag zur Innenstadt, mit neuen Wegen für Fußgänger und Radfahrer und der Radler-Initiative mit Arbeitstitel "Hammerstatt by bike".

So geht es weiter: In den Hammerstätter Hof soll Leben einziehen. Und die Hammerstatt bekommt demnächst eine eigene Facebookseite, wo sich alle organisieren können, die mitmachen wollen. Ebenfalls dran ist Färber am Thema Nahversorger. "An der Ecke Grünewaldstraße/Haydnstraße würde das gut passen", sagt Färber, wo der Schlecker war. Allerdings fehlen noch planerische Vorarbeiten und ein Investor.

Logo: Das Quartiersmanagement hat einen Logo-Wettbewerb für die Soziale Stadt Hammerstatt und/oder den neuen Quartierstreff ausgerufen. Noch bis 22. Februar können alle Bayreuther ihre Ideen dafür an projektmanagement@ags-muenchen.net mailen oder in den Briefkasten am Hammerstätter Hof einwerfen. Zu gewinnen gibt es unter anderem zwei Dauerkarten für die Landesgartenschau.

Hintergrund: 2013 hatte der Stadtrat beschlossen, dass die Hammerstatt zum Sanierungsgebiet J wird. In den kommenden 15 Jahren sollten etwa vier Millionen Euro eingesetzt werden, um den Arbeiterstadtteil noch lebenswerter zu machen. Leitfaden soll das Abc sein: Aktivierungsangebot, bezahlbare Baukultur und Charme der Verbindungen. Seit 2014 ist die Hammerstatt im Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt. Ein Dossier der Stadt zum Sanierungsgebiet finden Sie hier.

Umfrage:  Was soll sich in der Hammerstatt ändern?

Thomas Neff (58): "Ich lebe seit 58 Jahren in der Hammerstatt. In gewisser Weise ist der Stadtteil tot.  Es gibt keine Wirtschaft mehr und wohl auch nicht die Klientel dafür. Selbst die Alten schauen lieber fern. Früher haben wir beim Tucher Karten gespielt. Ein Wirtshaus wie das Mannsbräu oder das Mohrenbräu wäre schön. Ich finde es gut, dass mit der Veranstaltung heute ein Anfang gemacht ist und es vorwärts geht. Die Ideen gefallen mir. Aber es fehlt an Leuten, die mitmachen. Ich engagiere mich schon in der Kirche und der Flüchtlingsarbeit. Da ist es für mich schwierig, noch mehr zu tun. Und es ist schwierig, junge Leute dafür zu begeistern."

Nicole Okonkwo (33): "Ich erhoffe mir, dass die Gemeinschaft mehr zusammenwächst. Ich bin in Bayreuth aufgewachsen und lebe seit fast zehn Jahren in der Hammerstatt. Mein Eindruck ist, dass hier Jung und Alt weniger miteinander zu tun haben, alles anonymer ist. Bayreuther tun sich manchmal schwer, auf Leute zuzugehen, und sind erst einmal skeptisch. Deshalb finde ich den öffentlichen Garten hier gut. Ich habe keinen grünen Daumen, bin aber ab und an mit meinen Kindern dort und gieße. Wenn mir beim Kochen die Petersilie ausgeht, schneide ich mir schnell welche ab. Und mein Sohn war schon mit dem Kindergarten dort und hat mir stolz gezeigt, wo sein Lieblingssalat wächst."

Claus Thaller (51): "Ich lebe in einer Wohnung vom Bauverein und bin heute gekommen, weil in der Hammerstatt vieler Häuser leerstehen. Mich interessiert, was damit passiert. Die Lage der Hammerstatt ist stadtnah, ich bin viel mit dem Rad unterwegs und die Anbindung ist ideal. Was ich mir aber wünsche, ist ein Nahversorger, den ich zu Fuß erreichen kann. Und ich bin froh, wenn die Landesgartenschau beginnt. In den vergangenen Monaten war wegen der Baustellen viel abgesperrt. Wie ich mich einbringen kann, weiß ich noch nicht. Die Essbare Stadt ist jedenfalls nichts für mich. Meinen Kaffee trinke ich lieber auf meinem Balkon als ihn bis zum Garten zu schleppen. Und zu ernten, ohne mitzuhelfen, finde ich nicht richtig."

Ernst Dohlus (68): "Ich bin aus München zu Besuch. Meine Frau, die aus der Hammerstatt stammt, hat mich hergeschickt. Beruflich habe ich mich viel mit Architektur beschäftigt. Vier, fünf Mal im Jahr sind wir in Bayreuth und gehen viel spazieren. Was mir auffällt: Ein Teil der Gebäude in der Hammerstatt ist stark heruntergekommen und müsste saniert werden, die Sportstätten sind in die Jahre gekommen. Die Idee mit dem Barriereabbau finde ich gut, damit man einfacher in die Stadt kommt - zum Beispiel einen weiteren Durchbruch beim Bahndamm."

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