Norbert Schuhmann hat in seinem Leben kein einziges Mal gezögert. Ja, ich übernehme das Sägewerk, das war ihm immer klar. Obwohl er weiß, die Holzpreise schwanken. Obwohl er weiß, die Großen fressen die Kleinen, gerade im Handwerk. Obwohl er weiß, dass ein Job irgendwo im Büro bequemer wäre. „Ich hänge an dem Sägewerk“, sagt Norbert Zimmermann. Er, die fünfte Generation. An ihm hängt auch eine Verantwortung, eine Erwartung. Seit 1839 lebten seine Vorfahren nachweislich an diesem Ort. Grünthanmühle – der Name rührt daher, dass das Sägewerk früher vom Thumbach angetrieben wurde, eine Mühle also. Der Thumbach plätschert bis heute friedlich unterhalb des Wohnhauses. Zum ersten Mal findet der Ort im Jahr 1335 Erwähnung.
So einen Platz verlässt man nicht. Nicht, wenn man Schuhmann’sches Durchhaltevermögen im Blut hat.
Ihre Frauen haben die beiden Männer richtig ausgesucht. Anni (67) und Anita (38) packen an. Sie fahren Gabelstapler, besäumen Bretter an der Maschine. Frauen, die bei der Arbeit mit dem Holz Angst um ihre Fingernägel hätten, wären fehl am Platz. Eine Schuhmann muss robust sein.
Wenn’s dämmert kehrt doch Ruhe ein in Grünthanmühle. Dann tickt die hölzerne Uhr, die Norbert Schuhmann schon in der Schule gebaut hat, drüben im Sägewerk ungehört vor sich hin. Dann brennt das Licht im Haus, durchs Fenster sieht man die hölzerne Wendeltreppe. „Wissen Sie, dann ist wirklich Ruhe. Und das möchte ich nicht missen“, sagt Anni Schuhmann.
Ob die Töchter mal das Sägewerk übernehmen? „Diese Entscheidung müssen sie selbst treffen“, sind sich Großeltern und Eltern einig.
Wenn die beiden dieses Durchhaltevermögen geerbt haben, dürfte die Antwort schon feststehen.
Info: Im nächsten Teil unserer Serien „Einöden“ geht es um die Mittelmühle, die im idyllischen Klumpertal liegt. Dort hat das Schicksal zwei Menschen hin- und zusammengeführt.
Zuletzt waren wir für unsere Serie in Haaghaus bei Creußen zu Besuch.