„Viele Staatsführer reagieren gerade zu allergisch auf legitime Kritik durch unabhängige Journalisten“, sagt der Vorstandssprecher von „Reporter ohne Grenzen“, Michael Rediske: „Wenn sich selbstherrliche Präsidenten und Regierungen per Gesetz jeder Kritik entziehen, fördert das Selbstzensur und erstickt jede politische Diskussion.“
Größte Absteiger in der Rangliste sind Tadschikistan (Platz 150, minus 34 Ränge) und Brunei (155, minus 34). In Tadschikistan habe Präsident Emomali Rahmon unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung Kritiker mundtot gemacht. In Brunei nimmt laut „Reporter ohne Grenzen“ angesichts der schrittweisen Einführung der Scharia und eines Blasphemieverbots die Selbstzensur zu. Polen stürzte um 29 Ränge auf Platz 47 ab. Das sei eine Folge der Bemühungen der neuen polnischen Regierung, die Eigenständigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien einzuschränken und private Medien zu „repolonisieren“.
Zur interaktiven Weltkarte mit weiteren Informationen geht's hier.
Die Spitzenreiter und Aufsteiger:
Die Spitzenplätze der Rangliste nehmen Finnland, die Niederlande und Norwegen ein.
Größter Aufsteiger ist Tunesien (Platz 96), das ungeachtet aller weiterhin bestehenden Defizite die positiven Folgen der Medienreformen nach dem Umbruch von 2011 zu spüren bekomme und sich um 30 Ränge verbesserte. Die Ukraine verbesserte sich um 22 Ränge auf Platz 107 wegen der deutlich zurückgegangenen Gewalt gegen Journalisten.
Bald kein Vorbild mehr? Die Situation in Europa:
Laut „Reporter ohne Grenzen“ ist bereits seit 2014 eine Erosion der europäischen Vorreiterrolle bei der Pressefreiheit zu beobachten. Grund seien Gesetze gegen Terrorismus und Spionage, die zur Einschränkung von Freiheitsrechten missbraucht würden. Außerdem bemängelt die Organisation, dass in Frankreich (Platz 45, minus 7) die meisten privaten Medien von nationaler Bedeutung von wenigen Unternehmern kontrolliert werden, deren wirtschaftliche Interessen vor allem in anderen Branchen liegen. In Bulgarien (Platz 113, minus 7) würden Politiker und Oligarchen den Großteil der Medien kontrollieren. Zugleich nehme die Gewalt gegen Journalisten zu.
dpa
Mehr zum Thema:
ARD-Journalist sitzt in Türkei fest
Merkel macht Weg für Verfahren gegen Böhmermann frei - die Reaktionen
Bayreuther Professor zu Panama-Papers
Kommentar: "Ich bin Lügenpresse"