Bayreuther nehmen die Kulturbühne mitten am Markt gut an - Erster Abend ausverkauft, zweiter Abend sehr gut besucht Der Reichshof lebt wieder

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Die Premiere ist geglückt: der Reichshof lebt wieder. 16 Jahre, nachdem hier der letzte Film über die Leinwand flimmerte, erlebte der Reichshof seine Wiederauferstehung als Kulturbühne. Doch nicht nur an den drei Abenden, an denen der Verein Bayreuth Event und Festival ein Programm mit heißer Nadel gestrickt hatte, kommen die Besucher. Viele schauen einfach so mal rein. Auf der Spur nach dem ersten Kuss in der Jugend.

 
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"Was gibt es Besseres, als am ersten Abend um 19.55 Uhr ein Schild draußen hin hängen zu können, auf dem steht: Ausverkauft?", sagt Christian Wedlich, der Schatzmeister des Vereins. Gut 20 Restkarten waren es am Freitagabend an der Abendkasse, der Rest ging schon im Vorverkauf weg für Los Dos Y Companeros, die zwölfköpfige Salsaband aus der Oberpfalz. Das Programm für das erste Wochenende der Wiederbelebung des Reichshofs ist mit "extrem knappem Vorlauf entstanden. Vor etwa sechs Wochen haben wir vom Eigentümer erst grünes Licht bekommen", sagt Axel Gottstein, der Vorsitzende von Bayreuth Event und Festival, am Samstag im Gespräch mit unserer Zeitung. 

Ausverkauft

Ausverkauft mit 400 Besuchern am ersten Abend, rund 350 Gäste bei Claudia Koreck am Samstag. "Ein Befreiungsschlag, dass die Leute kommen", sagt Gottstein. "Aber das Schiff ist damit natürlich noch nicht gebaut. Das ist ein erstes Brett am Rumpf. Auch wenn wir natürlich sehr zufrieden sind mit dem Zuspruch." Gottstein sagt, es sei Ziel, dass "das hier keine Eintagsfliege bleibt. Wir vom Verein wollen, dass es weiter läuft".

Drei Monate Vorlauf

Drei Monate Vorlauf hatte der Verein, um aus einem 16 Jahre nicht genutzten Gebäude eine Kulturbühne zu machen. In ehrenamtlicher Eigenarbeit. Mit viel Improvisation. "Samstags oder unter der Woche abends haben wir uns hier zum Arbeiten getroffen", sagt Wedlich. 60.000 Euro hat der Verein investiert, 20.000 Euro habe das Rotary-Hilfswerk für die Voruntersuchungen beigesteuert, sagt Wedlich. In Voruntersuchungen, um die Mängel zu erfassen. In die Elektrik im Saal und im Foyer, die neu gemacht wurde. "Der Brandschutz war das größte Problem." Die Belohnung für den Einsatz: "Es ist schön, wenn die Türen aufgehen und 400 Menschen aus dem Saal kommen. Und man schaut nur in glückliche Gesichter", sagt Wedlich.

Claudia Koreck hat sich gleich in die Akustik verliebt

Begeistert ist auch Claudia Koreck. Die Traunsteinerin, die erst im Frühjahr im ausverkauften Zentrum spielte, hat sich gleich in den Saal verliebt: "Die Akustik ist sehr gut. Da braucht man fast kein Mikro", sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Das komme auch dem Programm entgegen, das sie nach der kurzfristigen Anfrage umgestrickt hat. "Der erste Teil des Konzerts ist unplugged. Ich allein auf der Bühne, mal mit einem, mal mit zwei Musikern. Dann erst kommt die ganze Band dazu. Ich freue mich drauf, hier zu spielen." 

Viele Neugierige

Die Freude sieht man auch bei den vielen Neugierigen, die einfach mal einen Blick in das ehemalige Kino erhaschen wollen. "Am Mittwoch, als wir hier noch alles vorbereitet haben, habe ich bestimmt 120 Leute durchgeführt und ihnen alles erklärt", sagt Heinz Riedel, eines der rund 20 Mitglieder des Vereins, die zusammen mit Familienmitgliedern und Helfern das Eröffnungswochenende über die Bühne bringen. "Man merkt, dass eine hohe emotionale Bindung der Bayreuther zum Reichshof da ist", sagt Andreas Türk, Pressesprecher von Event und Festival. "Beim ersten Schritt ins Foyer bleiben die Leute stehen, lassen auf sich wirken, was sich getan hat. Was geblieben ist." Auch die Nachbarn begleiten das Eröffnungswochenende mit Wohlwollen. "Ich habe mir gleich eine Karte für den Sonntagabend gekauft", sagt eine Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte. "Wir sind froh, dass das kein totes Loch mehr ist." 

Eigentümer und Anwohner freuen sich

Gertrud Eppinger, die Miteigentümerin des Reichshof-Ensembles, schaute am Samstagabend auch vorbei, sagt Türk. "Sie habe sich nicht vorstellen können, was hier in der kurzen Zeit geschaffen wird, hat sie uns gesagt." Nächste Woche werden sich die Verantwortlichen des Vereins zusammensetzen. Werden beraten, wie es weitergeht. Werden beraten, "wie wir weitere Veranstaltungen finanzieren und terminieren. Kultur gibt es halt nicht umsonst. Wichtig ist, dass der Reichshof als Kulturbühne möglichst lange erhalten bleibt". An Ideen dafür, sagt Türk, mangle es nicht. Weder beim Verein, noch bei den "vielen Menschen, die am Wochenende auf uns zugekommen sind und Vorschläge gemacht haben, was wir und was sie machen könnten".        

Das geht heute Abend: Klassik

Heute Abend steht Klassik auf dem Programm: Evgeni Bozhanov und Valentin Radutin spielen Brahms, Tschaikowsky und Rachmaninow.

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