Vier Generationen leben in der zu Creußen gehörenden Einöde Haaghaus. Ein schönes Fleckchen Erde

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Wie ist es, wenn man auf einer Einöde lebt, ohne Nachbarn, mitten in der Natur, weit ab vom nächsten Ort. "Es ist ein schönes Fleckchen Erde und wir genießen es, hier zu leben", sagen Martha (58) und Hans-Günther Bauer (63) übereinstimmend. "Und es alles sehr harmonisch bei uns", ergänzt Wilhelm Bauer (84). Vier Generationen leben in der zu Creußen gehörenden Einöde Haaghaus.

 
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Vier Generationen, das sind neben Wilhelm Bauer sein Sohn Hans-Günther mit Ehefrau Martha sowie deren Sohn Matthias (37) mit Lebensgefährtin Stefanie und ihrer Tochter Hannah (7). Sohn Sebastian wohnt im Nachbarort Altenkünsberg. Von 1977 bis 1982 haben ebenfalls vier Generationen im alten, über 120 Jahre alten Haus gewohnt. Dann wurde daneben neu gebaut und nur noch die Eltern von Wilhelm Bauer haben im alten Haus geschlafen. Ins alte Gebäude sind nun Matthias und seine Familie gezogen. Ansonsten spielt sich alles im Neubau ab. Das ist auch heute noch so. Zum Mittagessen treffen sich alle dort am Tisch.

In Haaghaus geboren

Seit 1872 ist das Anwesen in der Familie, seit 1892 wohnen hier Bauers, erzählt Wilhelm Bauer. Der 84-Jährige wurde in Haaghaus auch geboren. Über 30 Jahre hat er bei der Firma Zapf als Betonwerker gearbeitet und nebenbei mit seiner Frau die Landwirtschaft geführt. 1980 hat er den Hof an Sohn Hans-Günther übergeben. Trotzdem ist der Senior bei allen immer noch der Haagbauer. Und er genießt es, dort zu leben. Die Ruhe und die schöne Natur sind es, die er nicht eintauschen möchte. "Es kann uns niemand in den Teller reinschauen", betont er.

Gibt es mal Reibereien, wenn man so eng beieinander lebt? Alle schütteln den Kopf. "Man kennt sich ja", sagt Martha Bauer. Und sie sind alle mobil. Vier Autos gibt es in der Familie, es ist  immer jemand da, der fahren könnte. Sie haben zwar einige Vorräte im Haus, aber wenn mal was fehlt, ist das auch kein Problem. Sie kommen ja jederzeit weg. "Oder wir schicken den Opa los", lacht Martha Bauer, "der macht das gerne." Außerdem kommt einmal die Woche der örtliche Bäcker mit dem Auto vorbei. "Aber wir sind darauf nicht angewiesen", stellt sie klar.

Internet funktioniert einwandfrei

Und ansonsten ist die Infrastruktur im Haaghaus gut. Das Internet funktioniert einwandfrei, erzählt Matthias Bauer. Der Winterdienst fährt bis zum Hof, der Bus hält unten an der Straße. Dort bringen sie Hannah hin, damit sie zur Schule kommt. Aber es war nicht immer alles so, erinnert sich Wilhelm Bauer. "1946 haben wir Licht bekommen, 1970 Straße und Telefon", sagt er. Und dann war da noch der Wasserstreit, 15 Jahre habe der sich hingezogen, bis sie 1990 endlich an die Wasserversorgung der Stadt angeschlossen wurden. Bis dahin nutzte die Familie den eigenen Brunnen. Auch an den Kanal ist Haaghaus angeschlossen. Bis 2010 gab es noch eine Kleinkläranlage.

Wie war es für Kinder, so weit abseits von den Freunden zu wohnen? "Das war schon etwas schwierig", sagt Hans-Günther Bauer. Aber mittlerweile genießt er die Einsamkeit. Für seine Söhne war das nie ein Problem, darum war es für Matthias Bauer auch nie eine Frage, hier zu bleiben. Auch seine Lebensgefährtin lebt gerne dort und die kleine Hannah hat entweder Besuch von Freundinnen oder sie wird zu welchen gebracht. Ansonsten ist sie bei allem dabei, was auf dem Hof passiert. "Und wir brauchen zum Beispiel auch keine Sorge wegen des Straßenverkehrs zu haben", unterstreicht ihre Oma Martha.

Schnitzeljagden am Kindergeburtstag

Das ist auch großer Vorteil, wenn sie einen Kindergeburtstag im Haaghaus ausrichtet. Seit 18 Jahren macht sie das nebenbei, im Hauptberuf arbeitet sie im Hummelthaler Kindergarten. Aus Creußen, Bayreuth und Pegnitz kommen die Buben und Mädchen ins Haaghaus. "Die genießen erstmal die große Freiheit, die sie hier haben", hat sie festgestellt. Zusammen mit ihrem Mann zeigt sie den Hof, organisiert Schnitzeljagden.

Ab und zu schnuppert sie mit ihrem Mann Hans-Günther auch mal fremde Luft. Sie waren schon in Paris, Hamburg und Berlin, machen Vereinsausflüge mit. "Das macht jedes Mal Spaß", sagt das Ehepaar. Aber leben will es da nicht. Die beiden freuen sich, wenn sie wieder in Haaghaus sind. Wenn sie unterwegs sind, kümmern sich Wilhelm Bauer und seine Enkel Matthias und Sebastian um den Hof. Auch Wilhelm Bauer hat schon einiges von der Welt gesehen. "Ich kenne fast ganz Europa, war von Petersburg bis Antalya überall", erzählt er. Und jeden Sonntag geht er zum Tanztee.

Hund Ben schlägt an

Wie ist es so ganz ohne Nachbarn? Hund Ben schlägt sofort an, wenn ein Fremder auf den Hof kommt. Und sie hören auch, wenn da andere Geräusche als gewöhnlich sind. Wie lange wollen sie den Hof noch führen? "Nicht bis ins hohe Alter", sagt Hans-Günther Bauer, "das ist ein Auslaufmodell." Von den Söhnen will keiner die Landwirtschaft übernehmen. Aber leben will die Familie Bauer in Haaghaus weiter. Schließlich ist es ein schönes Fleckchen Erde.

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