Grünen-Stadtrat Schlags sagt: Die sind wegen des Bürgerentscheids beleidigt Stadtarchiv: Vier Fraktionen wollen Neubau

Von Susanne Will
Der alte Bauhof. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Bürgerentscheid zur Graserschule hat ein schwelendes Thema vorerst in den Hintergrund gedrängt: Was passiert mit dem Stadtarchiv? Eine Arbeitsgruppe der Verwaltung beschäftigt sich mit der Lösung des Problems. Und hat noch ein weiteres Gebäude neben dem alten Bauhof im Auge. Derweil setzen sich vier Stadtratsfraktionen für einen Neubau ein. Stefan Schlags von den Grünen, die nicht für den Neubau sind, erklärt, warum er das für eine „gewisse Beleidigtheit“ hält.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hintergrund: Das Stadtarchiv hätte Platz in der Graserschule gehabt, wenn die durch einen Neubau ersetzt worden wäre. Deshalb lagen die Pläne bis zum Bürgerentscheid auf Eis. Mit der Entscheidung, die Schule zu sanieren, geht die Suche innerhalb der Stadtverwaltung nach einem geeigneten Gebäude für das Stadtarchiv weiter.

Experten raten zum Neubau

Vier Fraktionen (CSU, SPD, FDP/DU, JB) haben jetzt einen Antrag an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe gestellt. Sie wollen einen Neubau und keinesfalls einen Umzug in den alten Bauhof am Hohenzollernring. Ihre Gründe: die enormen Kosten für die Sanierung; die geringe Nutzfläche von 600 Quadratmetern; der „dringende“ Rat zweier auswärtiger Archivleiter, von der Sanierung einer Alt-Immobilie für Archivzwecke generell Abstand zu nehmen und „unbedingt“, so steht’s im Antrag, einen Neubau zu planen, der „allein den Anforderungen eines modernen, zeitgemäßen Archivs gerecht würde und dabei deutlich kostengünstiger zu errichten wäre als jede Altbausanierung“.

"Eine gewisse Beleidigtheit"

Zwei Fraktionen haben den Antrag nicht unterzeichnet: Die Bayreuther Gemeinschaft (BG) und die Grünen. Stefan Schlags von den Grünen sieht in dem Antrag einen Zusammenhang mit der Schlappe, die die vier unterzeichnenden Fraktionen bei ihrem Kampf für einen Neubau der Graserschule einstecken mussten. Schlags: „Wir haben damals von diesen Parteien einen Vorschlag eingefordert, was man im Falle eines Neubaus mit der alten Schule machen sollte. Der Vorschlag war: Das Archiv solle in die Graserschule einziehen.“ Die Geschichte ist bekannt: Die Graserschule wird nun saniert, hier kann kein Archiv mehr einziehen. Der Punkt ging an die Sanierungsbefürworter Grüne und BG. Schlags weiter: „Die BG und wir haben vorgeschlagen, mit dem Archiv in den alten Bauhof zu gehen. Ich unterstelle den Vieren eine gewisse Beleidigtheit, dass in Folge ihrer Niederlage in Punkto Graserschule nun auch noch unser Vorschlag mit dem alten Bauhof in Erfüllung gehen könnte.“

Schlags: "Umbau ist nachhaltiger"

Schlags ist weiterhin für den alten Bauhof. „Die Grünen haben den städtebaulichen Ansatz, dass es zum Charakter unserer Stadt gehört, alte Gebäude zu sanieren, vor allem, wenn man sie städtisch nutzen kann.“ Dazu käme der ökologische Gedanke: „Wenn wir neu bauen, versiegeln wir wieder Flächen. Ein Umbau ist nachhaltiger.“

Stephan Müller, Fraktions-Vorsitzender der BG: „Die Lösung Stadtbauhof ist sinnvoll, weil das Haus der Stadt gehört und sowieso saniert werden muss. Es ist innenstadtnah und man könnte die Nachlässe der Familie Wagner in der Nähe des Hauses Wahnfried zusätzlich aufnehmen.“ Ihm fehle nun der Kostenvergleich zu einem Neubau, „um die Sinnhaftigkeit dieses Vorschlags zu prüfen“. „Die Stadt hat eine Verantwortung für historische Gebäude“, es wäre seiner Ansicht nach auch ein Anbau möglich.

Sanierung zum Archiv: 6 Millionen Euro

Der alte Bauhof ist also noch nicht aus dem Rennen. Das denkmalgeschützte Gebäude muss so oder so saniert werden. Ohne Archiv würden die Kosten bei zwei Millionen Euro liegen. Sollte es den Ansprüchen für ein Archiv genügen, würden sechs Millionen Euro veranschlagt werden. Die Pläne sehen vor, dass der Mittelteil des Bauhofes entkernt und mit Stahlbeton stabilisiert werden müsste, um schwere Rollregale aufstellen zu können. Im linken Teil des Gebäudes droht Ungemach von unten an der Ecke Bad- und Romanstraße: Dieser Teil des Hauses steht auf Eichenpfählen, die mittlerweile verrottet sind. Grund dafür ist der Bayreuther Schlick, der sich hier aufgrund des Schwemmgebietes des Roten Mains abgelagert hat.

Weiteres Gebäude wird geprüft

Eine stadtinterne Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Kultur- und dem Baureferat, hatte jetzt ein erstes Treffen. „Wir prüfen, ob es neben dem alten Bauhof noch weitere potenziellen Standorte fürs Archiv in Bayreuth gibt“, so Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl. Er sagt, dass sich noch ein Gebäude als möglicher Aufbewahrungsort für Bayreuther Geschichte anbieten könnte. Welches Haus die Gruppe im Auge hat, das will er nicht verraten. Das Gebäude werde derzeit auf seine Tauglichkeit geprüft. Auch Striedl sieht die Möglichkeit eines Neubaus auf der grünen Wiese. "Diese Überlegungen stehen auch noch im Raum."

Mehr dazu:

Archiv: Stadträte flirten mit Neubau

Bilder