Saisonstart: Darauf müssen Biker achten

Von Andrea Pauly
Mit Helm, aber ohne lange Hose: ein Motorradfahrer in der Fränkischen Schweiz. Foto: Ralf Münch Foto: red

Blauer Himmel, Sonnenschein, milde Temperaturen - und seit Freitag gilt das Saisonskennzeichen  wieder. Viele Motorradfahrer sitzen in diesen Tagen zum ersten Mal seit Oktober wieder auf ihren Maschinen. Doch gerade zum Saisonbeginn ist Vorsicht geboten. Bei Gößweinstein kam es am Sonntagnachmittag bereits zu einem Unfall, bei dem zwei Motorradfahrer zum Teil schwere Verletzungen erlitten haben.

 
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Gerade zum Saisonbeginn ist auch bei erfahrenen Bikern die Routine weg, sagt Günther Zaloga vom Fahrsicherheitszentrum Nordbayern des ADAC. „Jetzt geht es vor allem darum, seine Lockerheit und die richtige Blickführung beim Fahren wiederzufinden. Gerade wenn man fünf, sechs Monate nicht gefahren ist, ist es normal, dass das Können erst mal nicht mehr ganz da ist. Das muss man erst mal aus der Versenkung holen.“

Nicht mehr als150 Kilometer für den Anfang

Zaloga empfiehlt, die ersten Ausfahrten des Jahres auf 120 bis 150 Kilometer zu beschränken. „Wer jetzt fährt, sollte es langsam angehen." Das gelte besonders für Neueinsteiger. Aber auch geübte Fahrer warnt er: „Man darf nicht denken, nur weil es im vergangenen Jahr gut gelaufen und nichts passiert ist, gibt  es auch in diesem Jahr automatisch keine Probleme.“

Technik-Check vor jeder Tour

Vor jeder Tour sollten Motorradfahrer die Reifen, Bremsen und Beleuchtung ihrer Maschinen kurz  überprüfen, in größeren Abständen auf Kette und Öl schauen, sagt Zaloga. Der Fahrtrainer rät auch dazu, auf allen Touren genügend zu trinken und regelmäßig Pausen einzulegen. Wie oft, ist laut Zaloga abhängig von der körperlichen Fitness und vom Alter: „Mit 40, 50 Jahren braucht man öfter eine Pause als ein 25-Jähriger."

Raser sind meistens erfahrene Motorradfahrer

Gefahrenstrecken, an denen sich besonders viele Motorradunfälle ereignen, gebe es im Landkreis nicht, sagt Jürgen Stadter, Pressesprecher der Polizei in Oberfranken. Eine Kommission prüfe regelmäßig anhand der Verkehrsunfallstatistik, ob bestimmte Strecken auffällig sind. "Dies ist nach den aktuellen Zahlen der vergangenen Jahre nicht der Fall." Trotzdem kennt die heimische Polizei die Straßen, die einige Motorradfahrer zum Rasen reizen. "Davon gibt es leider mehrere in Oberfranken, allen voran ist hier der Würgauer Berg bei Scheßlitz zu nennen", sagt Jürgen Stadter. Nach seinen Angaben sind die Raser "überwiegend Fahrer mit mehrjähriger Fahrpraxis".

Autofahrer sind noch nicht daran gewöhnt

Zum Beginn der Saison sei auch deshalb besondere Vorsicht geboten, weil Autofahrer noch nicht wieder an die Biker gewöhnt seien. Ein Motorradfahrer sei leicht zu übersehen, wenn er hinter der A-Säule eines Autos aus dem Blickfeld verschwinde. Deshalb appelliert ADAC-Trainer Günther Zaloga an Autofahrer, sich nicht zu ärgern, wenn ein Biker hinter ihnen mal links, mal rechts fährt: „Durch den Scheinwerfer sieht man ihn dann im Rückspiegel besser. Und es weckt die Aufmerksamkeit des Autofahrers." Biker können vermeiden, im Toten Winkel zu verschwinden: „Wenn ein Motorradfahrer das Gesicht des Fahrers im Auto oder Lastwagen vor ihm im Außenspiegel erkennen kann, ist er selbst nicht im Toten Winkel. Wenn er das Gesicht nicht sieht, muss er schleunigst ein Stück weiter weg oder näher ran.“

Acht tote, 494 verletzte Biker in Oberfranken

Acht Motorradfahrer sind im vergangenen Jahr in Oberfranken bei Unfällen ums Leben gekommen -  einer weniger als im Jahr 2014. Auch die Zahl der Verletzten ist gesunken: 494 Zweiradfahrer waren es in Oberfranken. 2014 hatten sich noch 544 Biker Verletzungen zugezogen. Von 536 Unfällen, an denen Motorradfahrer beteiligt waren, verursachten die Motorradfahrer nach Angaben der Polizei fast 300 Unfälle selbst. Diese Zahlen hatte Polizeipräsident Reinhard Kunkel im Februar bekannt gegeben.

Bayernweit starben im Jahr 2015 auf bayerischen Straßen 614 Menschen. Davon waren 140  Motorradfahrer - das waren 10,2 Prozent mehr als 2014. Damit habe sich erneut gezeigt, dass Motorrad fahren „hochriskant“ sei, hatte Innenminister Joachim Herrmann bei der Bekanntgabe der Unfallstatistik gesagt. Erst am Sonntag hatten sich zwei Motorradfahrer bei einem Unfall nahe Gößweinstein schwere Verletzungen zugezogen.

248 Motorradführerschein-Neulinge

Aktuell sind im Landkreis Bayreuth 5068 Motorräder (ab 125 Kubikzentimetern und elf Kilowatt) zugelassen, davon 2846 mit Saisonkennzeichen. Im vergangenen Jahr haben 83 über 18-Jährige den Motorradführerschein der Klasse A erhalten, 165 haben die Klasse A2 (bis 35 Kilowatt Leistung) bestanden.