Stadtrat: Kein Geld für den Reichshof

Von Frank Schmälzle
Das Reichshof-Kino in Bayreuth im Frühjahr 2015 vor der Wiederbelebung. Archivfoto: Tobias Köpplinger Foto: red

Es hatte gut ausgesehen für den Reichshof, das aus dem Dornröschenschlaf erwachte ehemalige Kino am Markt. 400.000 Euro wollte die CSU in den städtischen Haushalt für 2016 hineinschreiben lassen, damit das Reichshof aufgemöbelt wird. Daraus wurde nichts. Der Antrag kam schlicht zur falschen Zeit.

 
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Nicht, weil ihn die CSU nach dem 15. November, dem offiziellen Anmeldeschluss für Ausgaben des Haushaltes 2016, gestellt hatte. Die größeren Klippen sind: So wie sich die CSU das vorstellte, 400.000 Euro aus dem Haushalt 2015 für das Reichshof weiter zu schieben, klappt das nicht. Das Geld, sagt Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl, ist nicht übrig, sondern bereits anderweitig verplant. Und: Auch die Idee der CSU, mit 400.000 Euro städtischem Geld und Mitteln aus dem Topf der Städtebauförderung der Regierung von Oberfranken eine Investition in Höhe von einer Million Euro für den sanierungsbedürftigen Reichshof zu schmieden, klappt nicht.

Förderprojekte hätten im Herbst 2015 angemeldet werden müssen

Schlicht, weil die Stadt im Herbst 2015, als sie Förderprojekte bei der Regierung anzumelden hatte, nicht wusste, dass der Reichshof Fortschritte macht. Dass die Eigentümergemeinschaft bereit ist, einen langfristigen Mietvertrag abzuschließen. Dass die ersten Veranstaltungen, die der Verein Bayreuth Event & Festival im Reichshof organisierte, bei Publikum und Künstlern ein solcher Erfolg werden würden.

Gleichzeitig Diskussion um die Stadthalle

Die Diskussion bei den Haushaltsberatungen am Montag um den Reichshof ist zugleich eine über die Stadthalle. Stefan Schlags (Die Grünen und Unabhängigen) sagt es am deutlichsten: "Jeder, der anfängt, die Lösung, die wir für die Sanierung und den Umbau der Stadthalle gefunden haben, zu sabotieren, nimmt seine Verantwortung als Stadtrat nicht ernst." Darum geht es also auch: Mancher im Stadtrat sieht den Reichshof mit etwa 600 Plätzen, wenn er saniert und modernisiert ist, als Konkurrenz zur Stadthalle. Deren Sanierung und Umbau wird voraussichtlich 55 Millionen Euro kosten. Wenn das Projekt denn kommt, wie geplant. Derzeit ruhen die Planungen. In einem Bürgerentscheid werden die Bayreuther sagen, ob ihnen die Stadthalle diese Summe wert ist.

Kulturreferent Fabian Kern übt sich in Diplomatie. Er lobt den Reichshof als kulturhistorisch bedeutendes Gebäude. Aber er sagt auch: Veranstaltungen, die in den nächsten Monaten im Reichshof stattfinden werden, würden später auch gut in eine sanierte und umgebaute Stadthalle passen. "Wir müssen das sehr genau und fein abstimmen, um keine Konkurrenz zu schaffen. Die könnte sich die Stadt nicht leisten."

Die Stadthallensanierung als "Totschlagargument" für anderes?

Das ging aber schnell, sagt SPD-Stadträtin Beate Kuhn. Sie hätte nicht schon bei diesen Haushaltsberatungen damit gerechnet, dass die "exorbitante" investion in die Stadthalle zum "Totschlagargument" werden würde. "Was wir einbringen, was wir für sinnvoll halten, geht nicht. Wegen der Stadthalle."

Die Meinungen gehen auseinander. Bloß keine städtische Investition in das Eigentum von Privatleuten - und am Ende vielleicht noch ein neuer, dauerhafter Zuschussbetrieb in der Kultur, sagt Karsten Schieseck (BG). Das ist kein Laden und auch keine Wohnung, sagt Christian Wedlich (CSU). Die Eigentümer des alten Kinos hätten keine Renditeaussicht, würden also nicht investieren. Wenn nicht die Stadt dazu hilft.

Angst vor der Konkurrenz der Spielstätten

Dann spricht Wolfgang Gruber. Der DU-Stadtrat ist ein Kritiker der hohen Investition in die Stadthalle, wollte einst die Bürger per Ratsbegehren darüber entscheiden lassen. In der Haushaltsberatung sagt Gruber: Die Angst vor der Konkurrenz der Spielstätten, zeige vor allem eines: dass es offenbar Alternativen zur Stadthallen-Lösung, wie sie der Stadtrat mehrheitlich beschlossen habe, gibt. Jetzt solle offenbar nach dem Prinzip verfahren werden: Bloß nichts tun, was der Stadthalle in die Quere kommen könnte.

"Wir bemerken also jetzt schon, wie lange uns die Stadthallen-Debatte noch begleiten wird." Thomas Hacker (FDP) hatte an anderer Stelle der Haushaltsberatung gesagt: Im Jahr 2019 werde die Stadt voraussichtlich knapp 25 Millionen Euro investieren. 14 Millionen davon in die Stadthalle, deren Gesamtinvestition auf fünf Jahre aufgeteilt werden soll. Bleiben 2019 also noch zehn Millionen für Investitionen, Hacker fragt: Wie soll die Stadt da ihren Stand halten?

Ohne Chance auf Städtebauförderung zieht Hohl den Antrag zurück

Wenn es so ist, dass die 400.000 Euro aus dem vergangenen Jahr weg sind und die Chance auf Städtebauförderung in diesem Jahr nicht besteht, dann ziehe er den Antrag zurück, sagt Michael Hohl (CSU). Jetzt sollen die Ausschüsse des Stadtrates dafür sorgen, dass die Investition der Stadt mit Förderung der Regierung im nächsten Jahr klappt. Christian Wedlich, der dem Verein Bayreuth Event & Festival angehört, sagt: "Schade. Wieder ein Jahr verloren. Aber wir machen weiter." Dann gibt es heuer eben Kultur in einem noch nicht perfekt aufgefrischten Reichshof.

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