Auch Yücel hatte kurz überlegt, ob er sich gegen die Instrumentalisierung seines Textes für den gegenteiligen Zweck wehren soll, dann aber davon abgesehen.
Zwei Dutzend Städte betroffen
Schon am 19. vermutete die Polizei direkt, es könne sich um eine Aktion der Reichsbürger handeln. Das schien tatsächlich in die richtige Richtung zu gehen. Denn am Tag darauf lasen Statements im Internet sich fast wie ein Bekenntnis zu den Taten. Zumindest hieß die AfD-nahe Gruppierung "Ein Prozent für unser Land" die Aktion gut und teilte sie zahlreich. Auf der Website der Gruppierung war in einem Beitrag dann eindeutig zu lesen, dass die Gruppe hinter der Aktion steckt. Ähnliche Plakatierungen unter dem Namen "Heimat im Blindflug" hatten in der Woche zuvor bereits in Dresden, Dessau, Leipzig, Saarbrücken, Düsseldorf, Görlitz, Rostock und anderen Städten stattgefunden, weitere folgten in der Woche danach.
Glaubt man den Angaben, dann waren rund zwei Dutzend Städte betroffen. "Orte und Denkmäler nach Symbolkraft" seien dabei ausgesucht worden, man sei mit zahlreichen Leuten ins Gespräch gekommen.
Wer ist "Ein Prozent für unser Land"?
Wer steckt hinter "Ein Prozent"? Zu der Gruppe gehören unter anderem der Bayreuther Islamwissenschaftler Hans-Thomas Tillschneider, der jetzt für die AfD im Landtag von Sachsen-Anhalt sitzt, der als intellektueller AfD-Vordenker bezeichnete Götz Kubitschek, der außerdem Inhaber des rechtskonservativen Verlags Sezession ist, Jürgen Elsässer vom rechten Magazin "Compact" und andere prominente Köpfe von AfD und der Identitären Bewegung. Die Gruppe versteht sich als "Netzwerk für Patrioten", das wie Greenpeace als Plattform agieren will. "Ein Prozent der Bevölkerung, also 800.000 Bürger, sind erforderlich, um mehr Schlagkraft als die SPD zu haben" - so begründet "Ein Prozent für unser Land" das Vorhaben.
Gegen "Masseneinwanderung"
Gegründet wurde die Plattform im November 2015. Die Mitglieder verstehen sich als Widerstandsbewegung gegen die jetzige parlamentarische Demokratie, mit deren Asyl-Politik sie nicht einverstanden sind. Ende Januar hat die Gruppierung eine Verfassungsbeschwerde gegen "die Masseneinwanderung" eingereicht.