Ein Weltkulturerbe braucht auch ein Welterbezentrum. Einen Raum, in dem die Besucher ankommen können. In dem sie informiert werden. In dem es beispielsweise ein Museum gibt. Das Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus in Bayreuth wird ein solches Welterbezentrum im Nachbarhaus, im Redoutenhaus, bekommen. Wann das sein wird, ist aktuell noch offen. Klappt es doch bis April 2018?
Es gibt einige Menschen in Bayreuth, die überrascht sind. Dazu zählt sich der SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein. Er fürchtet, dass die Umbau- und Sanierungsarbeiten im Redoutenhaus zu spät beginnen. Nämlich dann, wenn das Welterbe Opernhaus schon längst eröffnet hat. Nach April 2018. Und das, obwohl der Wasserschaden von November vergangenen Jahres die Eröffnung um etwas mehr als ein Jahr nach hinten verschoben hat. Auf April 2018.
Rabenstein sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, ihn habe die Antwort überrascht, die er auf seine schriftliche Anfrage im Landtag bekommen hatte: "Der Ausbau des Redoutenhauses zum Welterbeinformationszentrum könnte nach den derzeitigen Planungen ab 2018 erfolgen", heißt es dort wörtlich. Obwohl es doch gleich in der Antwort auf seine erste Frage heißt: "Die Eröffnung des Markgräflichen Opern- und Redoutenhauses ist nunmehr für April 2018 geplant." Für Rabenstein "ein Widerspruch".
In einem von Finanzminister Markus Söder unterzeichneten Schreiben vom Oktober 2013 in Folge eines Landtagsbeschlusses vom 4. Juni 2013 hatte es noch geheißen: Das Redoutenhaus sei "bestens geeignet" als Welterbezentrum. Deshalb werde die Schlösserverwaltung damit beauftragt, ein Gesamtkonzept und einen Bauantrag zu erstellen, damit ab voraussichtlich 2016 gebaut werden könne. Grobe Kostenschätzung: vier Millionen Euro. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es allerdings noch immer keinen Planungsauftrag, den die Schlösserverwaltung umsetzen könnte. "Das würde bedeuten, dass wir zur Eröffnung des Opernhauses noch eine Baustelle haben werden im Redoutenhaus. Oder die Baustelle geht erst kurz danach los", sagt Rabenstein.
Während es aus der Schlösserverwaltung auf Nachfrage keine weiteren Aussagen zum aktuellen Stand gibt, sagt Tina Dangl, Sprecherin des Finanzministeriums: "Der Planungsauftrag ist in Vorbereitung. Wir arbeiten mit Hochdruck daran." Der Auftrag, das Welterbezentrum im Redoutenhaus zu planen werde "wahrscheinlich Anfang des Jahres" ergehen. Ob das umgebaute und sanierte Redoutenhaus dann doch gleichzeitig mit dem Opernhaus in Betrieb gehen könne, könne man vermutlich dann beantworten, wenn der Auftrag raus sei, sagt Dangl. "Dann beantworten sich sämtliche Fragen."
Rabenstein wartet noch auf eine Antwort von Finanzminister Söder. "Ich habe ihn in einem Brief auf den Widerspruch hingewiesen. Sobald ich die Antwort habe, werde ich in München noch einmal nachhaken", sagt Rabenstein. Man dürfe sich andererseits nicht beschweren, es "fließt seit Jahren viel Geld nach Bayreuth", sagt Rabenstein. Allein die Restaurierung des Opernhauses wird rund 27,5 Millionen Euro kosten. "Aber was mich stört, ist die Tatsache, dass man keine einheitliche Planung macht."
Planen können auch Birgit und Jens Müller nicht so richtig. Die Betreiber des Cafés an der Oper haben eine Fristverlängerung bekommen, wie Birgit Müller auf Anfrage unserer Zeitung sagt. Eigentlich hätten sie Ende 2015, also in wenigen Tagen, ihr Café schließen müssen. "Jetzt ist vertraglich gesichert: Wir müssen erst Ende 2016 raus." Wenn dann immer noch nicht im Redoutenhaus gebaut werden würde, "würden wir natürlich 2017 auch noch mitnehmen, wenn es möglich wäre", sagt Müller. Denn ein Ausweichquartier haben die beiden noch nicht gefunden. "Etwas Gleichwertiges in Bayreuth zu finden, ist ohnehin extrem schwer."
