Oberkonnersreuth: Protest der Anwohner gegen eine Straßenführung, die das neue Wohngebiet erschließen soll Oberkonnersreuth: Zufahrt frisst Garten

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Anwohner sind überrascht. Und sie sind sauer: Rechts neben dem Haus Oberkonnersreuther Straße - direkt durch den Garten - soll die Zufahrt zum neuen Wohngebiet entstehen. Soll das Haus aus dem Jahr 1821, das noch bewohnt ist, auch abgerissen werden? Foto: Eric Waha Foto: red

Das neue Wohngebiet ist beschlossene Sache: In Oberkonnersreuth soll am Ortsrand auf einer ehemals landwirtschaftlichen Fläche Platz geschaffen werden für 41 Häuser. Anwohner haben erst jetzt mitbekommen, wie das Wohngebiet erschlossen werden soll: Über den Garten der ehemaligen Gemeindeverwaltung, einem fast 200 Jahre alten Haus. Die Nachbarn protestieren entschieden gegen diese Lösung.

 
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Es war purer Zufall, dass Claudia Weisheit erfahren hat, dass der alte Bauerngarten in ihrer direkten Nachbarschaft einer Zufahrt zu einem Wohngebiet zum Opfer fallen soll. "Das ist gerade einmal eine Woche her", sagt Claudia Weisheit. Sie und andere Nachbarn wollten Elsa Kohler (82) anbieten, dass sie ihr in dem Garten des Hauses, in dem sie seit 1971 wohnt, ein bisschen zur Hand gehen. "Sie hat das Haus und den Garten immer so schön gepflegt. Jetzt kann sie den Garten nicht mehr alleine machen, deshalb haben wir uns angeboten." Doch dann habe Elsa Kohlers Tochter gesagt: "Wartet mal, bevor ihr loslegt." Doris Kohler habe den Nachbarn eröffnet, dass die Stadt plane, die Zufahrt genau durch den Garten zu ziehen.

"Das kann nicht sein"

"Wir haben uns angeschaut und gesagt: das kann nicht sein", sagt Claudia Weisheit. Schließlich würde die Zufahrt extrem nah an dem Wohnhaus vorbeiführen, das dann keinen Garten mehr hat. Sie und die Nachbarn erachten diese Lösung als unglücklich, auch aus Sicherheitsgründen. "Das wird eine schwierige Ein- und Ausfahrt. Wir denken, das ist sehr schwer einsehbar."

Nachbarn glaubten an andere Variante

Alle Nachbarn seien davon ausgegangen, dass die Zufahrt zwischen der ehemaligen Gemeindeverwaltung, in der auch die Feuerwehr untergebracht ist, und dem Gebäude der Verkehrspolizei hindurch geschaffen werde. "Diese Information war im Umlauf." Deswegen habe auch kein Oberkonnersreuther während der Phase, in der der Bebauungsplan öffentlich auslag, Einspruch erhoben. Weisheit wird schnell aktiv: Am 21. Juni schreibt sie einen Brief an die Stadtverwaltung, sammelt 18 Unterschriften gegen die Lösung. "Ich war im Tiefbauamt, im Planungsamt und schließlich bei der Stadtbaureferentin Urte Kelm. Sie sagte mir, es habe keiner Einwände vorgebracht, deshalb sei die vorliegende Planung wie geltendes Recht."

"Verfahren ist abgeschlossen"

Das bestätigt Urte Kelm auf Anfrage unserer Zeitung am Dienstagnachmittag: Ende Mai habe der Stadtrat den Bebauungsplan als Satzung beschlossen, "nachdem es keinerlei Einwände und Hinweise gegeben hatte. Das Problem ist, dass damit das formelle Verfahren abgeschlossen ist. Und das können wir auch nicht einfach wieder eröffnen." Kelm sagt, das Schreiben der Anwohner werde geprüft, "die Einwände werden gewürdigt. Dann wird man sehen, in welchen Punkten man nachbessern kann". Der Einwand, die Zufahrt sei schlecht einsehbar, sei nicht von der Hand zu weisen. Aber: "Nur, so lange das Wohnhaus da steht." Es gebe aber, sagt Kelm auf Nachfrage, "keinen Zeitplan", das Haus, das "schon lange im Besitz der Stadt ist", abzureißen. "Wir haben keinen Druck, das Haus zu entmieten. Die Erschließung kann so gemacht werden, auch wenn sie nah am Gebäude vorbei führt."

Haus hat keinen Bestandsschutz

"Wichtig ist, dass meine Mutter im Haus bleiben kann. Einen alten Menschen verpflanzt man nicht", sagt Doris Kohler im Gespräch mit dem Kurier. "Das Haus hat leider keinen Bestandsschutz. Ich habe deshalb schon mehrfach mit dem Grundstücksamt telefoniert." Ihre Eltern hätten Haus und Garten "immer instand gehalten. Aber meine Mutter kann im Garten jetzt leider nichts mehr machen. Das ist mein Elternhaus, leider war es immer nur zur Miete". Dass die Erschließung so geplant ist und nicht anders - etwa über die Keuperstraße - findet Doris Kohler "komisch. Das ist ja auch für die anderen Nachbarn eine Belastung".

Lösung "nicht optimal"

Oliver Gschwender, noch bis Ende des Monats Distriktsvorsteher von Oberkonnersreuth, sagt, er habe von den Problemen noch nichts gehört. "Ich gehe aber davon aus, dass man immer noch etwas ändern kann, auch wenn formale Fristen verstrichen sind." Gschwenders Rat, sich an die Stadt zu wenden, konkretisiert Sabine Steininger, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, die sich an der Stelle grundsätzlich gegen eine Nachverdichtung ausgesprochen hatten: "Mein Rat ist, direkt mit der Oberbürgermeisterin zu reden, um eine Nachbesserung zu erreichen." Thomas Bauske, der Fraktionsvorsitzende der SPD, der in Oberkonnersreuth wohnt, sagt auf Anfrage: "Meine Vorstellungskraft stößt an gewisse Grenzen, dass die Zufahrt so funktioniert. Hinter dem Haus wäre das aus meiner Sicht möglich." Zumal dann, wenn die Feuerwehr aus dem Haus aus- und in ein neues Feuerwehrhaus Süd umgezogen ist. "Dann kann die Garage weg." Die Lösung zwischen den Häusern Oberkonnersreuther Straße 22 und 24 eine Zufahrt zum Wohngebiet zu machen, sei "nicht optimal. Die Häuser verlieren beide den Garten." Da müsse man noch einmal ran.

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