Stammzellenspender gesucht: Zehnjähriges Mädchen aus Augsburg hatte bisher nicht das Glück von Amanda Pegnitz: Lisa gibt Typisierungsaktion das Gesicht

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Die zehnjährige Lisa aus Augsburg wartet bisher vergeblich auf einen geeigneten Stammzellenspender – sie gibt der Typisierungsaktion das Gesicht. Foto: red

Die Vorbereitungen laufen quasi Tag und Nacht, die Welle der Hilfsbereitschaft wächst ständig: Unter dem Motto „Pegnitz & Amanda für das Leben“ läuft (wie mehrfach berichtet) am Sonntag, 27. Juli, von 11 bis 16 Uhr in der großen Turnhalle des Gymnasiums eine Typisierungsaktion. Es geht darum, potenzielle Stammzellenspender für an Blutkrebs erkrankte Menschen zu finden.

 
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Auf den Weg gebracht haben diese Aktion Amandas Eltern, Bernhard und Bianca Scholz. Als Partner hinter dem Projekt steht die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Wir sprachen mit Daniel Wilhelm, der dort für die Betreuung solcher Aktionen zuständig ist.

Ihre Zahl ist hoch, viel höher als allgemein bekannt, sagt Wilhelm: „Öffentliche Aktionstermine finden rund 700 pro Jahr statt.“ Wobei die Resonanz völlig unterschiedlich ist. Die Spanne reiche von weniger als hundert Spendern bei kleinen Aktionen, die etwa ein Verein auf die Beine stellt, bis hin zu sehr großen Veranstaltungen mit mehreren tausend Spendern.

Eine Zahl belegt überaus eindrucksvoll, wie wichtig solche Typisierungsaktion sind: „Mehr als 42 000-mal konnte bisher ein DKMS-Spender einem Patienten die Chance auf ein zweites Leben ermöglichen“, sagt Wilhelm.

Bisher kein geeigneter Spender für Lisa

Familie Scholz hat wie berichtet ihre Pläne für diese Aktion nicht ad acta gelegt, nachdem klar war, dass Amandas Bruder Fabian als Stammzellenspender infrage kommt. Ganz im Gegenteil, sie haben ihr Vorhaben forciert, tatkräftig unterstützt von befreundeten Familien. Und so gibt ein anderes an Leukämie erkranktes Mädchen der Typisierungsaktion am Sonntag sozusagen ihr Gesicht: Die zehnjährige Lisa aus Stadtbergen bei Augsburg. Für sie wurde bisher kein geeigneter Spender gefunden.

Am vergangenen Sonntag fand für Lisa in ihrem Heimatort eine Registrierungsaktion statt, mehr als 4000 Menschen ließen sich registrieren. Doch, so Daniel Wilhelm, „die Suche nach der Nadel im Heuhaufen geht weiter und noch immer ist der Suchlauf für Lisa bisher nicht erfolgreich gewesen. Sie liegt weiterhin stationär im Krankenhaus, wird mit Chemotherapie behandelt und hofft auf ihren genetischen Zwilling“.

Krankenkassen übernehmen Kosten nicht

Was vielen immer noch nicht so recht bewusst ist: Die Bestimmung der Gewebemerkmale ist eine sehr aufwendige und damit teure Laboruntersuchung. „So entstehen der DKMS für jede Neuaufnahme eines jeden potenziellen Lebensspenders Kosten in Höhe von 50 Euro“, betont Wilhelm. Die Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht.

Die Konsequenz daraus: „Die Gewinnung neuer Spender wird über Privat- und Firmenspenden finanziert, ohne diese Spenden wäre uns die Aufnahme von neuen Spendern nicht möglich.“

Und noch in einem weiteren Punkt besteht Aufklärungsbedarf: Eine Knochenmarktransplantation hat nichts mit dem Rückenmark des Spenders zu tun. Wilhelm: „Das Risiko für den Spender beschränkt sich also im Allgemeinen auf das Narkoserisiko.“ Und in den meisten Fällen – die Quote liegt bei rund 80 Prozent – erfolgt die Transplantation ambulant, „ähnlich wie bei der Dialyse und damit ohne Narkose“.

Große Unterstützung in Pegnitz

Wie gesagt: Sie nimmt täglich zu – die Unterstützungswelle für die Typisierungsaktion am kommenden Sonntag. Jeder Pegnitzer Bäcker und Metzger ist dabei. Bei den ersteren bot sofort die Bäckerei Schorner ihre Hilfe mit 200 Brötchen an – als man dort hörte, dass Metzger Klaus Lindner 300 bis 400 Bratwürste plus Grill in die Spendenwaagschale warf, stockte man bei Schorners gleich auf. Inzwischen sind alle dabei. „Ich finde das einfach toll“, sagt Doris Küster aus den Reihen jener drei Ehepaare, die Familie Scholz bei der Vorbereitung der Aktion ununterbrochen unter die Arme greifen. Doch auch andere haben sich überlegt, wie man das Projekt fördern kann.

So haben Realschüler mit Hilfe des Unternehmens KSB einen Kicker gebaut, den sie spenden, um ihn auf der Typisierungsaktion versteigern zu lassen. Geplant ist, eine Dose aufzustellen, in der jeder unter Angabe seines Namens, des Geldbetrags und einer Telefonnummer einen Zettel mit seinem Gebot einwerfen kann. Am Ende der Veranstaltung wird die Dose öffnen und nach dem höchsten Gebot „gefahndet“. Im Falle gleicher Gebote entscheidet das Los. Der Kicker ist auf der Homepage der Realschule zu besichtigen – und natürlich auch am kommenden Sonntag vor Ort in der neuen Turnhalle des Gymnasiums.

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